“Friede auf Erden den Menschen”
Liebe Brüder, liebe Mitarbeitende, liebe Freunde,
mit meinen Weihnachtsgrüßen in diesem Jahr möchte ich zunächst den Wunsch verbinden, dass die Geburt des Herrn unsere Herzen mit Freude erfüllt, vor allem aber, dass sie das Leben eines jeden von Ihnen und Ihrer Familien mit Frieden erfüllt, dass sie das Leben der ganzen Welt, die bedroht und gespalten ist von Armut, Gewalt und Kriegen, die leider kein Ende nehmen wollen, mit Frieden erfüllt.
“Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen ... Heute ist euch der Retter geboren” (vgl. Lukas 2, 11.14). Mit diesen Worten kündigten die Engel den Hirten in der Weihnachtsnacht das Kommen des Erlösers an. Gott lässt uns auch in den Konflikten und Kriegen, die wir gerade schmerzvoll erleben, nicht im Stich. Er wird Mensch, er wird einer von uns, um Leben und Frieden zu bringen, um bei den Opfern dieser Konflikte und Kriege zu sein, er leidet und stirbt mit ihnen, aber mit der Hoffnung, dass Frieden und Leben stärker sein werden als Krieg und Tod.
Er tut dies, indem er in einem armseligen Stall zur Welt kommt, indem er sich auf eine Stufe mit den Geringsten stellt, um die Würde aller Menschen, insbesondere der Schwächsten, zu verkünden und zu bekräftigen. Die Menschwerdung Gottes ist die beeindruckendste Geste der Gastfreundschaft, die man sich vorstellen kann. Gott macht sich klein, kommt als Kind in einer Krippe zur Welt, weil in der Herberge kein Platz war, schutzlos und arm. Indem Gott sich zum Menschen macht, macht er uns zu seinen Kindern, für die er bereit ist, alles zu geben, sogar sein eigenes Leben. Diese göttliche Gastfreundschaft bereitet den Weg für das Leben und den Frieden, den wir so sehr brauchen. Ehre sei dem Kind, das arm in einer Krippe geboren wird, Ehre sei Gott, der uns Frieden bringt!
Gastfreundschaft und Frieden gehen immer Hand in Hand. Dessen sollten wir uns ganz besonders zu Weihnachten bewusst sein. Zugleich sollten wir an Weihnachten die Menschen, denen wir in unseren Einrichtungen dienen, Kranke, Arme, kurz, alle, die sich an uns um Hilfe wenden, in die Mitte unserer Gebete und aller unserer Anstrengungen als Hospitalfamilie des heiligen Johannes von Gott stellen, denn für sie kommt der Herr, auf sie richtet sich der Blick des Gotteskindes, das Freude, Zärtlichkeit, Liebe und Leben ausstrahlt und eine Nähe vermittelt, die immer währen wird, weil Gott über alle Schwächen hinaus an uns glaubt. Es ist wie das neue Leben, das Neugeborene ihren Großeltern schenken, mit ihrem Lächeln und ihrer Vitalität!
Das Bild zeigt den Besuch der drei Magier an der Krippe – St. James's Church, Clerkenwell, London.
In diesen Zeiten, in denen bewaffnete Konflikte, Terrorismus und allgemein ein Klima der Aggression zunehmen, möchte ich auf die Präsenz des Ordens an einigen Orten hinweisen, an denen unsere Familie den Frieden durch Gastfreundschaft, durch ihre Arbeit in der Hospitalität, fördert. In Afrika haben wir zurzeit drei schwierige Situationen, in denen sich Einrichtungen des Ordens unmittelbar mit bewaffneten Konflikten konfrontiert sehen:
In Kamerun haben wir ein Krankenhaus in Batibo im Südosten des Landes, an der Grenze zu Nigeria, wo seit Jahren ein Bürgerkrieg schwelt. Unsere Brüder und Mitarbeitenden sind dort weiterhin in vorbildlicher Weise präsent und bieten der Bevölkerung gesundheitliche und soziale Hilfe, auch unter Einsatz ihres eigenen Lebens. Angriffe dschihadistischer Gruppen gefährden den Süden Burkina Fasos, an der Grenze zu Benin, wo der Orden zwei Gesundheitszentren betreibt, eines in Tanguiéta und eines in Porga, wo die Lage zurzeit besonders angespannt ist. Dieselbe Situation haben wir im Norden Mosambiks, wo dschihadistische Gruppen seit einiger Zeit Anschläge verüben und in die Provinz Nampula eingedrungen sind, wo der Orden eine Gemeinschaft hat.
Neben Afrika haben wir in Europa den Ukrainekrieg. Im Februar ist es ein Jahr her, dass Russland die Ukraine angegriffen hat, mit all den Toten und Zerstörungen, die wir kennen. Niemand kann sagen, wann und wie dieser Krieg enden wird. Wie Sie sicher wissen, hat der Orden eine Brüdergemeinschaft in Drohobycz, im Westen des Landes. Vom ersten Tag an haben unsere Brüder beschlossen, an der Seite der einheimischen Bevölkerung zu bleiben und den Menschen mit dem zu helfen, was sie haben und was sie von uns durch Spendenaktionen erhalten, aber die größte Hilfe ist ihre Präsenz.
Dies sind vier Präsenzen des Ordens, wo Konflikte und Kriege das Leben der Menschen mit Schmerz und Leid erfüllen. Es sind vier Präsenzen, die ein lebendiges Zeugnis für die christliche Gastfreundschaft des heiligen Johannes von Gott sind. Mit ihrer Nähe zu den betroffenen Menschen und der medizinischen, sozialen und spirituellen Hilfe, die sie bieten, sind diese Präsenzen auch ein lebendiges und konkretes Zeichen für den Frieden, den uns das Kind von Bethlehem an Weihnachten bringt. Deshalb möchte ich an dieser Stelle unseren Brüdern und Mitarbeitenden, die diese Präsenzen bilden, für ihr beispielhaftes Engagement unter Einsatz ihres Lebens danken. Es ist dieses Engagement, das die Familie des heiligen Johannes von Gott wachsen lässt, es ist dank dieser Beispiele, dass unsere Familie auch noch nach 450 Jahren ihrer Anerkennung durch die Bulle Licet ex debito so stark und lebendig ist. Möge an diesen Orten und an allen Orten der Welt Frieden einkehren! Alle unserer Handlungen sind Zeichen der Gastfreundschaft und des Friedens, die von der Gegenwart des Jesuskindes in der Welt zeugen!
Ich wünsche allen Brüdern, Mitarbeitenden und Freunden des Ordens sowie allen Menschen, die in unseren Einrichtungen betreut werden, und ihren Familien ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr 2023. Den Brüdern und Mitarbeitenden, die an den kommenden Feiertagen, vor allem in der Christnacht, Dienst haben, gilt mein besonderer Dank und meine besondere Anerkennung im Namen des gesamten Ordens.
In meinem Namen und im Namen der Dienstgemeinschaft der Generalkurie wünsche ich Ihnen allen ein frohes und glückliches Weihnachtsfest. Möge in unseren Herzen Frieden herrschen!
Frt. Jesús Etayo
Generalprior