Gut zu wissen – Informationen von A-Z
A
Apostolat (vom lateinischen „apostolatus") bezeichnet den Rang und die Würde des Trägers einer Sendung. Im weiteren Sinne bezeichnet Apostolat die Beauftragung und Sendung zu einem Dienst oder zur Erfüllung einer Aufgabe.
Im neutestamentlichen Sprachgebrauch steht das Wort „Apostolat" zunächst für den Dienst der Apostel, wird dann aber auf Matthias, Paulus und die Apostelschüler ausgedehnt.
Das Zweite Vatikanische Konzil sagt: "Jede Tätigkeit des mystischen Leibes, die auf die Ausbreitung des Reiches Christi über die ganze Erde im Sinne der Teilhabe aller Menschen am Heil gerichtet ist, wird Apostolat genannt. Der Begriff „Apostolat" erhält somit im Sinne der Neuevangelisierung eine umfassende Bedeutung für alle, die in irgendeiner Form im Dienst der Kirche tätig sind, sei es in der Verkündigung oder in der Caritas.
Aus unseren Konstitutionen
Unsere Gemeinschaft erreicht in der Sendung, zu der sie der Heilige Geist in der Kirche erweckt hat, ihre volle Sinndeutung. Die Kirche ist die Fortsetzung des Heilsmysteriums Christi. Sie überträgt uns deshalb die Aufgabe, es durch unser Apostolat der Liebe gegenwärtig zu machen.
Unser Leben als Barmherzige Brüder in der Kirche wurzelt in der Person Jesu und in seinen Taten. In seinem irdischen Leben waren die Kranken, die Armen und die Demütigen die Bevorzugten seiner Liebe. Zum Zeichen seiner Güte und in seinen Worten der Aufrichtung und Hoffnung erkennen wir die Gesinnung, die wir annehmen müssen, um die Liebe Gottes bei unserem Apostolat durchschaubar und erfahrbar zu machen. Seine Identifizierung mit den Schwachen und Notleidenden legt uns nahe, unser Leben in den Dienst der Evangelisierung der Kranken und Armen zu stellen.
Armut
Armut ist neben Ehelosigkeit, Gehorsam und Hospitalität eines der vier Gelübde der Barmherzigen Brüder.
Armut bedeutet für uns Besitzlosigkeit. Alles, was wir besitzen, gehört der Gemeinschaft. Aber der Orden stellt uns Essen, Trinken, Kleidung, Wohnung und alles, was wir sonst noch zum Leben brauchen, in angemessener Form zur Verfügung.
Das ist der Hintergrund dieses Gelübdes: Die Besitzlosigkeit befreit uns von vielen Alltagssorgen. Sie gibt uns die Freiheit und die Chance, offener zu werden für die Nöte anderer Menschen.
Aus unseren Konstitutionen
Mit dem Gelübde der Armut lösen wir uns von der Bindung an die irdischen Güter. So sind wir verfügbarer, Jesus nachzufolgen, der, obwohl er reich war, sich für uns arm machte. Durch seine Menschwerdung solidarisierte er sich mit uns Menschen; er trug unsere Schwächen und Entbehrungen. So lehrte er uns den Weg zur wahren Freiheit.
Wie Jesus verkünden wir den Armen das Reich Gottes. Wegen unserer Armut können wir in die Gemeinschaft mit den Schwachen eintreten und existentiell ihre Lage verstehen. Wir arbeiten für die Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse und widersetzen uns im Geiste des Evangeliums jeder Form der Ungerechtigkeit und menschlicher Manipulation. Angesichts des schrecklichen Elends, wissen wir uns in die Pflicht genommen, das Gewissen der Menschen wachzurütteln.
Apostolischer Auftrag
In den Ordensgemeinschaften wird in der Regel zwischen Ordensleben und Ordensauftrag unterschieden. Während das Ordensleben das geistliche und gemeinschaftliche Leben umfasst, bezeichnet der Ordensauftrag den konkreten Dienst, wie er sich aus der Nachfolge Christi und den prägenden Elementen des Ordensgründers oder der Ordensgründerin ergibt. Hier lassen sich der kontemplative Auftrag, der Verkündigungsauftrag und der Heilungsauftrag im Sinne der Caritas unterscheiden.
Unser apostolischer Auftrag als Barmherzige Brüder verlangt, dass wir den Orden heute in einem neuen Licht sehen. Es ist zwar richtig, dass aus kirchenrechtlicher Sicht nur die Brüder mit Profess zum Orden gehören, aber heute ist eine erweiterte Sicht notwendig. Wir alle sind der Orden. Brüder, Mitarbeiter, Ehrenamtliche, Wohltäter, Freunde und Betreute. Wir alle sind der Orden. Wir alle sind Mitglieder der "Hospitalfamilie".
Wir alle sind aufgerufen, die Sendung des Ordens an den Zeichen der Zeit auszurichten und die Armen, Kranken, Alten und Behinderten in den Mittelpunkt unseres Dienstes zu stellen. Die Keimzelle unserer Berufung als Barmherzige Brüder besteht darin, nach dem Vorbild unseres Ordensvaters, des heiligen Johannes von Gott, ein alternatives Betreuungsmodell anzubieten. Im Mittelpunkt steht dabei die Aufgabe, eine fachlich qualifizierte und zugleich menschliche Betreuung anzubieten und dabei, wo immer möglich, den Menschen zu Gott zu führen.
B
Barmherzigkeit (lat. misericordia) ist das Mitleiden mit der Not des Nächsten. In ihr bestätigt sich die gelebte Nächstenliebe (vgl. Lk 10,37).
Das Wort „Barmherzigkeit“ steht im Zusammenhang mit „Erbarmen“ (Mitleid haben). Im christlichen Verständnis ist die Barmherzigkeit in den vierzehn Geboten genau definiert. Die sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit sind
- Hungrige speisen,
- Durstigen zu trinken geben
- Fremde beherbergen
- Nackte kleiden,
- Kranke besuchen und pflegen
- Gefangene trösten/erlösen,
- Tote bestatten.
Die sieben geistigen Werke der Barmherzigkeit
- Die Unwissenden lehren,
- den Zögernden recht raten,
- die Traurigen trösten,
- die Irrenden zurechtweisen,
- den Beleidigern vergeben,
- die Lästigen ertragen,
- Für die Lebenden und die Toten beten.
Die Barmherzigen Brüder heißen in
- Italien Fatebenefratelli (Barmherzige Brüder), nach dem Aufruf, mit dem der heilige Johannes von Gott in Granada um Almosen und Spenden für die ihm anvertrauten Menschen bat.
- Englisch: St. John of God Brothers,
- Französisch: Fréres de Saint Jean de Dieu (Brüder des heiligen Johannes von Gott).
- Spanisch: Hermanos Hospitalarios de San Juan de Dios (Hospitalbrüder vom Heiligen Johannes von Gott)
- Portugiesisch: Irmaos Hospitaleiros de Sao Joao de Deus
- Tschechisch: Milosrdni Bratri (Barmherzige Brüder)
- Polnisch: Bonifratrzy (Barmherzige Brüder)
- Ungarisch: Irgalmasrend
Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10,25-37)
Da stand ein Gesetzeslehrer auf, und um Jesus auf die Probe zu stellen, fragte er ihn: Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz? Was liest du dort? Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst. Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle danach und du wirst leben. Der Gesetzeslehrer wollte seine Frage rechtfertigen und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächster?
Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halb tot liegen. Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging weiter. Auch ein Levit kam zu der Stelle; er sah ihn und ging weiter. Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. Am andern Morgen holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.
Was meinst du: Wer von diesen dreien hat sich als der Nächste dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen wurde?
Der Gesetzeslehrer antwortete: Der, der barmherzig an ihm gehandelt hat.
Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle genauso!
C
D
Das Wort Definitorium leitet sich von dem lateinischen Wort „definire“ ab: abgrenzen, begrenzen, genau bestimmen.
Wie in vielen anderen Ordensgemeinschaften bilden bei den Barmherzigen Brüdern der Provinzial und die Provinzräte das so genannte Provinzdefinitorium, die Provinzräte werden deswegen auch Definitoren genannt. Wie der Provinzial werden sie vom Provinzkapitel gewählt. Während der Provinzial mindestens sechs Jahre Feierliche Profess haben muss, genügen bei den Provinzräten drei Jahre.
Die Provinzräte arbeiten mit dem Provinzial in der Leitung der Provinz zusammen, heißt es in den Konstitutionen. Sie unterbreiten dem Provinzial ihre „Ratschläge und Meinungen, ... wenn sie danach gefragt werden und wenn sie dies im Interesse des Gemeinwohls für richtig halten.“.
In Abwesenheit oder bei Verhinderung des Provinzials vertritt der erste Provinzrat (Definitor) seine Stelle. Für die Gültigkeit von Beschlüssen des Provinzdefinitoriums ist die Anwesenheit von mindestens drei Mitgliedern erforderlich.
Aus unseren Konstitutionen
Die Provinzräte arbeiten in brüderlicher Weise mit dem Provinzial in der Leitung der Provinz zusammen.
Im Bewusstsein ihrer Verantwortung unterbreiten sie dem Provinzial ihre Ratschläge und Meinungen. Sie tun dies, wenn sie danach gefragt werden und, wenn sie dies im Interesse des Gemeinwohles für richtig halten.
Sie müssen Mitbrüder sein, die wenigstens drei Jahre Feierliche Profess haben.
Zusammen mit dem Provinzial bilden sie das Provinzdefinitorium.
Wenn das Amt des Provinzials aus irgendeinem Grund frei geworden ist, leitet der erste Provinzrat als Provinzvikar nach den Vorschriften der Generalstatuten die Provinz.
In Abwesenheit oder bei Verhinderung des Provinzials vertritt der erste Rat seine Stelle; wenn auch dieser abwesend oder verhindert ist, vertritt der nächste nicht verhinderte Rat seine Stelle.
Dieser auf Zeit eingesetzte Vikar kann die Anordnungen des Provinzials nicht abändern, es sei denn mit besonderer Vollmacht.
Zur Unterstützung der Provinzleitung bestehen die Ämter des Ökonomen und Sekretärs. Bezüglich der Ernennung und der Bedingungen für diese Ämter sind die Vorschriften der Generalstatuten zu beachten.
E
Ehelosigkeit ist neben Armut, Gehorsam und Hospitalität eines der vier Gelübde, welches die Barmherzigen Brüder ablegen. Die Bindung an einen Partner und die Verantwortung für eine Familie würde unseren Freiraum, unsere Zeit und die Einsatzbereitschaft für den Dienst an den Kranken und Bedürftigen erheblich einschränken.
Trotzdem ist die Ehelosigkeit nicht mit einem Singleleben zu vergleichen. Denn wir leben nicht allein, sondern in der Gemeinschaft mit unseren Brüdern. Dieses Zuhause gibt uns Halt für unsere gemeinsame Aufgabe und unser Leben.
Aus unseren Konstitutionen
Die gottgeweihte Ehelosigkeit ist eine überaus hohe Gnadengabe. Die Liebe Gottes, „die durch den Heiligen Geist in unseren Herzen ausgegossen ist“, drängt uns, nach dem Beispiel Jesu und auf sein Wort hin, unsere ganze Person mit ihrer Liebesfähigkeit dem Vater zu weihen.
Mit dem Gelübde der Ehelosigkeitverpflichten wir uns zu einem ehelosen Leben in voller Enthaltsamkeit. So verweisen wir auf die Einheit der Liebe zwischen Christus und seiner Kirche. Wir sind so freier und fähiger, alle Menschen zu lieben.
Die Nachfolge des ehelosen Christus in seiner Ganzhingabe der Liebe an den Vater und an die Brüder, ist Quelle und Nahrung unserer Gemeinschaft. Diese hat ihren Ursprung nicht im Blut und nicht im Wollen des Fleisches, sondern in der Liebe Gottes.
Durch die Ehelosigkeit, wie wir sie als Barmherzige Brüder leben, erfahren und bezeugen wir die Fruchtbarkeit unseres Lebens im Apostolat der Liebe. Denn mit ihr erfüllen wir unsere Sendung, dem Leben zu dienen und es zu fördern und betonen die Würde und den Wert des Leibes.
Die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen ist Anruf und Gabe Gottes. Sie ist auch freie Antwort. Nur in der Kraft des Heiligen Geistes können wir sie geben und immer zu ihr stehen.
Dies verlangt von uns, die empfangene Gabe durch unsere vertrauten Freundschaftsbeziehungen mit Christus im Gebet und in der Feier der Sakramente zu pflegen. Aus demselben Grund wollen wir in Einfachheit und Freude unsere Bruderschaft leben und die freundschaftlichen Bande, die der Herr unter uns entstehen ließ, schätzen.
Darüber hinaus halten wir die Anwendung aller, durch die Erfahrung bewährter, natürlicher und asketischer Mittel und die Erkenntnisse über die menschliche Wirklichkeit für bedeutsam. Sie helfen uns auf dem Weg zur inneren Ausgewogenheit und Reife. So wird unsere Treue zu diesem Gelübde bestärkt.
Die Evangelischen Räte sind in der katholischen Kirche Worte des Evangeliums, die für das christliche Leben nicht zwingend geboten, sondern angeraten sind und deren Befolgung Ausdruck der Freiheit aus der Gnade Gottes ist: Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam. Die evangelischen Räte wollen keine zweistufige Moral begründen, sondern bleiben dem christlichen Hauptgebot der Gottes- und Nächstenliebe untergeordnet und weisen nur einen eigenen Weg zur christlichen Vollendung.
Seit dem Mittelalter sind die evangelischen Räte in die Gelübde der Ordensgemeinschaften eingegangen. Ein Gelübde ist in den Religionen allgemein ein feierliches Versprechen (Profess), mit dem sich der Gelobende zu etwas verpflichtet. Neben den drei klassischen Ordensgelübden Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam geloben die Barmherzigen Brüder als viertes die Hospitalität.
„Geistliche Übungen“ ist allgemein der deutsche Begriff für Exerzitien. Untrennbar ist diese Form der Spiritualität mit dem Namen des heiligen Ignatius von Loyola (1491-1556) verbunden. Er hat frühere Erfahrungen des geistlichen Lebens aufgegriffen und mit dem Akzent der Orientierung des eigenen Lebens am Leben Jesu Christi bereichert.
Exerzitien, es gibt Einzel- und Gruppenexerzitien, dienen nicht vordergründig der Selbstfindung, sondern der Orientierung zur Entscheidungsfindung bzw. der Überprüfung des eingeschlagenen Lebensweges. Der Exerzitienbegleiter (Leiter der Exerzitien, früher auch Exerzitienmeister genannt) gibt geistliche Impulse, greift aber nicht in die Entscheidung dessen ein, der Exerzitien macht. In der persönlichen Meditation des Lebens Jesu und im Gespräch mit dem Exerzitienbegleiter soll sich der eigene Lebensweg abzeichnen.
