Der unsichtbare Räuber der Stärke: Sarkopenie und der Kampf gegen Muskelschwund
Oberärztin Dr. Patricia Walentiny, Fachärztin für Innere Medizin und Altersmedizinerin am Krankenhaus der Elisabethinen in Klagenfurt, legt nun einen Fokus auf diesen weitgehend unbeachteten Aspekt des Alterns und gibt praktische Tipps gegen den Muskelschwund im Alter.
Ein unausweichbares Schicksal?
Eine natürliche Konsequenz des Alterns, aber bei weitem kein unausweichliches Schicksal: Der fortschreitende Muskelschwund, medizinisch Sarkopenie genannt, trifft im Laufe des Lebens immer mehr Menschen. Bis zu 60% der Muskelkraft kann zwischen dem 30. und 80. Lebensjahr verloren gehen – ein schleichender Prozess, der oftmals unterschätzt wird. Doch wie OA Dr. Patricia Walentiny, Fachärztin für Innere Medizin am Krankenhaus der Elisabethinen in Klagenfurt, betont, gibt es effektive Strategien, um diesem „unsichtbaren Räuber unserer Stärke“ entgegenzuwirken.
Die unterschätzte Gefahr von Bewegungsmangel und Mangelernährung
„Sarkopenie ist mehr als nur ein Zeichen des Alterns. Sie ist eine ernstzunehmende Zustandsveränderung, die durch Faktoren wie mangelnde Bewegung, bestimmte chronische Krankheiten, Mangelernährung und sogar einige Medikamente beschleunigt werden kann“, erklärt Dr. Walentiny. Der Abbau der Muskeln geht dabei oft Hand in Hand mit einer Zunahme von Fett- und Bindegewebe, was die Muskulatur schwächer und schneller ermüdbar macht. Zudem kann Sarkopenie das Risiko von Stürzen und Verletzungen erhöhen und die Lebensqualität erheblich mindern.
Ein Risiko für jeden, unabhängig vom Gewicht
Ein wichtiger Punkt, den Dr. Walentiny hervorhebt, ist, dass Sarkopenie nicht immer eine Frage des Gewichts ist. „Sowohl normalgewichtige als auch übergewichtige Menschen können davon betroffen sein. Dieses Phänomen ist bei bis zu 50% der Männer und Frauen über 80 Jahre zu beobachten, kann aber auch jüngere Menschen treffen, die an bestimmten Krankheiten leiden oder sich zu wenig bewegen“, sagt sie.
Der Schlüssel zur Prävention: Bewegung, Ernährung und Vitamin D
Doch es gibt Hoffnung. „Wir können dem Muskelschwund aktiv entgegenwirken. Eine ausgewogene, proteinreiche Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und der Vermeidung von Inaktivität sind Schlüsselelemente in dieser Prävention“, erklärt die Fachärztin. Darüber hinaus empfiehlt sie insbesondere im Winter den Ausgleich eines Vitamin-D-Mangels, der oft in unseren Breitengraden zu beobachten ist.
Für jene, die dem Muskelschwund entgegenwirken möchten, bietet Geriaterin Dr. Walentiny eine Liste von einfachen Übungen an, die im Alltag ausgeführt werden können. Darunter fallen Kniebeugen vor dem Fernseher, Gehen mit großen Schritten durch die Wohnung, oder das Anheben und Absenken der Fersen im Sitzen. Sie rät auch, Treppen zu nutzen statt des Aufzugs und kürzere Strecken zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen.
„Es ist nie zu spät, um anzufangen und jede Bewegung zählt", betont Dr. Walentiny. „Unsere Muskeln sind ein lebenswichtiges Gut. Wir sollten alles in unserer Macht Stehende tun, um sie zu bewahren und zu stärken.“
Erfüllung der UN Sustainable Development Goals (SDG)
Mit den Bemühungen rund um das Thema Muskelschwund trägt das Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt auch zu einem der insgesamt 17 „Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen bis 2030“ (SDGs) bei. Diese definieren das Erreichen von globalen und nachhaltigen Zielen.
Ziel 3 Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern
OÄ. Dr. Patricia Walentiny | Facharztin für Innere Medizin am Department für Akutgeriatrie und Remobilisation