Bewegtes Jubiläum für die mobile Therapie
Die „Ambulanten Geriatrischen Remobilisation“ (AGRM) ist österreichweit ein Meilenstein in der Versorgung der geriatrischen PatientInnen und wurde 2013 vom Elisabethinen-Krankenhauses Klagenfurt im Rahmen eines Pilotprojekts gestartet. Nach dem Grundsatz "ambulant vor stationär" lernen ältere Menschen, ihren Alltag nach schweren Erkrankungen möglichst wieder allein zu bewältigen. Jetzt feiert das innovative geriatrische Versorgungsmodul bei dem nicht der/die PatientIn ins Krankenhaus gebracht wird, sondern das mobile Team die PatientInnen im eigenen zu Hause therapieren, sein 10-jähriges Bestehen.
Mit der AGRM ist es dem Ordenskrankenhaus in den letzten zehn Jahren gelungen die Versorgungslandschaft nachhaltig zu verbessern. Geriatrische Remobilisierung, die in Österreich bisher nur im Krankenhaus möglich war, wird ambulant im ständigen Wohnumfeld der betroffenen Patienten durchgeführt.
Das Team der Ambulanten Geriatrischen Remobilisation blickt auf 10 erfolgreiche Jahre zurück
Zehn bewegte und erfolgreiche Jahre
Mit Stolz blickt das aktuell 22-köpfige Team der Ambulanten Geriatrischen Remobilisation jetzt auf die vergangenen zehn Jahre zurück und auf das, was mit viel Engagement und Fachkenntnis erreicht wurde, um meist multimorbiden PatientInnen den Weg zurück ins Leben zu ermöglichen. „Bis dato wurden im Rahmen der Ambulanten Geriatrischen Remobilisation 2.222 PatientInnen behandelt und von einem mobilen Team der AGR so fit gemacht, dass ein Großteil von ihnen weiter in den eigenen vier Wänden leben können. Die Mitarbeiter des mobilen Teams mit Ergo- und Physiotherapeuten, ÄrztInnen, PsychologInnen und SozialarbeiterInnen besuchen die PatientInnen drei Mal pro Woche im eigenen zu Hause“, schildert AGRM-Initiator Oberarzt Dr. Walter Müller, MSc., Leiter des Departments für Akutgeriatrie und Remobilisation am EKH.
Auswahl der PatientInnen durch „geriatrisches Assesssment“
Für die „Ambulante Geriatrische Remobilisation“ eignen sich nicht nur PatientInnen, die im Krankenhaus liegen und bei denen die Therapien noch nicht abgeschlossen sind. Die Aufnahme in das Therapieprogramm erfolgt auch über die Zuweisung durch niedergelassene ÄrztInnen.
Zuerst wird mit standardisierten Tests und Untersuchungen (dem sogenannten Geriatrischen Assessment) ermittelt, welche Probleme und Einschränkungen vorliegen und vor allem auch wo es Potentiale gibt, wo man ansetzen kann, um die Situation zu verbessen. Daraus werden dann die individuellen Therapieziele definiert und ein entsprechender Therapieplan erarbeitet.
Die Therapie erfolgt dort, wo der/die PatientIn den Alltag bewältigen muss – in den eigenen vier Wänden. Damit wird die Mobilität gesteigert und das Sturzrisiko vermindert, Ziel ist es möglichst lange selbstbestimmt im eigenen zu Hause leben zu können.
Erfolgsprojekt weit über die Grenzen hinaus
An die Anfänge erinnert sich OA Dr. Müller noch sehr gut: „2012 erhielten wir vom Kärntner Gesundheitsfonds die offizielle Anerkennung für die Umsetzung des Projekts – vorerst befristet für 25 Monate. Im Jänner 2013 erfolgte dann der offizielle Startschuss des Pilotprojekts. Wir haben klein angefangen mit zehn Therapieplätzen in den Bezirken Klagenfurt Stadt und Land. Dann wurde Schritt für Schritt aufgestockt.“ 2018 konnte schließlich auf 40 Therapieplätze erweitert werden (zusätzlich wurde die AGRM dann auch im Bezirk Völkermarkt mit zehn Therapieplätzen angeboten). In den Jahren danach erfolgte die Ausrollung auf alle Kärntner Bezirke. Standorte der mobilen
Teams sind die Geriatrischen Abteilungen, bzw. Departments der Krankenhäuser in den einzelnen Bezirken.