In den letzten Jahren werden verstärkt auch „Exerzitien im Alltag“ angeboten. Sie sind der Versuch, nicht in der Ruhe und Abgeschiedenheit eines Exerzitienhauses, sondern im Umfeld des Alltags den Weg der Exerzitien zu gehen.
Die Barmherzigen Brüder machen zumindest jährlich einwöchige Exerzitien.
F
Dass am 8. März das Fest des heiligen Johannes von Gott gefeiert wird, ist wohl allen Mitgliedern der Dienstgemeinschaften der Barmherzigen Brüder und den Freunden des Ordens bekannt. Wer darüber hinaus an den liturgischen Feiern der Brüder teilnimmt, wird feststellen, dass es eine ganze Reihe von Gedenktagen, Festen und Hochfesten gibt, die für die Ordensgemeinschaft eine besondere Rolle spielen. Aber nicht jeder Gedenktag, jedes Fest oder Hochfest, das die Brüder feiern, findet sich auch im liturgischen Kalender einer Diözese wieder. Der Grund: Es handelt sich um sogenannte Eigenfeste des Ordens. Doch was verbirgt sich dahinter?
Bei einer Heilig- oder Seligsprechung legt der Papst fest, ob der Jahrestag des neuen Seligen oder Heiligen in der ganzen Kirche, in einer Region, in einem Land oder nur in einer Diözese oder in der betreffenden Ordensgemeinschaft gefeiert wird.
So wird z.B. das Hochfest des hl. Johannes von Gott in der Weltkirche gefeiert. Richard Pampuri wird jedoch nur in der Diözese Mailand und im Orden der Barmherzigen Brüder gefeiert. Deshalb sucht man seinen Gedenktag in den Kalendern vergeblich.
Neben den jährlichen Gedenktagen der Seligen und Heiligen feiern die Barmherzigen Brüder liturgische Feste, die sich aus der Geschichte des Ordens ergeben. So zum Beispiel im November das Hochfest der Ordenspatronin Maria oder im Mai der Gedenktag des heiligen Johannes von Avila.
Übersicht der Eigenfeste des Ordens
8. März
Hochfest des heiligen Johannes von Gott, Gründer des Ordens der Barmherzigen Brüder
24. April
Gedenktag des heiligen Benedikt Menni, Barmherziger Bruder und Priester
26. April
Gedenktag Maria vom guten Rat
1. Mai
Gedenktag des heiligen Richard Pampuri, Barmherziger Bruder
10. Mai
Gedenktag des heiligen Johannes von Ávila, Seelenführer des heiligen Johannes von Gott
3. Juni
Gedenktag des heiligen Johannes Grande, Barmherziger Bruder
30. Juli
Gedenktag der 71 spanischen Märtyrer, Barmherzige Brüder
28. August
Fest des Kirchenlehrers Augustinus, Regelvater der Barmherzigen Brüder
24. Oktober
Fest des heiligen Erzengels Raphael
3. Samstag im November
Maria, Schutzpatronin des Ordens
28. November
Gedenktag der Reliquienübertragung des heiligen Johannes von Gott
Die deutschen Übersetzungen von Pater und Frater, also „Vater“ und „Bruder“, bringen Licht ins Dunkel. Da diese Anreden aber in den verschiedenen Ordensgemeinschaften unterschiedlich gehandhabt werden, gilt die folgende Erklärung nur für die Barmherzigen Brüder.
Die Anrede „Pater“ wird für Ordensleute verwendet, die Priester sind. Aber auch die Prioren und der Provinzial werden mit „Pater“ angesprochen, obwohl sie in der Regel keine Priester sind. Die Anrede „Pater Prior“ oder „Pater Provinzial“ ist ein Zeichen des Respekts vor der Verantwortung, die der Betreffende für den Konvent oder die Provinz trägt.
„Frater“ ist die Anrede für den Barmherzigen Bruder, der weder Priester noch mit einer besonderen Leitungsaufgabe betraut ist.
Das Wort Pater (Vater) hat auch eine programmatische Bedeutung: In väterlicher Sorge soll der Priester seinen Dienst an der Gemeinschaft und den Gläubigen tun bzw. der Prior und Provinzial in väterlicher Sorge für die Mitbrüder da sein.
Auch das lateinische Wort Frater für Bruder verweist auf das Selbstverständnis unseres Ordensgründers, des heiligen Johannes von Gott, der sich als Bruder aller Menschen bezeichnete.
In diesem Geist wollen wir für die uns Anvertrauten, für die Mitglieder der Dienstgemeinschaft und für die Freunde und Bekannten des Ordens da sein.
G
Gehorsam ist neben Armut, Ehelosigkeit und Hospitalität eines der vier Gelübde, die die Barmherzigen Brüder ablegen.
Mit dem Eintritt bei den Barmherzigen Brüdern entscheiden wir uns, Teil der Gemeinschaft zu werden. Damit unterwerfen wir uns auch den Entscheidungen des Ordens. Letztlich ist es wieder im Sinne des Einzelnen, dass Entscheidungen im Interesse der Gemeinschaft und durch die Gemeinschaft getroffen werden. Deshalb hat dieser Gehorsam auch nichts mit Unterdrückung oder Bevormundung zu tun. Sondern mit gegenseitigem Verständnis und Vertrauen.
Aus unseren Konstitutionen
16. Unser Gehorsam gründet in unserem Willen, Christus, der durch seinen Gehorsam die Erlösung vollbracht hat, gleich zu werden: Er kam in die Welt, um den Willen des Vaters zu tun und erfüllte ihn im Dienst an den Menschen. Er fügte sich ohne Vorbehalt in die göttlichen Heilspläne ein und hat, „obwohl er der Sohn war, durch Leiden den Gehorsam gelernt“ bis hin zum Tod.
Durch den Gehorsam bringen wir unseren ganzen Willen, als Opfer unserer selbst, Gott dar. So vereinigen wir uns noch inniger mit dem Heilswillen Gottes, der sich uns durch sein Wort, das Lehramt der Kirche, die Regel, die Konstitutionen, das Eigenrecht des Ordens, die Weisungen der Oberen, den Gedankenaustausch mit den Mitbrüdern und die Deutung der Zeichen der Zeit kundtut.
So verkünden wir die Freiheit, die Christus uns erworben hat und zu der wir berufen sind. Sie macht uns fähig, im Dienst anderer zu leben. Mit ihr überwinden wir eine sklavische Unterwürfigkeit , ein falsches Autoritätsdenken , den Egoismus, den Mangel an Gemeinschaftsgeist und alle Situationen, in denen die Würde des Menschen beschnitten wird.
17. Unser Gehorsam ist ein persönliches Tun, das im Glauben und in der Liebe verwurzelt ist. Solches Tun führt uns zur Freiheit der Kinder Gottes und fördert unser ganzheitliches Reifen. Denn die Autorität und der Gehorsam stehen im Dienst der Person, der Gemeinschaft und der Sendung.
Unseren Gehorsam üben wir vor allem in der Treue zu unserem Charisma und beim ehrlichen und gemeinschaftlichen Fragen und Suchen nach dem, was Gott mit unserem Orden, unseren Gemeinschaften und jedem Mitbruder vorhat. Aus unserer Verfügbarkeit wächst der Geist, der uns frei erhält, um bereitwillig auf die Nöte des leidenden Menschen zuzugehen.
