Vom Cockpit in den OP-Saal
Die Operationsteams setzen auf spezielle Trainings und optimierte OP-Checklisten, um die Sicherheit in der Patientenversorgung nachhaltig zu verbessern. Sie erfassen zum einen individuelle OP-Risiken und beugen zum anderen Organisationsfehlern und Verwechslungen vor. Dabei orientieren sie sich an Abläufen der Luftfahrt und beweisen, dass Medizin und Luftfahrt gut voneinander lernen können.
Lernen von PilotInnen
Prim. Dr. Manfred Kuschnig, Vorstand der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie sowie Medizinscher Direktor am Elisabethinen-Krankenhaus steht am OP-Tisch, vor ihm der zu operierende Patient. Vor dem „Hautschnitt“ und somit dem dem OP-Beginn wird gemeinsam mit allen Beteiligten noch einmal ein Sicherheitscheck durchgeführt. Der für diesen OP Tisch verantwortliche OP-Assistent liest Schritt für Schritt die Checkliste vor, jeder Punkt wird abgearbeitet und kontrolliert. Alle an der Operation Beteiligten sind eingebunden und konzentriert. Bevor der/die jeweilige ChirurgIn den ersten Schnitt der Operation z. B. Hüft- Totalendoprothese macht, verständigen sich alle an der Operation beteiligten ÄrztInnen und Pflegekräfte noch mal über die Identität des/der PatientIn, das Geburtsdatum, die Art und Stelle des Eingriffs die Seite und vieles mehr. Direkt nach der OP wird mittels Checkliste unter anderem geprüft, ob genauso viele Instrumente und Tücher vorhanden sind wie vor dem Eingriff. Die Checkliste ist der ständige Begleiter des Teams und erhöht die Sicherheit für PatientInnen und BehandlerInnen vor, während und nach der Operation.
Hinweis Diese Bildaufnahme ist vor COVID entstanden
© Wolfstudios
Die Operationsteams am Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt lernen von PilotInnen und orientieren sich im Hinblick auf die Patientensicherheit u.a. am ausgeklügelten Sicherheitssystem der Luftfahrt
Mehr Patientensicherheit durch Methoden aus der Luftfahrt
So wie man sich bei einer Flugreise vertrauensvoll in die Hände des Flugpersonals begibt, begibt man sich bei einem Krankenhausaufenthalt vertrauensvoll in die Hände der ÄrztInnen und Pflegepersonen. Aus diesem Grund werden jetzt im Elisabethinen-Krankenhaus in Klagenfurt, ähnlich wie in der Luftfahrt, verbesserte, zum Teil erweiterte, zum Teil aber auch im Vergleich zu früher gestraffte OP-Checklisten eingesetzt.
Die „großen Drei“
Das Ordenskrankenhaus hat sich bei der Ausarbeitung der neuen Kontrollmechanismen Hilfe von außen geholt und mit der Unterstützung des Unternehmens „AssekuRisk“ das neue Patientensicherheitssystem erarbeitet. Über mehrere Monate begleiteten der langjährige Flugkapitän Hans Härting sowie Risikomanagerin OÄ Dr. Ursula Denison das allgemein öffentliche Krankenhaus. Die Vertreter von „AssekuRisk“ sind überzeugt, dass die „großen Drei“ Vergessen, Verwechseln und Übersehen sind. In Schulungen und speziellen „Team-Medical Trainings“ in den vergangenen Monaten stand im EKH der Prozess des „Noch Besser Werdens“ im Fokus.
Der medizinische Direktor und Vorstand der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie am Elisabethinen-Krankenhaus, Prim. Dr. Manfred Kuschnig überlässt nichts dem Zufall und setzt auf höchste Patientensicherheit mit Unterstützung von Trainings aus dem Bereich der Luftfahrt
|
Sicherheit kann und muss man planen
Ziel des Trainings ist es dabei vor allem, die sogenannten „non-technical-skills" auszubilden: „Teamorientierung, situative Aufmerksamkeit, Führungsfähigkeit, Kommunikation und Kooperation haben zentrale Bedeutung für die Bewältigung von medizinischen Notfällen und den effektiven Einsatz vorhandener Ressourcen", beschreibt Flugkapitän Hans Härtig.