Damit ist diese Form der mobilen geriatrischen Therapie flächendeckend in ganz Kärnten verfügbar und wird derzeit auch in der Steiermark installiert. Finanziert wird sie vom Land, dem Kärntner Gesundheitsfond und den Sozialversicherungen. „Es freut mich sehr, dass die Ambulante Geriatrische Remobilisation wächst und unser Angebot so möglichst vielen die es brauchen zur Verfügung steht“, sagt Altersmediziner OA Dr. Walter Müller, MSc.
Studien belegen schnelleren Heilungsfortschritt
Das Pilotprojekt AGRM wurde in den ersten Jahren von Univ. Prof. Dr. Herbert Janig (Alpen-Adria-Universität Klagenfurt) wissenschaftlich begleitet. Dabei wurde verglichen, wie es ambulanten PatientInnen im Vergleich zu KrankenhauspatientInnen ergeht. Im wissenschaftlichen Bericht zeigten sich klare Vorteile für die mobile Therapie. Diese ist für die Betroffenen besser und nachhaltiger und zusätzlich auch noch viel kostengünstiger.
Selbstständigkeit = Lebensqualität
„Unser mobiles geriatrisches Team arbeitet vor Ort gemeinsam mit den Betroffenen an deren individuellen Zielen“, beschreibt es OA Dr. Walter Müller, MSc. Wie das im Idealfall funktionieren kann, zeigt das Beispiel von Sr. Maria Nopp. Nach einem Sturz und einer gebrochenen Hüfte, musste sie wieder gehen lernen. Mit 104 Jahren steht sie jetzt wieder selbst auf den Beinen und verdankt dies ihrer Physiotherapeutin vom Team der Ambulanten Geriatrischen Remobilisation. „Natürlich ist die Klosterschwester eine Ausnahme mit ihrem hohen Alter. Die AGRM zeigt allerdings deutlich, dass mit gezielten Therapien auch bei sehr alten Menschen die Mobilität und die Lebensqualität wieder gesteigert werden kann, um wieder größtmögliche Selbstständigkeit zu erlangen“, betont der Departmentleiter OA Dr. Walter Müller, MSc. Innerhalb von ca. acht Wochen sollte jeweils das Therapieziel erreichbar sein. „Alleine wieder am Küchentisch sitzen oder wieder die notwendigen Stufen bewältigen zu können bringt den Betroffenen die Lebensqualität zurück, weiß der Geriater OA Dr. Müller, MSc.
Mit Energie zur Therapie
Damit die TherapeutInnen die Hausbesuche klimafreundlich absolvieren können, wurden drei E-Fahrzeuge sowie zwei E- Bikes angekauft und die entsprechende Infrastruktur dafür geschaffen (Lademöglichkeiten.
2022 gewann das Elisabethinen-Krankenhaus mit dem Projekt „Ökologisierung des Fuhrparks der Ambulanten Geriatrischen Remobilisation“ den „Energy Globe Award Kärnten 2022“. „Mit diesem Projekt zeigt man im Elisabethinen-Krankenhaus vor, wie die Energiewende gelingen kann. Das Vorhaben hat Modellcharakter, ist es doch auch auf andere Gesundheitsdienstleistungen, wo PatientInnen daheim besucht werden, ausweitbar“, erklärt die Kaufmännische Direktorin Mag. Dr. Elke Haber, MBA.
Ausbau und Umbau
Zum zehnten Geburtstag der Ambulanten Geriatrischen Remobilisation konnte der Fuhrpark weitestgehend ökologisiert werden. Und nicht nur das: In den kommenden Wochen wird eine erweiterte Dokumentations- und Codierräumlichkeit für die Mitarbeitenden fertiggestellt.
Zusätzlich soll gemäß RSG 2025 ein Angebot in Form einer geriatrischen Tagesklinik (sechs ambulante Betreuungsplätze im Elisabethinen-Krankenhaus) ab Ende 2023 den umfassenden altersmedizinischen Versorgungsansatz im Elisabethinen-Krankenhaus für den Kärntner Patienten ergänzen und komplettieren.
Erfüllung der UN Sustainable Development Goals (SDG)
Mit den Bemühungen rund um die „Ambulante Geriatrische Remobilisation“ trägt das Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt auch zu den insgesamt 3 der insgesamt 17 „Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen bis 2030“ (SDGs) bei. Diese definieren das Erreichen von globalen und nachhaltigen Zielen.
Ziel 3 Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern
Ziel 5 Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen
Ziel 17 Umsetzungsmittel stärken und die Globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen