Montag 23. Dezember 2024

Die Entwicklungen im 18. Jahrhundert

Nach Jahrzehnten relativ ruhiger, aber solider Entwicklung – Kaiser Joseph I. (1705 -1711) bestätigt 1706 alle Privilegien des Grazer Ordens – erfolgt unter Kaiserin Maria Theresia (1740 – 1780) die nächste Erweiterung und Qualitätsverbesserung, wobei sich dabei die Prioren Pater Fidelis Genschik (1769 – 1775) und Pater Vinzenz Kneer (1775 – 1781 und 1784 – 1788) besonders verdient gemacht haben. Aus einem unter Pater Prior Vinzenz Kneer erstellten Inventarverzeichnis geht hervor, dass im Jahre 1781 das Spital bereits 40 Krankenbetten aufweist und die Klosterbibliothek etwa 2000 Bände umfasst.

 

Der aufgeklärte Absolutismus unter dem Sohn von Kaiserin Maria Theresia, Joseph II. (als Röm. Kaiser 1765 – 1790, als Erzherzog von Österreich 1780 – 1790) beschert den Barmherzigen Brüdern in Graz, wie auch an den anderen Standorten, schwerwiegende Probleme. Kaiser Joseph II. besucht das Spital zweimal, anerkennt auch das wertvolle Wirken der Bruderschaft, seine kirchlichen und kirchenpolitischen Reformen allerdings wirken sich aber wie vielerorten betont negativ aus.

 

Im Sinne seiner nationalkirchlichen und absolutistischen Bestrebungen trennt er die österreichisch-ungarische Ordensprovenienz vom Ordensgeneral in Rom und unterstellt die einzelnen Konvente dem jeweiligen Diözesanbischof, was zur Isolation der einzelnen Klöster führt. Eine gewisse Verweltlichung greift um sich, das Armutsgelöbnis ist aufgehoben, der Dienst am Kranken vernachlässigt, religiöses Zeremoniell zur Formalität abgesenkt.

 

Die Unsicherheit während des Napoleonischen Zeitalters zögert eine Konsolidierung weiter hinaus, wirtschaftliche Schwierigkeiten belasteten zusätzlich die Effizienz, die Kapazitäten reichen bei weitem nicht aus, 1796 etwa ist Graz von den Franzosen besetzt, das Spital mit Verwundeten überfüllt.

 

Federzeichnung von Joseph Gebler, Klosteransicht um 1770

Darstellung:
https://www.barmherzige-brueder.at/