Weder die Erhebung Österreichs zum Kaisertum (1804), noch der sogenannte Vormärz (1815 – 1848), der durch Staatskanzler Metternich und sein System geprägt wird, bringen eine merkliche Verbesserung der Gesamtsituation des Ordens in der Steiermark.
Erst das Konkordat von 1855 zwischen dem österreichischen Kaiser Franz Joseph und dem Papst in Rom, das die Maßnahmen des Josephinismus aufhebt, kann die Talsohle der Ordensentwicklung überwinden. Die Führung in Rom nimmt wieder die Zügel in die Hand und betreibt in sämtlichen österreichischen Stiften und Klöstern eine Reform im Sinne ihrer Gründerideale.
Auf Drängen des Grazer Priors Pater Sigismund Schmid (1859 – 1865 und 1870 – 1873) und unter Mitwirkung des Seckauer Diözesanbischofs Ottokar Maria Graf von Attems (1853 – 1867) wird der Beschluss gefasst, das Grazer Kloster den Reformbrüdern mit 18. 3. 1859 zu übergeben. Damit nimmt das Grazer Kloster eine Sonderentwicklung und ist jetzt Mutterhaus einer Ordensreform in Geiste des Gründers Johannes von Gott.
Die Steirische Provinz
Beweis für die eindrucksvolle Aufbauarbeit von Prior Pater Sigismund Schmid ist 1879 die Errichtung einer aus der österreichisch-böhmischen Provinz abgetrennten und selbständigen Provinz zum Heiligsten Herzen Jesu – kurz die Steiermärkische oder Grazer Provinz genannt.
Die rechtliche Voraussetzung für die Schaffung einer eigenen Provinz, die eine gewisse Anzahl von klösterlichen Niederlassungen haben muss, wird in den Jahren davor durch Klostergründungen erreicht. So entstehen die Niederlassungen in Graz-Eggenberg im Jahre 1864, zuerst als Heim für Rekonvaleszenten und erst seit 1936 Krankenhaus, 1875 in Kainbach und 1876 in St. Veit an der Glan. Ihr erster Provinzial ist Ordenspriester Pater Cassian Gasser, der später zum Ordensgeneral aufsteigen wird.
Eine wesentliche Expansion und Modernisierung erfolgen: 70 Brüder betreuen die vier Niederlassungen der neuen Ordensprovinz mit insgesamt 320 Krankenbetten. Das Provinzhaus in der Annenstraße gilt als vorbildlich. Weitere Niederlassungen z. B. in Krain (Slowenien) oder sogar in Tantur bei Jerusalem und 1903 in Nazareth sind die natürliche Folge.
Von Graz aus gegründete Niederlassungen der Barmherzigen Brüder:
Rekonvaleszentenheim Eggenberg 1864
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Brüderhaus in Kainbach bei Graz 1875
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Krankenhaus St. Veit / Glan 1876
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Krankenhaus in Kreckelmoos 1925
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