Very british
Ein Surren ist zu hören. Langsam bewegen sich die letzten Besucher:innen in den Saal des Vienna’s English Theatre. Darunter auch Inge, die geduldig ihren Sitzplatz sucht. „Vor Beginn eines Stückes ist die Stimmung hier immer einzigartig“, flüstert sie aufgeregt, geht in eine Reihe und lässt sich neben ihrer Freundin in den Theatersessel fallen. „Gleich beginnt die Vorstellung.“
Traditionsreicher Ort
Das Vienna’s English Theatre besteht seit über 60 Jahren und ist aus dem Kulturleben der Stadt heute nicht mehr wegzudenken. Gegründet von Franz Schafranek und seiner Frau Ruth Brinkmann im Jahr 1963, ist die Bühne die älteste und erfolgreichste englischsprachige am europäischen Kontinent. Die erste Spielstätte des Englischen Theaters befand sich im Palais Erzherzog Carl in der Seilerstätte im ersten Wiener Gemeindebezirk. Im Jahr 1974 übersiedelte das Theater an den heutigen Standort in der Josefsgasse im achten Bezirk und bespielt seither den im Jahr 1905 errichteten Josefssaal der Lehrerhausvereinigung, der über 225 Sitze und zwei Rollstuhlplätze fasst.
Von jung bis älter
„Liebe Freunde haben mich im Jahr 1999 zum Englischen Theater gebracht“, erinnert sich Inge, die die meisten der insgesamt über 150 Aufführungen mit ihnen gemeinsam erlebt hat. Mehr als 35.000 Theaterinteressierte kamen in der vergangenen Saison ins Englische Theater. Zwei Drittel davon haben wie Inge ein Abonnement. „Unser Publikum ist sowohl theateraffin als auch anglophil“, weiß Julia Schafranek, Tochter des Gründer-Ehepaars und Direktorin des Theaters, wobei die größte Gruppe dem sogenannten „Bildungsbürgertum“ angehöre. Doch auch die jüngere Generation, für die die englische Sprache im Alltag viel präsenter sei, werde durch das Angebot angesprochen. „Uns besuchen Schulklassen und Sprachgruppen sehr gerne“, freut sich Schafranek, die gemeinsam mit Tochter Anna das Theater künstlerisch sowie wirtschaftlich leitet.
Auf Sprachreise im Theater
Sei es vom Balkon oder vom Parkett – von jedem Platz habe sie eine gute Sicht auf das Geschehen auf der Bühne, weiß Inge. Verspätet sie sich, was ab und zu der Fall ist, könne sie immer auf den Balkon ausweichen und von dort bis zur Pause dem Stück folgen. Danach wechsle sie zum vorgesehenen Platz. Für die Wienerin ist jeder Abend das erneute Eintauchen in eine ihr vertraute Fremdsprache. „Ich verstehe die Schauspieler:innen aus Großbritannien aber viel besser als jene aus den USA, weil ich britisches Englisch in der Schule gelernt habe“, gibt Inge zu und blättert durch das Programm, das sie jedes Mal beim Billeteur kauft.
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