Die Gründung des Grazer Ordens fällt in die Zeit des Kaisers Matthias (1612 – 1619). Der österreichische Raum ist zu diesem Zeitpunkt bereits von der Gegenreformation durchdrungen, die kriegerische Auseinandersetzung zwischen Katholiken und Protestanten wirft ihre Schatten aber voraus, und es gilt für das Herrscherhaus, die päpstliche Position weiter zu festigen. Der innerösterreichische Erzherzog Ferdinand mit seiner Residenz in Graz und Nachfolger des Kaisers als Ferdinand II. (1619 – 1637) treibt die Rekatholisierung unblutig, aber konsequent voran.
Als Erzherzog Ferdinands Bruder, dem Erzherzog Maximilian Ernest, der Arm amputiert werden soll – in der Ordenschronik heißt es: „ … durch eine unglückselige Aderlaß eine solchen Schaden an dem Armb, daß von den löblichen Collegio Medicorum der Schluß ergangen, den Armb von den Leib zur Erhaltung fernerer Gesundheit ihm abzunehmen.“ – wird der damals schon berühmte italienische Chirurg und Barmherziger Bruder, Pater Gabriel Ferrara (geb. um 1543 in Mailand, gest. am 15. Januar 1627 in Wien), nach Graz gerufen.
Pater Gabriel Ferraras Behandlung rettet dem Erzherzog den Arm. Aus Dankbarkeit für diese nahezu als Wunder angesehene Heilung beschließen die Landesfürsten, dem Orden der Barmherzigen Brüder eine Niederlassung in Graz zu ermöglichen.
Ein geeigneter Platz für ein Konventspital wird ‚jenseits der Murbrücke‘, auf der Lend, ausfindig gemacht, das den Namen zum ‚Lotterbrunnen‘ führte“, wie Pater Bernhard Fyrdram berichtet.
Der Lotterbrunnen ist ehemals allgemeine Richtstätte und Gefängnisplatz gewesen. Ein Kruzifix, das sich dort ebenfalls befunden hat, hängt noch heute im Refektorium in der Annenstraße.
Am 20. 6. 1615 findet die feierliche Kreuzaufrichtung und Grundsteinlegung für das Hospital und das Kloster im Beisein von Pater Bernhard Fyrdram, dem späteren Prior, statt.
In der Stiftungsurkunde Erzherzog Ferdinands heißt es: "Wir Ferdinand von Gottes Gnadten Ertzhertzog zu Österreich, … erbietten allen und Jeden … , daß Sye Umb gottes willen, und Umbsonst solche schadhaffte Leuth zu curiern und hailen annemben, welche außer abnemung Ihrer Leibesglieder der Hend Und Fueß, ir Leben sonst nit continnieren Khöndten, dißer Orden sich auch bey Unß als Herrn und Landtsfürsten gehorsambist angemeltet, Und Sye alhier Under Unßere Schutz Undter khumen zulaßen Und ihnen ein Spittall zu erbauen gehorsambist gebetten. …."
