
Vorsorge entscheidet
Granatapfel: Warum ist eine frühe Diagnose beim Prostatakrebs besonders wichtig?
Oberarzt Dr. Sebastian Lenart F.E.B.U., Facharzt für Urologie und für Andrologie, Koordinator des Prostatakrebszentrums im Krankenhaus der Barmherzigen Brüdern Wien.: In dem Stadium, in dem der Tumor in den allermeisten Fällen noch heilbar ist, spürt man ihn nicht, und es treten keine Symptome auf. Daher sind Vorsorgeuntersuchungen wichtig. Der größte Risikofaktor ist das Alter. Männer sollten daher ab 50 Jahren regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung gehen, wenn nahe Verwandte daran erkrankt sind ab 45.
Wie läuft die Vorsorgeuntersuchung ab?
Es wird der PSA-Wert, ein Blutwert, ermittelt und eine Tastuntersuchung der Prostata durchgeführt. PSA (prostataspezifisches Antigen) ist ein Eiweißstoff, der von der Prostata synthetisiert wird. Es wird allerdings auch von der gesunden Prostata produziert, etwa bei erhöhter Aktivität. Die Einschätzung, was der Wert bedeutet, obliegt dem Urologen.
Wie geht es weiter, wenn der Verdacht auf ein Karzinom besteht?
Als Nächstes führen wir eine MRT-Untersuchung mit einem Kontrastmittel durch. Dabei wird geschaut, ob es in der Prostata Areale mit veränderten Stoffwechselaktivitäten gibt. Wenn dem so ist, kann man mittels Biopsie Gewebeproben aus diesem Areal entnehmen und diese untersuchen.
Welche Therapien gibt es?
Die Therapie richtet sich nach der Aggressivität des Tumors. Wir führen im Prostatakrebszentrum wöchentliche Fallbesprechungen durch: Dabei wird jeder Fall von einem Urologen und einem Strahlentherapeuten angeschaut, diskutiert und der Behandlungsplan erstellt.
Wenn der Tumor in einem behandelbaren Stadium ist, können wir eine Operation oder eine Strahlentherapie durchführen. Bei der Operation werden die Prostata, die Samenblasen und meist auch die Lymphknoten entlang der Beckengefäße entfernt. Wir führen diese Operation mit dem DaVinci OP-Roboter durch. Eine Totaloperation empfiehlt sich für Patienten mit einem lokal begrenzten Karzinom.
Eine zweite Therapiemöglichkeit ist die Bestrahlung. Dabei wird die Prostata alleine oder mit den Samenblasen und den Lymphknoten in täglichen Sitzungen – fünfmal pro Woche, sieben bis neun Wochen lang – bestrahlt.
Wenn der Tumor zu weit fortgeschritten und in keinem behandelbaren Stadium mehr ist, weil er wiedergekommen ist oder Metastasen gebildet hat und der Patient von einer OP nicht mehr profitiert, können wir Medikamente einsetzen: Durch eine Testosteron-Entzugstherapie ist es in vielen Fällen möglich, das Tumorwachstum zu verlangsamen oder sogar zu unterbrechen. Es gibt aber auch Tumore, die so wenig aggressiv sind, dass wir keine Therapie machen, weil das Risiko zu hoch ist, dass dadurch Einbußen verursacht werden, die gar nicht notwendig gewesen wären. In solchen Fällen beobachten wir den Tumor nur.
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