
OP ohne Narben
Granatapfel: Seit wann gibt es diese neue Methode der Schilddrüsen-Operation?
Prof. Weiss: Eigentlich wurde sie vor mehr als zehn Jahren in Deutschland für Eingriffe an der Nebenschilddrüse entwickelt, ist aber als „zu anspruchsvoll“ in der Schublade gelandet. Doch dann haben ÄrztInnen aus Asien, die einen besonderen Zugang zur narbenfreien Chirurgie am Hals haben, diese Technik aufgegriffen, weiterentwickelt und tausende PatientInnen operiert. Nachdem dort zehn Jahre hochfrequent operiert wurde, sind einige ÄrztInnen aus dem deutschen Sprachraum nach Asien gefahren und haben sich die Technik dort angesehen. Dann hat sich eine Gruppe von fünf bis zehn Personen formiert, die die Technik in den vergangenen Jahren gut etabliert und standardisiert hat. In Österreich wurden beginnend mit dem Krankenhaus Wiener Neustadt und der MedUni Wien interessierte ChirurgInnen ausgebildet. So habe auch ich die Technik gelernt.
Wie funktioniert die Technik?
Bisher wurde die Schilddrüse durch einen Schnitt am Hals offen operiert. Dabei blieben eine unschöne Narbe und oft auch eine Bewegungsirritation. Das ist bei der neuen Technik anders: Sie läuft über die Unterlippe, und zwar ursprünglich mit drei Zugängen: einer in der Mitte der Unterlippe sowie je einer im Mundwinkel rechts und links. Diese Zugänge bergen aber das Risiko, den sensiblen Nerv am Mundwinkel und am Kinn zu beleidigen. Daher haben wir hier bei den Barmherzigen Brüdern in Salzburg die Technik modifiziert: Und zwar haben wir dabei auf unser Know-how bei allgemein- und viszeralchirurgischen Single-Port-Eingriffen zurückgegriffen.
Dabei werden die Instrumente und eine kleine Kamera über einen gemeinsamen winzigen Zugang in den Körper vorgeschoben. Insgesamt haben wir schon weit über 6.000 solcher Eingriffe über nur einen Schnitt durchgeführt. Dieses Wissen haben wir mit der neuen Technik bei Schilddrüsen-Operationen fusioniert und gehen hier auch über nur einen kleinen Schnitt im Inneren der Unterlippe. Damit waren wir weltweit die ersten. Im Oktober 2021 haben wir die ersten vier PatientInnen mit dieser Methode operiert, inzwischen waren es schon über 20.
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