Hilfe für Afrika: Der gute Doc von Tansania
Von Tansania kriegt mag. dr. Jurij Gorjanc, dr. med., Leiter der Allgemeinchirurgie im Elisabethinen Krankenhaus Klagenfurt nicht genug. Zum bereits 14. Mal machte sich der Klagenfurter Elisabethinen-Arzt mit einem Team auf den Weg nach Tansania, um unter der Schirmherrschaft der internationalen Hilfsorganisation „Hernia International“ Einheimische, die an Leisten- und Bauchwandbrüchen leiden – zu operieren. Ihr erklärtes Ziel: „Wir wollen helfen.“ Vier Tage dauert die Mission dieses Mal, die das Team zum „Ngarenairobi Health Centre“ in Tansania führte.
Die Versorgung eines Leistenbruchs stellt in Österreich kein Problem dar. In der Regel wird der/die PatientIn zeitnah operiert und kann innerhalb weniger Tage das Krankenhaus verlassen. Ganz anders sieht dies in den meisten Ländern Afrikas aus. In der Vereinigten Republik Tansania, dem größten Land Ostafrikas am Indischen Ozean, ist die Gesundheitsversorgung trotz vieler Fortschritte unzureichend. Medizinisches Personal und die notwendige Infrastruktur fehlen vor allem in ländlichen Gegenden.
Das Team rund um mag. dr. Jurij Gorjanc setzte sich aus drei Chirurgen, zwei speziell ausgebildeten Pflegekräften, einer Anästhesistin, einer Radiologin und einem Arzt in Ausbildung zusammen. Die Koffer mit dem OP-Equipment waren 220 Kilogramm schwer. Verteilt auf elf Koffern transportierten alle KollegInnen medizinisches Material, das sie für die Operationen von Leisten- und Bauchwandbrüchen sowie für ambulante Behandlungen benötigten. „Alles, was man persönlich braucht, kommt ins Handgepäck. Vor Ort brauche ich nicht viel. Ich stehe den ganzen Tag in OP-Kleidung am OP-Tisch.“ 2011 kam der Facharzt für Chirurgie aus Slowenien nach Kärnten, um dort bis Ende April 2022 im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit zu arbeiten. Seit Mai des Vorjahres ist er der Leiter der Interdisziplinären „Tagesklinik Sankt Elisabeth“ am Elisabethinen-Krankenhaus und glücklich und dankbar, dass beide Krankenhäuser seine Tätigkeit für „Hernia international“ unterstützen. Erst kürzlich wurde das Hernien-Zentrum am Elisabethinen-Krankenhaus mit dem Qualitätssiegel der deutschen Herniengesellschaft als Zentren für Hernien-Chirurgie zertifiziert.
Engagiertes OP-Team
Dem neunköpfigen Operationsteam standen harte vier Tage im „Ngarenairobi Health Centre“ in Tansania bevor. Operiert wurde meist bis spät abends und das bei rund 37 Grad Celsius.
Die meisten Operationen mussten in Lokal- oder Spinalanästhesie durchgeführt werden, da im OP-Saal vor Ort kein Sauerstoff zur Verfügung stand. Bei den PatientInnen handelte es sich überwiegend um Männer. Die Bilanz kann sich sehen lassen: In vier Tagen waren über 51 Operationen und zahlreiche ambulante Behandlungen bei diesem Hilfseinsatz möglich. „Die Menschen sind arm, können sich eine Operation nicht leisten“ – entsprechend werde der Bruch verschleppt. Die Brüche, in der medizinischen Sprache Hernien genannt, sind oft auch gigantisch groß. Damit gehen sie ein hohes Risiko ein. Unbehandelte Leistenbrüche können tödlich enden, wenn zum Beispiel Eingeweide eingeklemmt sind,“ sagt der Chirurg über die humanitäre Mission, die er heuer bereits zum zweiten Mal erlebte. „Die Arbeit ist anstrengend. Aber auch sehr erfüllend“, fasst der 53-Jährige, der sich bereits 2008 der Organisation „Hernia international“ anschloss, zusammen. Im Rahmen seiner humanitären Missionen war er bereits in Tansania, Madagaskar, der Mongolei, Ghana, Liberia und Indien, um dort in minimalinvasiv Operationen Menschen mit einem Leistenbruch zu operieren.
„Menschen helfen zu können ist für mich eine unglaubliche Erfüllung. Nach einer gelungenen Operation bin ich jedes Mal demütig und von ganzen Herzen dankbar“, erklärt der Mediziner sein ehrenamtliches Engagement. Er wurde heuer auch mit der Berufsqualifikation des Fellowship of the Royal Colleges of Surgeons (FRCS) ausgezeichnet. Er ist der erste in Kärnten tätige Chirurg, der sich nun "Fellow" der ältesten Chirurgenvereinigung der Welt mit Sitz in London nennen darf.
Heimische ÄrztInnen unterrichten
Zu jeder Mission gehört auch der die Schulung der heimischen ÄrztInnen, Pflegekräfte und AnästhesistInnen. „Trotz des relativ kurzen Zeitfensters wollen wir die KollegInnen vor Ort bestmöglich schulen, denn Operationen von Leistenbrüchen gehören in die Hände von SpezialistInnen. „Man könne zwar in vier Tagen keinen chirurgischen Laien zum/zur Hernien-Spezialisten/in machen, aber wir wollen zumindest einen Teil dazu beitragen, dass Brüche künftig vor Ort besser versorgt werden,“ schildert der Arzt seine humanitäre Mission und sein persönliches Anliegen. Bis diese Arbeit auf breiter Basis umgesetzt ist, wird Jurij Gorjanc weiterhin regelmäßig in die Entwicklungsländer reisen, um seiner Passion, dem Operieren, nachzugehen.
Über die Organisation
Hernia international: 2001 wurde die Organisation von Prof. Andrew Kingsnorth gegründet. Internationale Ärzteteams reisen in ärmere Länder, um dort Leistenbrüche zu operieren und den ÄrztInnen vor Ort die Operationstechniken beizubringen. www.herniainternational.org.uk
Zur Person
OA Mag. Dr. med. Jurij Gorjanc, FRCS*, FEBS** AWS
OA Mag. Dr. Jurij Gorjanc war schon in Madagaskar, der Mongolei, Ghana, Liberia und Indien, Tansania und weiteren Entwicklungsländern, um dort Erwachsene und Kinder zu operieren. Er ist der erste Kärntner Chirurg mit der Zusatzbezeichnung „FEBS AWS“* – der Europäischen Gesellschaft für Hernienchirurgie.
Erfüllung der UN Sustainable Development Goals (SDG)
Mit den Bemühungen rund um die „Hernien-Mission“ trägt das Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt auch zu 3 der insgesamt 17 „Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen bis 2030“ (SDGs) bei. Diese definieren das Erreichen von globalen und nachhaltigen Zielen.
Ziel 3: Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern
Ziel 4: Hochwertige Bildung für alle
Ziel 17: Umsetzungsmittel stärken und die Globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen