Frühlingsblüher
Als Christian Adolf Overbeck den Liedertext zu „Komm, lieber Mai“ 1775 schrieb, dauerte der Winter wegen einer „kleinen Eiszeit“ wirklich bis in den Mai. Auch Emanuel Geibel litt 1841 noch unter ihr und schrieb: „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus.“ Uns dagegen plagt weniger eine Eiszeit als vielmehr die galoppierende Erderwärmung, und diese lässt Bäume und Blumen viel früher erblühen als bei unseren Vorfahren.
Wann Pflanzen blühen, hat sich also geändert, nicht jedoch, wie die Frühblüher keimen und zum Blühen kommen. Die als „Einjährige“ („Annuelle“) bezeichneten Pflanzen leben nur ein Jahr und keimen aus ihren Samen im nächsten Jahr erneut. Wir kennen das von unseren Kulturpflanzen wie Ringelblumen, Salat, Getreide oder Sonnenblumen, die man in Form ihrer Samen aussäen muss. Der Sämann auf unserer alten Ein-Schilling-Münze ist also auch ein botanisches Denkmal.
Blühender Teppich
Wildpflanzen sind dagegen meist mehrjährig. Das bedeutet, Teile der Pflanze überwintern und aus ihnen treibt die Pflanze im Frühjahr erneut aus. Die Teile enthalten reichlich Nährstoffe und liegen in der Erde verborgen. Daraus leitet sich ihr wissenschaftlicher Name „Geophyt“ („Erdpflanze“) ab. Geophyten wie Schneeglöckchen, Gelbsterne, Blausterne oder Buschwindröschen überziehen in Laubwäldern und Auen als blühende Schar den Boden, noch vor der Belaubung der Bäume, die sie erst dann beschatten, wenn ihre Blühphase zu Ende ist. Anders herum macht es der Bärlauch. Vor Belaubung der Bäume treibt er üppig Blätter aus, die oft flächendeckend einen grünen Teppich bilden. Erst im Anschluss blüht Bärlauch – und wieder bedeckt ein Blütenteppich den Waldboden, diesmal in strahlendem Weiß, als wäre Schnee gefallen in der Au.
Als Speicherorgane zur Überwinterung können verschiedene Pflanzenteile dienen. Da sind etwa die Zwiebeln, im Grunde unterirdische, prall mit Nahrung gefüllte große Knospen, aus denen Schneeglöckchen, Gelbstern und Blaustern sprießen. Die Zwiebeln des Bärlauchs dagegen sind zart und langgestreckt.
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