Im Notfall richtig Handeln Prim. Dr. Manfred Kuschnig will nicht nur erstklassige medizinische Qualität bieten, sondern setzt ebenso auf die Sicherheit in den Abläufen der Krankenhauses: „Wir tragen regelmäßig eine besondere Verantwortung und kleinste Fehler können weitreichende Folgen haben. Trainings, wie „AssekuRisk“, schulen und sensibilisieren die MitarbeiterInnen unserer Abteilungen für Allgemeinchirurgie, Orthopädie und Traumatologie sowie Anästhesiologie und Intensivmedizin darin, das Miteinander noch weiter zu verbessern für vielfältige potentiell gefährliche Ereignisse“, begründet Prim. Dr. Manfred Kuschnig das Ziel des Projekts.
Flugkapitän Hans Härtig bestätigt, dass es in vielen Betrieben leider häufig das Gefühl der Selbstzufriedenheit gebe. „Manche MitarbeiterInnen sind zu selbstbewusst und sich in vielen Dingen zu sicher. Nicht selten überschätzen sie sich.“
Härtig selbst pilotiert seit langem bei einer großen österreichischen Fluglinie und arbeitet seit 2002 zudem daran, das Know-how des Hochsicherheitssystems Luftfahrt in die Medizin, Industrie und Wirtschaft zu übertragen.
Medizin und Luftfahrt vereint die Bereitschaft des lebenslangen Lernens, Teamarbeit, die Interaktion mit Instrumenten und Technik, Zeitmanagement, Ökonomie, Leistungsdruck und nicht zuletzt auch das hohe Maß an Verantwortung. Das sind Aspekte, die sind unmittelbar vergleichbar.
Die Kommunikation der MitarbeiterInnen im Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt entspricht jetzt den hohen Sicherheitsstandards der Luftfahrt: Anweisungen werden von dem, der sie erhält, grundsätzlich wiederholt, die Belegschaft hält Blickkontakt, und jeder spricht so laut, dass er wirklich verstanden wird? Die Befürchtung vor der Zusammenarbeit mit Assekurisk, dass die Mitarbeiter über eine wieder neue Maßnahme stöhnen würden, hat sich in keinster Weise bewahrheitet, wirklich alle war mit Eifer und Freude dabei, die Umsetzung funktionierte und funktioniert klaglos. Allen Beteiligten und dem Team der Assekurisk ist zu danken.
Zur Info:
Flugkapitän Hans Härting und Head of Human Factors Training Kapitän Hans Härting hat langjährige Erfahrung als Pilot bei einem großen europäischen Luftfahrtkonzert, Führungskraft und ist Crew Ressource Management Trainer. Er ist Berater und Vortragender zum Thema Sicherheit und human Factors.
OA Dr. Ursula Denison ist interimistische Leiterin und leitende Oberärztin der operativen Station einer großen Abteilung für Gynäkologie in einem Wiener Krankenhaus. Sie war jahrelang Vorsitzende eines wissenschaftlichen Ausschusses in ihrem Fachbereich und ist diplomierte Risikomanagerin und Vorstandsmitglied der österreichischen Krebshilfe.
Flugkapitän Hans Härting von Assekurisk
Erfüllung der UN Sustainable Development Goals (SDG)
Mit den Bemühungen rund um die Patietensicherheit trägt das Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt auch zu 3 der insgesamt 17 „Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen bis 2030“ (SDGs) bei. Diese definieren das Erreichen von globalen und nachhaltigen Zielen.
Ziel 3 Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern
Ziel 5 Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen
Ziel 17 Umsetzungsmittel stärken und die Globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen