Die Gelegenheit, die ich hier bekomme, an meine Berufungsgeschichte zu denken, ist ein Anlass für mich zu beten und Gott Dank zu sagen. Und ich kann hier auch den schwierigeren Zeiten ins Gesicht sehen, den Momenten der Einsamkeit und der Dunkelheit, und somit auch jener bitteren Tage gedenken, die sehr schwer für mich waren, auch wenn sie jetzt vorbei sind. Dazu kann ich jedoch auch sagen, dass ich aus heutiger Sicht nie und nimmer auf sie verzichten würde, denn ich habe viel dabei gelernt.
Wenn ich auf meinen Lebensweg zurückblicke, muss ich natürlich auch zugeben, dass ich mehrmals glaubte, bereits am Ziel angelangt zu sein bzw. meinen endgültigen Platz gefunden zu haben – nur um kurze Zeit später eine Wahrheit kennenzulernen, die bei uns der Volksmund folgendermaßen zum Ausdruck bringt: „Wenn du glaubst, die Antworten, die du suchst, gefunden zu haben, wirst du erkennen, dass sich die Fragen geändert haben.“
Damit will ich sagen, dass meine Berufung zum Barmherzigen Bruder ein steter Wandel war und ist. Jeden Tag entdecke ich mich neu und hinterfrage mich im Bestreben zu verstehen und weiter zu gehen. Mit anderen Worten: Ich habe verstanden – auch wenn es mir schwer fällt –, dass Berufung ein Weg ist und nicht ein Ziel. Ich hoffe nur, dass ich eines Tages die Früchte dieses Weges kosten kann. Aber heute bin ich noch immer ein Mensch, der auf dem Weg ist und der hofft, eines Tages an sein Ziel zu gelangen. Oder um es mit einem Lied zu sagen: „Nichts als der Durst wird uns leuchten – sólo la sed nos alumbra.“