
Mit Geräuschen leben
Rauschen, Pfeifen, Brummen oder Wabern, so oder so ähnlich beschreiben Tinnitus-Patient:innen das Geräusch, das nur sie hören können. Für manche ist es ein leises Pfeifen, wenn sie sich sehr konzentrieren, andere erzählen von einer Karfreitagsratsche, die in ihrem Ohr zu sitzen scheint.
Unterscheiden lassen sich grundsätzlich zwei Formen von Tinnitus, der subjektive und der objektive. Letzterer ist eher selten und kann zum Beispiel bei einem Gefäßproblem oder einem gefäßreichen Tumor im Ohr auftreten. Auch wenn man das eigene Blut im Kopf rauschen hört, spricht man von einem objektiven Tinnitus. „Es gibt einen kleinen Muskel im Ohr. Wenn er anfängt zu zucken, oder bei Verspannungen im Kiefergelenk, kann auch so ein Geräusch entstehen“, erläutert Ass.-Prof. Dr. Thomas J. Schmal, Erster Oberarzt an der Abteilung für HNO und Phoniatrie am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien.
Beim subjektiven Tinnitus dagegen kommt es zu einer Fehlverschaltung oder Rückkoppelung in der Hörbahn, etwa als Folge einer Ohr-Erkrankung wie einem Hörsturz. Er kann aber auch ohne Ursache auftreten. Weil diese Form von Tinnitus nicht im Ohr, sondern im Gehirn entsteht, können sogar gehörlose Patient:innen einen Tinnitus entwickeln, erzählt Dr. Schmal: „Es gibt für das Geräusch in der realen Welt keine Entsprechung, es hat keinen Informationsgehalt. Ich vergleiche es gern mit einem Phantomschmerz im Ohr.“
Ursachenforschung
Der Tinnitus per se ist oft keine eigenständige Erkrankung, erklärt der HNO-Arzt. Zuerst wird deshalb abgeklärt, ob es einekörperliche Ursache dafür gibt. Ist das der Fall, wird diese behandelt und der Tinnitus verschwindet im besten Fall, etwa, wenn der Bluthochdruck richtig eingestellt ist oder der das Rauschen verursachende Tumor operiert wurde. Bei einem durch Hörsturz verursachten akuten Tinnitus hilft die Gabe von Cortison. Trotzdem gibt es keine Garantie, dass das Geräusch nach der Behandlung verschwindet. „Bei Tinnitus-Formen, die schon länger bestehen, seit Monaten oder Jahren, sind die Chancen auf Heilung nicht mehr so gut“, weiß Dr. Schmal.
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