Schwerwiegendes Problem
Der Einbau künstlicher Hüftgelenke ist heute eine der erfolgreichsten Operationen in der Medizin, die Zufriedenheit ist hoch, die meisten Patient:innen können bereits am Tag nach der Operation wieder aufstehen. Doch die Herausforderung der Zukunft lautet Übergewicht. Laut dem europäischen Adipositas-Report der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind in Österreich 61,8 Prozent der Männer und 46,8 Prozent der Frauen übergewichtig oder adipös. Als adipös gilt, wer einen BMI über 30 hat. Das kann zur Entwicklung oder zum Fortschreiten einer Knie- oder Hüftarthrose führen, so dass diese Personen ein künstliches Knie- oder Hüftgelenk benötigen.
Risikofaktor Übergewicht
Das Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt ist seit über 30 Jahren auf die Behandlung von Beschwerden am Bewegungsapparat spezialisiert. Einer der Schwerpunkte ist die minimalinvasive Endoprothetik, das heißt das schonende Einsetzen von künstlichen Gelenken, die die Betroffenen nach der OP schnell wieder in ihre tägliche Routine zurückkehren lassen. Für die Chirurg:innen wird Adipositas aber zum „schwerwiegenden“ Problem, wie Primarius Dr. Oliver Djahani und Erster Oberarzt Dr. Matthias Leitner, MSc von der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie berichten.
Übergewichtige bzw. adipöse Patient:innen haben nicht nur ein höheres Risiko für Arthrose, auch die Komplikationsrate bei Totalendoprothesen von Gelenken steigt. „Erschwerte operative Zugänge erfordern den Einsatz von größeren Instrumenten und Wundspreizern, was bei längerer OP-Zeit das Gewebe schädigen kann“, schildert Primarius Djahani seine Erfahrungen. Die Möglichkeiten der Anästhesiologie bzw. der Narkoseverfahren werden durch das Übergewicht ebenfalls beeinträchtigt.
Zusätzlich steigen mit der Körperfülle auch die Operationsrisiken, weil übergewichtige Personen häufig von Begleiterkrankungen wie dem metabolischen Syndrom, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes mellitus betroffen sind. Diese Komorbiditäten können die OP-Tauglichkeit beeinflussen und zu Verzögerungen des OP-Termins führen.
„Die Begleiterkrankungen erfordern zusätzliche Abklärungen und können die Entscheidung für oder gegen einen Eingriff maßgeblich beeinflussen“, sagt Dr. Djahani.
Gewichtsreduktion
In den Patientengesprächen legen die Chirurg:innen der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie besonderen Wert auf die Aufklärung über das erhöhte perioperative Risiko bei einem BMI über 30. Bei einem BMI über 40 oder gar 50 wird dringend zu gewichtsreduzierenden Maßnahmen vor dem Eingriff geraten. „Die Betroffenen müssen darüber aufgeklärt werden, dass das perioperative Risiko mit einem höheren BMI exponentiell steigt“, betont Primarius Dr. Djahani.
Das Elisabethinen-Krankenhaus verfügt über Ernährungsberater:innen und kann Kontakte für den extramuralen Bereich herstellen. Die Abteilung für Orthopädie und Traumatologie arbeitet auch eng mit dem Adipositas-Zentrum am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan zusammen.
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