Sonntag 24. November 2024

Die Anfänge im Krankenhaus

Ein umgestalteter, einfacher Stadel dient als Krankenzimmer. So wie alle Brüder-Hospitäler hat auch das Grazer Haus anfänglich 12 Betten – in Gedenken an die 12 Apostel. Am 16. März 1616 werden die ersten Patienten aufgenommen, die von drei italienischen Ordensbrüdern unter der Leitung des ersten Priors, Pater Gabriel Rudolfo, betreut werden.

 

 

Der erste Krankensaal

Vor allem bildlichen Quellen ist es zu verdanken, dass Hinweise über die Form und Ausstattung der historischen Krankensäle erhalten sind.

 

Der Saal war langgestreckt und mit vielen Fenstern versehen. An einem Ende dominierte der Altar, an dem die Priester die Messe für die Kranken zelebrieren konnten. Die Betten für die Patienten standen an den Längsseiten. Es waren „Kastenbetten“ (Himmelbetten) mit Gestängen und Vorhängen, wodurch die Patienten auch Privatsphäre hatten und die Intimsphäre gewahrt werden konnte. Während der Gottesdienste knieten die Ordensbrüder zwischen den Betten.

 



Die Kranken erhielten alle ein eigenes Bett, saubere Bettwäsche und auch eigene Krankenbekleidung. Vor Aufnahme in das Krankenhaus wurden die Patienten gereinigt und, falls notwendig, auch von Ungeziefer befreit.

 

Die ersten JahreDie Entwicklung der ersten Jahre und Jahrzehnte gestaltet sich schwierig. Erzherzog Maximilian Ernst und der große Gegenreformator und Gönner der Ordensniederlassung, Bischof Martin Brenner, versterben bald, und Erzherzog Ferdinand übersiedelt mit seinem gesamten Hofstaat nach Wien und ist in der Folge in die Wirren des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) verwickelt.

Trotz der relativ ruhigen Lage in der Steiermark kämpft der Orden mit schweren Existenzsorgen. Man zieht bettelnd durch die Lande, um den Fortbestand zu sichern, und es gelingt dem ersten deutschsprachigen Prior, Pater Erasmus Schirm, 1623 eine Stabilisierung durch die Aufnahme deutschsprachiger Fratres durch deren Verwurzelung in der Steiermark. Weiters wird die Lage durch das Ermöglichen von Spendensammlungen etwas entschärft.

SpendensammlungKaiser Ferdinand II. ist Ferraras persönlicher Freund und wichtiger Förderer des Ordens. 1624 hat er mit dem sogenannten „Stiftungsbrief“ dem Orden das Privileg verliehen, öffentlich Almosen sammeln zu dürfen und zwar in allen Erblanden der Habsburger. Darauf gründet heute die sogenannte „Haussammlung“. Heute so wie damals werden die Spenden verwendet, um kranke mittellose Menschen zu versorgen.

Pater Bernhard Fyrdram ist der erste Prior (1631 – 1642), der aus der Steiermark stammt und die Aufwärtsentwicklung tatkräftig und umsichtig fortsetzt. Der Hauschronik zufolge war er in seiner Jugend körperlich schwer behindert, konnte sich nur mit Krücken fortbewegen. Aber auf einer Wallfahrt zur Muttergottes nach Fernitz (Pfarrkirche Maria Trost) gesundet er auf wunderbare Weise, sodass er daraufhin die Krücken der Kirche opfert. Diese aufsehenerregende Heilung Fyrdrams ist in Fernitz noch in Erinnerung.

 

Rechts: Joh. von Gott, unter ihm Bernard Fyrdram


Die KlosterkircheNeben den Verdiensten von Pater Prior Bernhard Fyrdram um die Erweiterung des Grundbesitzes und die wirtschaftliche Absicherung der Klosteranlage ist vor allem die Grundsteinlegung der Kirche am 12. Juni 1632 zu nennen, die vier Jahre später am 7. März 1636 zu Ehren Mariä Verkündigung durch Fürstbischof Johann Markus von Altringen geweiht wird.

Diese Klosterkirche ist sehr einfach und in wenigen Jahrzehnten wieder baufällig, sodass hundert Jahre später ab 1735 unter Prior Pater Sulpitius Kniphoffer eine umfassende Restaurierung vorgenommen werden muss. Der 1736 errichtete Turm ist im Ganzen eine Holzkonstruktion, die bis in unsere Zeit mit 68 Metern die höchste in der Steiermark gewesen sein dürfte. Jedenfalls ist dieser Kirchturm bis zum Bau der St. Josephs-Kirche und der Herz-Jesu-Kirche der höchste in Graz.

Erbauer der Kirche ist Johann Georg Stengg, der auch die Stiftskirche von Rein und die Wallfahrtskirche von Maria Trost errichtet hat. Nach 34-jähriger Bauzeit wird die Kirche am 30. Juli 1769 vom Bischof von Seckau, Graf Joseph Philipp von Spauer, geweiht. Noch heute nimmt die Kirche Mariä Verkündigung einen besonderen Stellenwert in der Steiermark ein.

 

Innenansicht der Barockkirche

 


Erweiterung der Kloster- und SpitalanlageUnter dem Nachfolger von Prior Pater Bernhard Fyrdram, Prior Pater Gregor Zappel (1642 – 1659), werden die Baulichkeiten der Kloster- und Spitalanlage wesentlich erweitert, unter anderem wird das erste Grazer Waisenhaus gegründet. Großzügige Zuwendungen zahlreicher Vertreter des Adels und des wohlhabenden Bürgertums, die aus Dankbarkeit oder aus solidarischer Überzeugung handeln, finanzieren den Bau. Das Archiv der Barmherzigen Brüder ist ein beeindruckender Zeuge dieser Spendenfreudigkeit.

Um die Mitte des 17. Jahrhunderts wütet die Pest, was die Ordensbrüder in eine Konfliktsituation bringt. Einerseits wird behördlich verboten, Seuchenkranke überhaupt aufzunehmen und zu behandeln, um die Krankheit nicht auf die Patienten zu übertragen, andererseits widerspricht dieses Verbot dem Ordensgeist.

 

Der Ordensstifter der Barmherzigen Brüder1691 wurde der Ordensstifter der Barmherzigen Brüder, Johannes von Gott, heiliggesprochen.

Der hl. Johannes von Gott lebte von 1495 bis 1550. 1539 begann er seine gute Taten im Dienste der Menschheit und gründete in Granada seine ersten Spitäler. Nach seinem Tod am 8. März 1550 setzten seine Gefolgsmänner seine Arbeit fort und gründeten den Orden der Barmherzigen Brüder.

Weitere Informationen zum hl. Johannes von Gott finden Sie hier.

Die übermannsgroße Bronzeskulptur des hl. Johannes von Gott, die sich im Eingangsbereich des Krankenhauses in der Marschallgasse befindet, wurde vom Künstler Nikola Milunović aus Belgrad gefertigt und mitsamt einer Schenkungsurkunde am 26. Oktober 2006 den Barmherzigen Brüdern Graz übergeben.

Darstellung:
https://www.barmherzige-brueder.at/