Die Macht der Hormone
Auch unser Verhalten beeinflussen sie nachhaltig. Untersuchungen zeigen, dass viele Handlungen der Menschen hormongesteuert sind und die Biochemie einen großen Einfluss hat.
Vom Immunsystem über den Blutzuckerspiegel und Wasserhaushalt bis hin zu Schwangerschaft, Stoffwechsel, Hautbild oder Knochenaufbau: Hormone sind für die verschiedensten Vorgänge in unserem Körper verantwortlich. Die kleinen Botenstoffe werden in Organen wie Niere, Leber, Geschlechtsorganen oder der Schilddrüse gebildet, von wo sie über das Blut zu den verschiedensten Zellen gelangen und ihre „Nachricht“ übermitteln. Es gibt keine Körperfunktion, an der Hormone nicht beteiligt sind. Dabei beeinflussen sie unser Verhalten und die Gefühle nachhaltig.
„Untersuchungen zeigen, dass viele Handlungen der Menschen hormongesteuert sind und die Biochemie einen großen Einfluss hat. So kann man belegen, dass wenn das Kuschelhormon Oxitozin, künstlich verabreicht, für ein Reduktion von Stress und Aggressivität sorgt, sowie Empathie und Vertrauensseligkeit fördert. Auch spendabler sollen die Menschen dadurch werden. In Verhaltenstest spendeten Versuchspersonen um bis zu 80 Prozent mehr Geld an einen unbekannten Partner, wenn sie zuvor eine Dosis des Hormons verabreicht bekommen hatten.
Hormone wie Ghrelin, Leptin und PYY (Peptid Tyrosin-Tyrosin) beeinflussen das Essverhalten, Schilddrüsenhormone u.a. Gewicht, Antriebskraft und Kälteempfingen. Cortisol ist neben den Katecholaminen (Adrenalin, Noradrenalin) das wichtigste Stress-Hormon. Auf chronischen Stress reagiert der Körper mit einem unausgeglichenen Cortisol-Spiegel, was in Folge zu Müdigkeit und Erschöpfungszuständen, Insulinresistenz, Bluthochdruck, einem geschwächten Immunsystem und Übergewicht führen kann. Fehlt das Hormon gänzlich, stirbt man ohne Behandlung daran. Wie bei Morbus Addison, ausgelöst durch eine Unterfunktion der Nebennierenrinde und bekannt geworden durch John F. Kennedy, der darunter gelitten haben soll.
Als neues Wundermittel gilt DHEA (Deyhdroepiandrosteron), das in den Anfängen des 20. Jahrhunderts entdeckt wurde. Es soll nicht nur das Immunsystem stärken, sondern auch beim Abnehmen helfen, der Alterung entgegen wirken und vor Krebs schützen. DHEA wird in der Nebenniere produziert. In sehr vielen Tierstudien konnten unterschiedliche Effekte nachgewiesen werden. Generell führt das Hormon zu Gewichtszunahme, spielt aber gerade in der Hemmung von Tumorzellen (Brust und Hautkrebs) eine Rolle. Belegt sind positive Einflüsse auf das Immunsystem und das Insulinsekretionsdefizit bei Diabetes mellitus Typ 2. Die möglichen Anwendungen scheinen auf einen Blick zahlreich zu sein, allerdings muss unbedingt festgehalten werden, dass all diese Daten aus Tierversuchen stammen, welche nicht immer auf den Menschen umgelegt werden können. Kontrollierte Studien am Menschen sind rar, vereinzelt sind bei Frauen in den Wechseljahren positive Effekte beschrieben.
Viele Krankheiten bzw. Dysfunktionen entstehen durch Schäden an dem hormonbildenden Organ, Schäden am Zielorgan, Probleme mit den Transporteiweißen oder Tumore in anderen Geweben. Nachgewiesen werden Hormone im Blutserum und im Urin. Bei chronischen Probleme mit der Verdauung, Heißhunger, Haarausfall, Schlafstörungen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen oder Depressionen ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen, da dies auf einen gestörten Hormonhaushalt hindeuten kann.