Ihm zu dienen, weihen wir unser Leben. Deshalb lassen wir uns überall hinschicken und erfüllen die Aufgaben, die der Orden uns anvertraut.
18. Mit dem Gelübde des Gehorsams nehmen wir frei und bedingungslos den Willen Gottes mit uns an. Wir verpflichten uns, zu erfüllen, was die rechtmäßigen Oberen in Übereinstimmung mit den Konstitutionen des Ordens anordnen.
Mit unserem Charisma und Apostolat nehmen wir in besonderer Weise am Leben und an der Sendung der Kirche teil. Deshalb gehorchen wir dem Papst, unserem höchsten oberen, auch kraft des Gehorsamsgelübdes. Er steht der universalen Gemeinschaft der Liebe vor. Darum verbinden uns die Liebe und der Gehorsam zu ihm ganz besonders mit dem Geheimnis der Kirche.
Unsere Gegenwart in der Ort Kirche verlangt von uns, die Weisungen und Anordnungen der Bischöfe getreu zu befolgen.
Die Mitbrüder, die den Leitungsdienst versehen, geben nach dem Beispiel Jesu unserem persönlichen und gemeinschaftlichen Wachstum Impulse und helfen uns, den Willen Gottes zu erkennen; sie garantieren durch die Treue zum Charisma die Einheit in der Vielfalt; sie fördern den aktiven und verantwortungsbewussten Gehorsam; sie treffen, wenn Umstände es fordern, die notwendigen Entscheidungen.
19. Vom Glauben erleuchtet und gestärkt, lässt uns der Gehorsam auf dem Weg des offenen und brüderlichen Gedankenaustausches die apostolischen Charismen der Gemeinschaft und ihrer Glieder erkennen. Mit diesen Gnadengaben hilft der Heilige Geist dem Orden in der Erfüllung seines Sendungsauftrages.
Dieses vom Dialog und gegenseitigem Verständnis geprägte Klima weckt den Sinn der Mitverantwortung, die zur Einheit im Dienst an Gott und an unseren armen und kranken Brüdern führt.
Wahrscheinlich erkennen nur wenige Menschen im Wappen des Ordens der Barmherzigen Brüder eine stilisierte Frucht mit einem Kreuz: den Granatapfel. Aber selbst wenn man diesen Granatapfel erkennt, stellt sich die Frage: Warum ist der Granatapfel mit dem Kreuz das Wappen des Ordens der Barmherzigen Brüder?
Dafür gibt es zwei Gründe:
Zum einen gründete der heilige Johannes von Gott den Orden der Barmherzigen Brüder in der spanischen Stadt Granada. Der Granatapfel stand Pate bei der Namensgebung dieser andalusischen Stadt, die diese Frucht auch in ihrem Wappen trägt.
Zum anderen ist der Granatapfel ein uraltes Symbol für Liebe, Fruchtbarkeit und Unsterblichkeit. Der mit einem Kreuz gekrönte Granatapfel symbolisiert den Auftrag der Barmherzigen Brüder, motiviert durch die christliche Botschaft (Kreuz), den Kranken, Hilfsbedürftigen und Hilfesuchenden in Liebe (Granatapfel) nahe zu sein und Hilfe und Hoffnung zu bringen.
H
Wir Barmherzige Brüder legen nicht nur die drei klassischen Mönchsgelübde - ehelose Keuschheit, Armut und Gehorsam - ab, sondern auch ein viertes Gelübde, das der Hospitalität. Hospitalität kann einfach mit dem Wort Gastfreundschaft übersetzt werden. Aber man muss dieses Wort Gastfreundschaft biblisch interpretieren, um zu verstehen, was Hospitalität im Sinne der Tradition des heiligen Johannes von Gott bedeutet.
Die Konstitutionen des Ordens der Barmherzigen Brüder sehen den Ursprung dieses Gelübdes im Leben Jesu selbst, der, vom Geist gesalbt und gesandt, den Armen die Frohe Botschaft brachte und die Kranken heilte (vgl. Lk 4,18-19).
Die Konstitutionen fassen die Konsequenzen der versprochenen Hospitalität in drei knappen Sätzen zusammen: die Rechte der Person zu verteidigen und zu schützen; der Mensch hat das Recht, in Würde geboren zu werden und zu leben; er hat das Recht auf Pflege im Krankheitsfall und das Recht, in Würde zu sterben.
Diese sehr knappen Aussagen müssen im Hinblick auf den jeweiligen Zweck der Einrichtung interpretiert werden. Dies geschieht z.B. durch das Leitbild oder auch durch die Charta der Hospitalität. Maßstab für diese Interpretation ist das Leben des Ordensgründers, des heiligen Johannes von Gott.
Aus der Charta der Hospitalität
Das Handeln des Johannes von Gott für die Armen und Kranken überraschte und machte betroffen, wirkte aber zugleich wie ein Lichtstrahl, der neue Wege zur Betreuung und zum humanen Umgang mit ihnen wies. Er hat praktisch aus dem Nichts ein alternatives Modell geschaffen, wie man Bürger, Christ und dem Schwächsten Bruder sein kann. Diese prophetische Hospitalität hat wie ein Sauerteig im Gesundheitsdienst und in der Kirche gewirkt. Das Modell des heiligen Johannes von Gott hat auch als kritisches Gewissen gewirkt und neue Wege für Hilfsinitiativen zum Wohle der Armen und Randgruppen gewiesen.
K
Ursprünglich bezeichnete das Wort „Kapitel“ einen Abschnitt der Ordensregel. Später bezeichnete es die Versammlung der Ordensleute im Sinne eines Leitungsorgans. In den Klöstern der monastischen Orden gibt es für diese Versammlungen einen eigenen Kapitelsaal. Die Abhaltung von Kapiteln ist im allgemeinen Ordensrecht der katholischen Kirche geregelt, lässt aber den einzelnen Orden die Möglichkeit, in ihrem Eigenrecht (Konstitutionen und Generalstatuten) spezifische Richtlinien festzulegen.
Bei den Barmherzigen Brüdern hat sich in den letzten Jahrzehnten ein Strukturwandel vollzogen, der die Führungskräfte stärker in die Entscheidungsprozesse der wirtschaftlichen Führung der Einrichtungen einbezieht. Zu diesem Zweck wurden Direktorien eingerichtet. Dies hatte Auswirkungen auf die Konventkapitel. Deshalb wurde neben dem Konventkapitel das Familiengespräch eingeführt. Im Konventkapitel werden die kirchenrechtlichen Angelegenheiten behandelt: Wahlen, Aufnahme in den Orden, Abstimmung über die Profess. Fragen des täglichen Gemeinschaftslebens werden im monatlichen Familiengespräch behandelt.
Die Konstitutionen formulieren
- zu den Konventkapiteln
- Dialogbereitschaft und Mitverantwortung eines jeden Bruders für das Gelingen des Gemeinschaftslebens;
- Reflexion und Beratung über alle Fragen des Gemeinschaftslebens;
- Beratung über die wirtschaftliche Situation des Konvents.
- zu den Provinzkapiteln
- Beratung über alle Fragen, die den Stand des Ordenslebens in der Provinz betreffen;
- Behandlung der Weisungen und Beschlüsse des Generalkapitels und Überlegungen, wie diese vor Ort umgesetzt werden können;
- Wahl des Provinzials, der Provinzleitung (Definitorium), der Provinzdelegaten, der Hausoberen, der Magister der Postulanten, Novizen und Scholastiker.
- zu den Generalkapiteln
- Überprüfung des Standes des Ordenslebens in Übereinstimmung mit der Lehre der Kirche;
- Förderung und Suche nach glaubwürdigen Zeugnissen für das Charisma der Hospitalität;
- Auslegung der Konstitutionen und Generalstatuten;
- Wahl des Generals und der Generalräte;
- Erlass von Dekreten, die dem Wohl des Ordens dienen.
Bei den Barmherzigen Brüdern findet das Generalkapitel alle sechs Jahre statt, die Provinzkapitel alle vier Jahre.
Das Konventkapitel bzw. Familiengespräch kann bei Bedarf vom Prior einberufen werden. In der Regel soll monatlich ein Familiengespräch stattfinden. Wegen der Fülle der bei General- und Provinzkapiteln zu behandelnden Themen gibt es eigene Vorbereitungskommissionen, die Vorlagen erarbeiten, gegebenenfalls Fachleute zu einzelnen Sachthemen einladen und die Tagesordnung und den Ablauf strukturieren.
Kloster – Konvent – Klausur
Kloster und Ordensleben sind im allgemeinen Sprachgebrauch wohl untrennbar miteinander verbunden und werden oft synonym verwendet. Sie werden meist mit Adjektiven wie geschlossen, unzugänglich, ummauert, idyllisch, Bier brauend versehen.
Diese Attribute passen nicht so recht zur Geschichte und zum Selbstverständnis der Barmherzigen Brüder. Die Häuser, die der Orden errichtete, dienten nie nur den Ordensmitgliedern, sondern waren und sind für Menschen bestimmt, die der Hilfe bedürfen. Dieser Notwendigkeit unterlag auch das architektonische Konzept. Nur ein Teil des Hauses diente den Brüdern als Wohnraum und wurde Konvent (lateinischer Wortstamm für „zusammenkommen“) oder Klausur (lateinischer Wortstamm für „eingeschlossen/abgeschlossen“) genannt.
Beide Begriffe drücken die Bedürfnisse der Ordensleute aus. Das gemeinsame Leben braucht Orte des Zusammenkommens und Orte der Ruhe, des Eingeschlossenseins für das geistliche Leben. In Gesprächen mit Patienten und Besuchern zeigt sich immer wieder, dass sie sehr überrascht sind, dass die Barmherzigen Brüder in ihren Krankenhäusern und Heimen leben und nicht in einem eigenen Kloster - mit Kirche und Mauern. Ordensleute ohne „Kloster“, geht das? Ja, wenn die vorhandenen Räume den Bedürfnissen des geistlichen Lebens angepasst sind. Die Sprachverwirrung wird für den Laien perfekt, weil das Wort Konvent nicht nur für die Räumlichkeiten der Ordensleute, sondern auch für die Gemeinschaft selbst verwendet wird.
N
Das Noviziat ist die Probe- und Einführungszeit zu Beginn des Ordenslebens, die dem Novizen eine tiefe Erfahrung der persönlichen Begegnung mit Gott, mit der Gemeinschaft und mit dem leidenden und hilfsbedürftigen Menschen vermitteln soll. Diese „Lehrzeit des Ordenslebens“ setzt eine Atmosphäre der Stille und des Gebets, des Ernstes und der Ordnung, der Freude und der Brüderlichkeit voraus.
Während des Noviziats, das bei den Barmherzigen Brüdern zwei Jahre dauert, sollen die Novizen in ihrer Selbsterkenntnis wachsen, ihre Identifikation mit dem Orden verinnerlichen und so ihre Berufung festigen, um am Ende des Noviziats in der zeitlichen Profess frei und verantwortlich auf den Ruf Christi antworten zu können.
Die Barmherzigen Brüder der europäischen Provinzen haben ihr gemeinsames Noviziat in Brescia, Italien.
Aus unseren Konstitutionen
67. Das Hauptziel des Noviziates ist es, den Novizen eine tiefe Erfahrung der persönlichen Begegnung mit Gott, der Gemeinschaft und dem leidenden Menschen zu vermitteln. Diese Absichten setzen ein Klima der Stille und des Gebetes, des Ernstes und der Ordnung, der Freude und der Brüderlichkeit voraus. Die Novizen sollen somit unter Bedingungen leben können, in denen ihre Selbsterkenntnis wachsen, der Sinn der Zugehörigkeit zum Orden sich verinnerlichen und die eigene Berufsfindung sich festigen können, um so eine freie und verantwortungsbewusste Antwort auf den Anruf Christi geben zu können.
In Übereinstimmung mit dem Programm des Ordens, müssen die Novizen eine Ausbildung erhalten, die es ihnen ermöglicht, die vielfältigen Aspekte des Lebens eines Barmherzigen Bruders harmonisch zu leben. Sie brauchen daher Anleitung, um: die menschlichen und christlichen Tugenden zu pflegen; den Weg der Vollkommenheit durch Gebet und Selbstverleugnung eifrig zu beschreiten; das Geheimnis des Heiles zu erwägen, die Heilige Schrift zu lesen und zu betrachten; die Anbetung Gottes in der Feier der heiligen Liturgie mitzuvollziehen; die Art und Weise des Lebens, das Gott und den Menschen in Christus durch die evangelischen Räte und der Hospitalität geweiht ist, zu erlernen; die Eigenart und den Geist, die Zielsetzung und Ordnung, die Geschichte und das Leben des Ordens kennen zu lernen; und die Liebe zur Kirche und ihren Hirten zu wecken.
Die Zulassung der Postulanten zum Noviziat nimmt der Provinzial mit Zustimmung seines Rates vor. Kein Kandidat darf in den Orden aufgenommen werden, der nicht die erforderlichen Qualitäten besitzt, um die unserem Orden eigene Lebensweise zu übernehmen.
Die Dauer des Noviziates in unserem Orden beträgt zwei Jahre.
Zur Gültigkeit des Noviziates ist erforderlich, dass das erste Jahr in einem rechtmäßig dafür errichteten Hause zugebracht wird.
Eine über drei Monate hinausreichende Abwesenheit während dieser Zeit, mit oder ohne Unterbrechungen, macht das Noviziat ungültig; eine über zwei Wochen dauernde Abwesenheit muss nachgeholt werden.
Bezüglich der erwähnten Bedingungen über die Zulassung und der anderen Erfordernisse für das Noviziat sind die Normen des allgemeinen Rechts und des Eigenrechts zu beachten.
O
Die Orden der Kirche verstehen sich als Gemeinschaften, die sich am Beispiel der Jünger Jesu orientieren. Diese Menschen hatten alles verlassen, ihren Beruf, ihr Geschäft, den ganzen bisherigen Alltag mit seinen menschlichen Bindungen. Sie waren bereit, Jesus zu folgen, ihm nachzufolgen. Sie lebten in enger Nachfolge Jesu, in einer Gruppe von Gleichberufenen, ohne Bindung an einen Ehepartner, in materieller Unsicherheit und im Gehorsam gegenüber ihrem Herrn. Durch ihr Leben nach den „evangelischen Räten“ versuchen Ordensleute, das Wesentliche der Nachfolge Jesu in die jeweilige Zeit zu übersetzen.
So unterschiedlich sich die Orden im Laufe der Kirchengeschichte entwickelt haben, so gemeinsam ist ihnen das Gebetsleben, aus dem sie Kraft für ihren Dienst und ihr Apostolat schöpfen.
Übersicht der Orden in Österreich: www.ordensgemeinschaften.at
Schon in der Urkirche waren der Wechsel der Kleidung und das Anlegen eines Habits Ausdruck eines asketischen Lebens. Als Ordenskleidung hat das Ordensgewand eine doppelte Bedeutung: zum einen als Zeichen der Zugehörigkeit zum Ordensstand, zum anderen als Unterscheidungsmerkmal gegenüber anderen Ordensgemeinschaften.
Die feierliche Übergabe des Ordenskleides im Rahmen der Einkleidung ist nach den jeweiligen Satzungen der Orden Bestandteil der Aufnahme in die Gemeinschaft.
Die spezifischen Ordenstrachten der einzelnen Gemeinschaften haben sich im Laufe der Jahrzehnte oder Jahrhunderte ihres Bestehens immer wieder verändert. Die Vielfalt der verschiedenen Ordenstrachten ist beeindruckend.
Aus unseren Generalstatuten
74: „Das Ordensgewand, das wir bei der ersten Profess erhalten, besteht aus einem Habit, der durch einen Ledergürtel an der linken Seite zusammengehalten wird, und einem Skapulier mit Kapuze. Das Ordensgewand ist schwarz. ... Wenn die Mitbrüder das Ordensgewand nicht tragen, sollen sie immer bescheiden gekleidet sein und ein äußeres Zeichen tragen, das sie als Gottgeweihte ausweist, wie es dem Brauch ihres Landes entspricht.
Unsere Konstitutionen sagen über den Habit: "Er ist ein Zeichen des geweihten Lebens und ein Zeichen der Armut". Der Gürtel des Habits wird auch Zingulum genannt. Die Form, die wir Barmherzigen tragen, ist ein Hinweis darauf, dass der Orden die Regel des heiligen Augustinus befolgt.
Ursprünglich war das Skapulier wohl eine Arbeitsschürze. Theologisch wird das Skapulier als Weihe an die Gottesmutter Maria gedeutet, die den Barmherzigen Brüdern besonders am Herzen liegt.
Ordensregel des hl. Augustinus
Eine glänzende Karriere führte den 354 geborenen Jüngling aus einer Beamtenfamilie in der nordafrikanischen Provinz Tagaste im Jahr 370 zum Studium nach Karthago, Rom und Mailand.
Als Professor besaß Augustinus alles, was die Jugend in seinen Bann ziehen konnte: Bildung, Zauber des Wortes, Schärfe des Geistes. Dennoch blieb sein Leben unerfüllt und ruhelos, bis er 384 in Mailand unter dem Einfluss des heiligen Ambrosius zum Glauben fand und 388 eine Mönchsgemeinschaft gründete, in der er auch als Bischof lebte und für die er selbst eine Lebensregel verfasste.
In seinen „Bekenntnissen“ schildert Augustinus (354-430) seinen Lebensweg, seine Irrwege, Umwege und Abwege, vor allem aber die Entdeckung Gottes, die ihn Ostern 387 zur Taufe, 391 in Hippo zum Priestertum und 396 zum Bischofsamt führte.
Die Regel des heiligen Augustinus gibt in knapper Form ein Bild von dem, was er selbst in seinem monastischen Leben zu verwirklichen suchte. Gewissermaßen als Überschrift heißt es dort: „Liebe Brüder, vor allem sollt ihr Gott lieben, dann den Nächsten; denn das sind die Hauptgebote, die uns gegeben sind“. Und als „erstes Ziel“ des Gemeinschaftslebens wird definiert: „... in Eintracht zusammenzuleben und ein Herz und eine Seele für Gott zu sein". Augustinus mahnt die Ordensleute, „nicht stolz zu sein“, denn Stolz schade auch den guten Werken. Für das Gebet gibt er ihnen mit auf den Weg, dass es auch „im Herzen leben soll, was der Mund ausspricht“.
Es folgen weitere Hinweise für das Leben im Kloster. So sollen die Tischlesungen „ohne Lärm und Streit“ angehört werden, „denn nicht nur der Mund soll für euch Nahrung aufnehmen, sondern auch die Ohren sollen nach dem Wort Gottes hungern“. Einen relativ breiten Raum nimmt das Kapitel über die „Bewahrung der Keuschheit und brüderliche Zurechtweisung“ ein. Auch in der Kleidung mahnt Augustinus zur Bescheidenheit. „Streit sollt ihr nicht haben“, schreibt Augustinus, auch wenn er weiß, dass es in der Realität immer wieder zu gegenseitigen Verletzungen kommt. Deshalb ruft er zur schnellen Wiedergutmachung auf, und auch der Beleidigte soll „ohne lange Verhandlungen“ verzeihen. Von den Ordensoberen fordert Augustinus, sich nicht deshalb glücklich zu schätzen, weil sie anderen befehlen können, sondern weil sie „in Liebe dienen“ dürfen.
Nicht als „Sklaven des Gesetzes“, sondern als „Freie der Gnade“ sollen sich die Ordensleute der Regel unterwerfen, fordert Augustinus abschließend.
Da sich der heilige Johannes von Gott nicht als Ordensgründer verstand und deshalb seinen Nachfolgern keine Ordensregel hinterließ, übernahmen die Barmherzigen Brüder die Regel des heiligen Augustinus.
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Als Postulantat (oder Postulat) bezeichnet man die Probezeit vor dem Noviziat, die dem Ordenskandidaten (= Postulanten) helfen soll, die nötige menschliche und religiöse Reife zu erlangen, um die Zeit des Noviziats mit Gewinn zu erleben. Dieser Ausbildungsabschnitt dauert mindestens sechs Monate und kann bis zu zwei Jahre dauern.
Durch Gebet und Besinnung, durch das Studium der im Ausbildungsprogramm des Ordens vorgesehenen Regeln und Dokumente, durch offene Gespräche mit den Ausbildern und durch eine angemessene Teilnahme am Gemeinschaftsleben soll der Kandidat in seiner Berufungsfindung unterstützt und gefördert werden. Der Postulant soll in dieser Zeit den Orden und der Orden den Postulanten kennen lernen.
Aus unseren Konstitutionen
Während des Postulates, der unmittelbaren Vorbereitungszeit zum Noviziat, das wenigstens sechs Monate dauern muss, vertieft der Kandidat seine Berufsfindung:
- durch Gebet und Betrachtung;
- durch offenes Gespräch mit den Ausbildern;
- durch angemessene Teilnahme am Gemeinschaftsleben;
- durch das Studium der im Ausbildungsprogramm des Ordens vorgesehenen Materien.
Der Postulator, der Priester sein muss, vertritt den Selig- oder Heiligsprechungsprozess gegenüber den kirchlichen Autoritäten. Diese kurze Definition bedarf zum besseren Verständnis einiger Erläuterungen.
Heiligsprechung oder Seligsprechung ist das feierliche Urteil des Papstes über das geglückte Leben von Dienern und Dienerinnen Gottes, die in besonderer Weise dem Vorbild Jesu Christi gefolgt sind und durch ihr selbstloses Leben ein hervorragendes Zeugnis für das Himmelreich abgelegt haben. Die erste Heiligsprechung durch einen Papst im heutigen Sinne erfolgte am 11. Juni 993 durch Papst Johannes XV. für Bischof Ulrich von Augsburg. Papst Johannes Paul II. erließ 1983 neue Richtlinien für das Selig- und Heiligsprechungsverfahren.
Vereinfacht gesagt ist die erste Phase eines Seligsprechungsverfahrens der Informationsprozess auf diözesaner Ebene. Dabei vertritt der Vizepostulator die Person, die selig- oder heiliggesprochen werden soll, umfassend. Das heißt, er muss durch Zeugenaussagen und Dokumente nachweisen, dass diese Person ihr Leben in hervorragender und selbstloser Weise in die Nachfolge Jesu Christi gestellt hat. Für unseren Diener Gottes, Frater Eustachius Kugler, war Pater Kasimir Metzger Vizepostulator für den Informationsprozess in der Diözese Regensburg. Die zweite Stufe des Selig- und Heiligsprechungsprozesses findet im Vatikan statt.
Beim Verfahren in Rom wird das Anliegen der Heilig- oder Seligsprechung durch den Generalpostulator vertreten. Derzeit ist Generalrat Pater Elia Tripaldi Generalpostulator der Barmherzigen Brüder.
Der Informativprozess bildet die Grundlage für den Apostolischen Prozess.
Pater Elia betreut derzeit folgende Verfahren:
- Die Heiligsprechung der 71 spanischen Märtyrer, die am 25. Oktober 1992 seliggesprochen wurden;
- die Seligsprechung von Fr. Francisco Camacho, einem spanischen Mitbruder, der in Peru gewirkt hat;
- die Seligsprechung von weiteren 23 spanischen Mitbrüdern, die ebenfalls während des Bürgerkrieges das Martyrium erlitten hatten, aber nicht mit den anderen 71 Mitbrüdern 1992 seliggesprochen wurden;
- die Seligsprechung von Frater William Gagnon, einem kanadischen Mitbruder, der in Vietnam gewirkt hat
- die Seligsprechung von Schwester Josefa Recio Martín, die zusammen mit unserem heiliggesprochenen Mitbruder Benedikt Menni die Hospitalschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu (Menni-Schwestern) gegründet hat.
Für das Amt, die Aufgabe des Leiters eines Konvents gibt es bei den Männerorden verschiedene Bezeichnungen: Prior, Guardian, Rektor und Superior. Im Orden der Barmherzigen Brüder heißt dieser Leiter Prior.
Wörtlich übersetzt bedeutet das lateinische Wort prior: der Erste, der Vordere, der Ranghöhere. In seiner Bedeutung für eine Ordensgemeinschaft bedeutet es: derjenige, der dem Kloster vorsteht, der das Kloster leitet. Bei den Barmherzigen Brüdern werden die Prioren mit Pater Prior" angesprochen, obwohl sie in der Regel keine Priester sind. Diese Anrede ist ein Zeichen des Respekts vor der Verantwortung, die der Leiter einer Gemeinschaft trägt. Sie verweist auf die ursprüngliche Bedeutung des lateinischen Wortes pater: „Vater“. Der Prior soll in väterlicher Sorge für die Gemeinschaft da sein.
Aus unseren Konstitutionen
- Der Hausobere ist, kraft seines Amtes, der erste Animator der Kommunität, und es kommt ihm jene Autorität zu, die ihm das allgemeine Recht und das Eigenrecht des Ordens einräumen.
- Kein Mitbruder kann Hausoberer sein, der nicht feierlicher Professe nach den Vorschriften der Generalstatuten ist. Weil er der Erstverantwortliche der Ordensfamilie ist, sollen ihm seine Mitbrüder gebührende Achtung erweisen und ihm in der Ausübung seines Amtes wertvolle Hilfen leisten.
- Er wache darüber und trachte danach, dass die Konstitutionen und die anderen Vorschriften des Ordens beobachtet werden und wende besondere Sorgfalt auf, dass die Forderungen des Gemeinschaftslebens erfüllt werden.
- Er suche häufig das offene Gespräch mit den Mitbrüdern, höre sie in Güte an, erkundige sich nach ihren Sorgen und Bedürfnissen und helfe ihnen, die Zielsetzungen des Ordenslebens zu erreichen.
- Wenigstens in den Häusern mit sechs Professbrüdern sollen nach den Vorschriften der Generalstatuten ein Stellvertreter des Hausoberen und zwei Räte bestellt werden.
Die Profess ist im katholischen Ordensrecht das feierliche Versprechen, in einem Orden die evangelischen Räte zu befolgen. Der Professe weiht sein ganzes Leben dem Dienst an Gott und den Menschen und wird so in die jeweilige Gemeinschaft eingegliedert. Grundsätzlich wird zwischen der zeitlichen und der feierlichen Profess unterschieden. Die Zeitliche Profess wird bei den Barmherzigen Brüdern für ein Jahr abgelegt und immer wieder erneuert, bis die Feierliche Profess für das ganze Leben abgelegt wird.
Der Zeitlichen Profess geht die Probezeit im Postulantat und Noviziat voraus, der Feierlichen Profess das Scholastikat. Die Ablegung der Profess wird durch die Professurkunde dokumentiert.
Neben den drei klassischen Ordensgelübden Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam legen die Barmherzigen Brüder ein viertes Gelübde ab, das Gelübde der Hospitalität, mit dem sie sich in die besondere Nachfolge ihres Ordensgründers, des heiligen Johannes von Gott, stellen.
Aus unseren Konstitutionen
Mit den öffentlichen Gelübden der Keuschheit, der Armut, des Gehorsams und der Hospitalität bringen wir unsere Ganzhingabe an Gott zum Ausdruck. Die Kirche nimmt unser Opfer an und vereinigt es mit dem Paschamysterium Christi. Der Orden bindet uns an sich und macht es uns möglich, unsere Berufung leben zu können. Wir dagegen bemühen uns, dem Anruf Gottes in Treue zu antworten und lebendige und kreative Glieder der Kirche und des Ordens zu sein.
Unwiderruflich weihen wir uns Gott, der Kirche und dem Orden im Dienst der Kranken und Bedürftigen mit der Feierlichen Profess. Ihr muss die Zeitliche Profess vorausgehen. Sie wird auf die Dauer eines Jahres abgelegt und von Jahr zu Jahr bis wenigstens auf fünf und bis höchstens auf sechs zusammenhängende Jahre erneuert.
Auf Bitten des Provinzials und mit Zustimmung seines Rates kann der General in besonderen Fällen von der Mindestzeit der zeitlichen Gelübde dispensieren. Jedoch muss sie wenigstens drei ununterbrochene Jahre dauern.
In einzelnen Fällen kann der General die Erneuerung der zeitlichen Gelübde bis zu einer Höchstdauer von neun zusammenhängenden Jahren erlauben.
Die Zulassung zur Ersten und zur Feierlichen Profess erteilt der Provinzial mit Zustimmung seines Rates und der Erlaubnis des Generals. Die Zulassung zur Erneuerung der Zeitlichen Profess fällt in die Zuständigkeit des Provinzials mit Zustimmung seines Rates.
Sowohl die Feierliche wie auch die Zeitliche Profess erfolgt nach den Vorschriften des allgemeinen Rechts und des Eigenrechts nach nachstehender Formel: Im Namen unseres gebenedeiten Herrn Jesus Christus. Amen. Ich, Frater N. N., geboren am ... (Tag, Monat, Jahr), in …, Pfarrei …, Diözese …, bin fest entschlossen, mich noch inniger an Gott zu binden und Christus noch enger nachzufolgen. Darum lege ich heute (Tag, Monat, Jahr) in (Name des Hauses) zur größeren Ehre Gottes vor euch hier anwesenden Mitbrüdern in Ihre Hände, Pater N. N., die Profess der feierlichen (einfachen) Gelübde der Keuschheit, der Armut, des Gehorsams und der Hospitalität im Dienst der Armen und Kranken (für ein Jahr) für das ganze Leben nach der Regel des hl. Augustinus und den Konstitutionen des Ordens ab. Ich stelle mich mit ganzem Herzen dieser Ordensfamilie zur Verfügung, um so durch die Gnade des Heiligen Geistes, den Beistand der allerseligsten Jungfrau Maria und der Fürbitte unserer heiligen Väter Augustinus und Johannes von Gott, im Dienste Gottes und der Kirche zur vollkommenen Liebe zu gelangen.
Zu dessen Beglaubigung unterzeichne ich dies eigenhändig.
Nach der Ablegung der Gelübde wird die "Gelöbnisformel" auf dem Altar unterschrieben.
Die Bezeichnung Provinz umschreibt eine Organisationseinheit innerhalb eines Gesamtordens. Das Wort Provinz ist dem römischen Recht entliehen und war die Bezeichnung für ein Verwaltungsgebiet außerhalb Italiens.
Eine Ordensprovinz besteht aus mindestens drei Kommunitäten. Sie wird von einem Provinzial und seinem Rat geleitet. Wenn es notwendig ist, kann ein Provinzkapitel beschließen, dass einzelne Häuser der Provinz zu einer Provinzdelegatur zusammengeschlossen werden. Diese wird von einem Provinzdelegaten und seinem Rat geleitet, die vom Provinzial ernannt werden. Seine Entscheidungen kann der Delegat aber nur in Abhängigkeit vom zuständigen Provinzial treffen.
Wenn sich eine Provinzdelegatur oder eine Gründung so gut entwickelt, dass sie in absehbarer Zeit zu einer selbstständigen Provinz erhoben werden kann, gibt es zwei Möglichkeiten, diesen Schritt vorzubereiten: Die entsprechenden Einrichtungen werden zur Generaldelegatur erhoben. Diese wird von einem Generaldelegaten und seinem Rat geleitet, die vom General ernannt werden. Seine Entscheidungen kann der Delegat aber nur in Abhängigkeit von der Generalkurie treffen.
Der andere Weg: Die betreffenden Häuser werden zu einer Vizeprovinz erhoben, sie besteht aus mindestens drei Kommunitäten. Sie wird von einem Vizeprovinzial mit seinem Rat geleitet, die vom General ernannt werden.
Provinzial ist die Bezeichnung für einen Ordensoberen, in dessen Zuständigkeit mehrere Klöster fallen. Wahl, Amtsdauer und Amtsvollmachten sind im allgemeinen Kirchenrecht und im Eigenrecht der Orden (Konstitutionen, Generalstatuten) definiert.
Der Provinzial trägt die „Hauptverantwortung für das Wachstum des Ordenslebens und für alle Maßnahmen der Bildung und des Apostolates in der Provinz“, heißt es in den Konstitutionen. Mit Zustimmung des Definitoriums ernennt der Provinzial den Provinzsekretär und den Provinzökonomen, die nicht Provinzräte sein müssen. Ebenfalls im Einvernehmen mit seinen Räten entscheidet er über die Zulassung zum Noviziat, zur Einfachen und zur Feierlichen Profess. Er hat auch das Recht, Mitbrüder von einer Kommunität in eine andere zu versetzen.
Während seiner dreijährigen Amtszeit soll der Provinzial wenigstens einmal in allen Einrichtungen der Provinz die kanonische Visitation vornehmen.
Die Provinzräte arbeiten eng mit dem Provinzial in der Leitung der Provinz zusammen. In Abwesenheit oder bei Verhinderung des Provinzials vertritt der erste Provinzrat (Definitor) seine Stelle.
Für die Gültigkeit von Beschlüssen des Provinzdefinitoriums ist die Anwesenheit von mindestens drei Mitgliedern erforderlich.
Aus unseren Ordenskonstitutionen
Der Provinzial trägt als höherer Oberer die Hauptverantwortung für das Wachstum des Ordenslebens und für alle Maßnahmen der Bildung und des Apostolates in der Provinz.
Kein Mitbruder kann Provinzial sein, wenn er nicht sechs Jahre feierliche Profess hat.
Die Autorität des Provinzials erstreckt sich auf alle Kommunitäten und Einrichtungen und auf alle Mitbrüder der Provinz nach den Vorschriften des allgemeinen Rechts und des Eigenrechts des Ordens. Während seiner dreijährigen Amtszeit soll er wenigstens einmal die kanonische Visitation in allen Kommunitäten und Einrichtungen der Provinz vornehmen.
Unter diesem Begriff verstehen die Barmherzigen Brüder jene Zeitspanne zwischen der einfachen und der feierlichen Profess.
In dieser Phase sollen die Scholastiker (Brüder mit zeitlichen Gelübden) die begonnene Ausbildung fortsetzen und vertiefen, sie machen ihre berufliche und pastorale Ausbildung, die ihnen den Weg für die Verwirklichung eines qualifizierten Dienstes am kranken oder hilfsbedürftigen Menschen bereitet.
Aufgrund ihrer Fähigkeiten und Voraussetzungen und in enger Abstimmung mit den verantwortlichen Oberen planen die Neuprofessen ihren Ausbildungsweg im Orden. Bei solchen Entscheidungen spielen natürlich die besondere Sendung des Ordens oder die konkreten Notwendigkeiten der einzelnen Ordensprovinzen eine wichtige Rolle. So erlernen beispielsweise die einen den Beruf des Kranken- oder des Heilerziehungspflegers, andere lassen sich in einem therapeutischen Beruf ausbilden, wieder andere machen ein Studium im Bereich des Gesundheits- oder Sozialwesens (zum Beispiel Medizin, Pharmazie, Sozialpädagogik). Für einige Brüder steht auch der Weg zum Theologiestudium und zum Priesterberuf offen.
In der Ausbildungsphase des Scholastikats sollen bei den jungen Brüdern natürlich neben den beruflichen Grundlagen die Motivation und die Forderungen ihrer Weihe an Gott und der Sinn ihrer Zugehörigkeit zum Orden weiter vertieft werden.
Das Scholastikat wird in Regensburg (Bayern) interprovinziell geführt. Das bedeutet, dass Scholastiker aus den mitteleuropäischen Ordensprovinzen gemeinsam ausgebildet werden.
Täglich versammeln sich die Barmherzigen Brüder mehrmals zum Gebet. Neben der zumeist morgendlichen Feier der Eucharistie ist ihr Tagesablauf durch das so genannte Stundengebet strukturiert.
Vier Mal pro Tag beten die Brüder zu jeweils festen Zeiten das Stundengebet. In der Früh die Laudes (Morgenlob), in welche oftmals auch die Morgenmesse integriert ist, die Sext zur sechsten Stunde (Mittagsgebet), die Vesper (Abendgebet) und das Komplet (Nachtgebet). Das Stundengebet „heiligt“ den Tag und schließt ihn gleichsam zu einer Einheit zusammen.
Es besteht aus Psalmen, Hymnen, Schriftstellen aus der Bibel, kurzen Texten der Kirchenväter, Responsorien (Gesänge als Antwort auf eine Lesung) und verschiedenen anderen Gebeten. Diese sind den Wochentagen und den jeweiligen liturgischen Jahreszeiten (beispielsweise Advent, Fasten- oder Osterzeit) zugeordnet.