Ein Leben in Hingabe: Zum Abschied von Sr. Immaculata
In einer Welt, in der das Streben nach individueller Erfüllung oft an erster Stelle steht, sind Persönlichkeiten wie Sr. Immaculata – Mag. pharm. Josefine Kowatsch selten und umso wertvoller. Vor wenigen Tagen trat die Ordensschwester und ehemalige Pharmazeutin des Krankenhauses ihre letzte Reise an. Sr. Immaculata war eine Frau, die sich in jeder Hinsicht für andere einsetzte, sei es durch ihren tiefen Glauben, ihre akademischen Leistungen in der Pharmazie oder ihr Engagement in der Gemeinschaft der Elisabethinen.
In stiller Trauer nehmen wir Abschied von Sr. Immaculata. Ihr Leben war geprägt von tiefer Hingabe an den Glauben und einem unermüdlichen Dienst am Nächsten, sowohl im geistigen als auch im medizinischen Bereich.
Einer der letzten Besuche in ihrer geliebten Apotheke – Sr. Immaculata – Mag. pharm. Josefine Kowatsch
Ein Leben für den Glauben und die Wissenschaft
Sr. Immaculata wurde als Josefine Kowatsch in Edling im Jauntal in eine tief religiöse Familie hineingeboren. Ihre Reise begann, als sie als junges Mädchen von 11 Jahren nach Klagenfurt kam. Sie besuchte das Gymnasium bei den Ursulinen und fand bald ihre geistige Heimat im Elisabethinenkloster. Ihre Berufung wurde durch das Noviziat besiegelt und am 2. Mai 1960 legte sie ihre Profess ab, ein Versprechen, das sie über 60 Jahre lang ehrlich und mit Hingabe erfüllte.
Aber nicht nur ihr Glaube, auch ihre wissenschaftliche Leidenschaft führte sie nach Graz, wo sie Pharmazie studierte. Dies war nicht nur eine akademische Neugier, sondern auch ein Dienst an ihrer Gemeinschaft. Nach ihrem Studium widmete sie sich der Anstaltsapotheke des Elisabethinen-Krankenhauses, wo sie von 1973 bis 2013 tätig war.
Ein Höhepunkt ihrer Karriere war die Leitung der historischen Rokoko-Apotheke, die heute bei den Elisabethinen in Klagenfurt als Museum dient.
Immer wieder betrat die kleine, zierliche Dame die alte, holzvertäfelte Apotheke unseres Hauses und atmete förmlich den Geist der Geschichte mit den unzähligen alten Dosen und Gefäßen aus Bambus, die zur damaligen Zeit Arzneien und Wundermittel enthielten, ein.
Ihr Respekt für das Alte und ihr Verständnis für das Neue machten sie zur Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Noch Anfang des Jahres konnte die Ordensfrau den Umbau der Apothekenräumlichkeiten erleben und stattete der Apotheke, trotz ihrer gesundheitlichen Einschränkungen, regelmäßig einen Besuch ab. Der Mid-Century Apothekenschrank, der aus dem Fundus der pensionierten Anstaltsapothekerin stammt, wurde umfassend restauriert und mit historischen Gefäßen bestückt. Nun ist er das Herzstück des neu gestalteten Besprechungsraumes in der Anstaltsapotheke. Für Sr. Immaculata eine „große Ehre und Würdigung der Vergangenheit“, schwärmte sie noch beim Fototermin und einem gemeinsamen Kaffee im Frühjahr.
Im Frühling herrschte besonders gute Stimmung in der Anstaltsapotheke: Mag. Dr. Elke Haber, MBA, Sr. Immaculata – Mag. pharm. Josefine Kowatsch, Mag. Dr. Iris Wille freuten sich über die Neugestaltung der Räumlichkeiten
„Grüner Klostergeist“
Innerhalb der Mauern des Elisabethinen-Krankenhauses schlummern nicht nur medizinische Geheimnisse, sondern auch kulturelle und historische Schätze, die über die Jahre gepflegt und weitergegeben wurden. Ein solcher Schatz ist der "Grüne Klostergeist". Dieser würzige, duftende Likör, bekannt für seine heilenden Eigenschaften bei Magenverstimmungen und Völlegefühl, hat seine Wurzeln in den napoleonischen Zeiten. Überliefert wurde das Rezept den Klosterschwestern von einem dankbaren französischen Arzt, den sie im Spital gesund pflegten. Sr. Immaculata, mit ihrem tiefen Wissen und ihrer langjährigen Verbindung zur Anstaltsapotheke, galt als Hüterin dieses wertvollen Geheimnisses. Ein alter Glaube umgibt diesen besonderen Likör: Solange sein Geheimnis bewahrt bleibt, wird er weiterhin Segen und Heilung bringen. Sr. Immaculata war somit nicht nur eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart, sondern auch zwischen Heilung und Tradition.
Bis zum Schluss bemühte sich Sr. Immaculata um die aufwendige Herstellung des grünen Klostergeistes.
Treue bis zum Schluss
Der Dienst von Sr. Immaculata endete nicht an den Türen der Apotheke. Als Vikarin stand sie Generaloberin Sr. Consolata Hassler treu zur Seite, insbesondere im Gebet und in der Gemeinschaft. Ihr tiefer Glaube war der Kern ihres Wesens und ihre größte Hoffnung war es, dass der Orden weiterhin von jungen Schwestern bereichert wird.
Sr. Immaculata war nicht nur eine Gelehrte, eine Apothekerin und eine Ordensschwester; sie war ein Symbol des Engagements, des Glaubens und der Hingabe. Auch wenn sie uns verlassen hat, wird ihr Erbe in den Herzen aller, die sie kannten, und in den Mauern des Elisabethinen-Krankenhauses weiterleben.
In tiefer Trauer und Dankbarkeit gedenken wir Sr. Immaculata und ihrer jahrzehntelangen Hingabe an Gott und die Gemeinschaft der Elisabethinen in Klagenfurt. Ihr Leben und Wirken wird uns stets als leuchtendes Beispiel des Glaubens und der Nächstenliebe dienen.
In einem Interview anlässlich ihres 60-jährigen Profess-Jubiläums antwortete Sr. Immaculata auf die Frage was denn ihr größer Wunsch sei: „Mein persönlicher Wunsch wäre, wenn es Gottes Wille ist, noch viele Jahre in unserer Gemeinschaft zu leben und zu beten.“
Schön, dass sich dieser Wunsch für sie erfüllen konnte.
Ruhen Sie in Frieden, Sr. Immaculata.
Unsere Gebete begleiten Sie auf Ihrem Weg zu Gott.
In liebevoller und dankbarer Erinnerung
Mag. Dr. Iris Wille und Mag. Dr. Elke Haber, MBA
Leiterin der Anstaltsapotheke und Kaufmännische Direktorin
Stellvertretend für die gesamte Mitarbeiterschaft des Elisabethinen-Krankenhauses Klagenfurt