Das goldene Alter ohne Brüche - Schenkelbruch mit Folgen
Die Abteilungsvorstände OA Dr. Walter Müller, MSc und Prim. Dr. Manfred Kuschnig, wissen, was hinter dieser Volkskrankheit
steckt und wie das Elisabethinen-Krankenhaus dazu beiträgt, den Altersalltag sicherer zu gestalten.
Das Alter ist ein unausweichlicher Teil des Lebens, doch mit ihm gehen oft unvorhergesehene Herausforderungen und Gefahren einher. Ein besorgniserregendes Beispiel dafür sind Stürze, die bei älteren Menschen in Österreich immer häufiger vorkommen. Aktuellen Erkenntnissen zufolge stürzt in der Altersgruppe über 65 Jahren etwa jeder dritte Österreicher einmal jährlich. Diese Zahl steigt bei den über 80-Jährigen sogar dramatisch an: Hier ist es bereits jeder Zweite, der den schmerzhaften Fall erlebt. OA Dr. Müller, MSc, Leiter des Departments für Akutgeriatrie und Remobilisation sowie der Vorstand der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie Prim. Dr. Kuschnig vom Elisbabethinen-Krankenhaus Klagenfurt geben einen Einblick in die Gefahr des Schenkelhalsbruches.
Physische Veränderungen erhöhen das Sturzrisiko
„Das Altern ist unvermeidlich und bringt physische Veränderungen mit sich, die unser tägliches Leben beeinflussen. Mit zunehmendem Alter verschlechtert sich unser Gleichgewichtssinn, was das Risiko von Stürzen erhöht. Ebenso nehmen die Muskelkraft und die Beweglichkeit ab, wodurch alltägliche Aktivitäten, die einst mühelos waren, schwierig werden können. Unsere Augen, einst scharf und klar, beginnen ebenfalls, ihre Effizienz zu verlieren, was die Sehfähigkeit verringert. All diese Faktoren erhöhen die Anfälligkeit für Unfälle“, erläutert OA Dr. Müller, MSc. „Ein weiteres besorgniserregendes Problem ist der Abbau an Knochenmasse. Dies macht die Knochen anfälliger für Brüche, selbst bei kleineren Stürzen oder Stößen“, ergänzt der Geriater.
Alarmierende Zahlen
Die Konsequenzen solcher Unfälle sind oft schwerwiegend. Eine Schenkelhalsfraktur kann für viele SeniorInnen verheerend sein. Alarmierend ist, dass bis zu 20 Prozent dieser PatientInnen nach solch einer schweren Verletzung nicht mehr in der Lage sind, sich eigenständig aufzurichten. Noch tragischer ist, dass bis zu 10 Prozent der Betroffenen im ersten Monat nach einem solchen Unfall versterben. Diese Statistiken unterstreichen die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen und einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung für ältere Menschen.
Der Vorstand der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie Prim. Dr. Mafnred Kuschnig ergänzt: „In Österreich passieren jährlich etwa 14.000 Schenkelhalsbrüche. Das Durchschnittsalter der Verunfallten liegt bei 82 Jahren. Der gefürchtete Oberschenkelhalsbruch ist eine der häufigsten Folgen von Stürzen im höheren Lebensalter.
Es ist deshalb dringend notwendig, dass PatientInnen mit solchen Brüchen schnellstmöglich operiert werden", im Idealfall innerhalb von 24 Stunden (österreichweiter Konsens).
Ganzheitliche Betreuung und interdisziplinäre Teams
Insgesamt muss bei der Versorgung ein interdisziplinärer Ansatz verfolgt werden. Durch spezialisierte Teams, die aus ÄrztInnen, Pflegekräften, Physio- und ErgotherapeutInnen sowie PsychologInnen und SozialarbeiterInnen bestehen, werden nicht nur die gebrochenen Knochen behandelt, sondern auch der Gesamtzustand des/der PatientIn berücksichtigt. Die Therapieprogramme sind dabei maßgeschneidert. „Das Ziel ist es, die PatientInnen so schnell wie möglich wieder auf die Beine zu bringen und sie in ihr soziales Umfeld zu re-integrieren“, so Prim. Dr. Kuschnig.
Innovative Heimtherapie
Ein besonderes Highlight des Klagenfurter Elisabethinen-Krankenhauses ist das geriatrische Modul der „Ambulanten Geriatrischen Remobilisation“. „Mit dieser innovativen Methode fahren unsere Teams direkt zu den PatientInnen nach Hause und setzen die Therapie dort fort“, erklärt OA Dr. Müller, MSc.
Das Modell der Ambulanten Geriatrischen Remobilisation ist nicht nur für PatientInnen von Vorteil, die sich nach schweren oder chronischen Erkrankungen wieder in ihrem eigenen Heim
zurechtfinden müssen, sondern auch für das Gesundheitssystem. Es optimiert den Therapieprozess, indem es auf das Prinzip "ambulant vor stationär" setzt. Der Erfolg dieser Methode wird durch die wachsende Zahl von PatientInnen, die dank des mobilen Teams
wieder in ihren eigenen vier Wänden leben können, deutlich belegt.
Prävention im Fokus
Aber nicht nur die Behandlung nach dem Sturz ist wichtig. Prim. Dr. Kuschnig betont, trotz seiner Tätigkeit als Chirurg: „Prävention ist besser als jede Operation.“ Kollege OA Dr. Müller, MSc. fügt hinzu: „Das Elisabethinen-Krankenhaus bietet in Zusammenarbeit mit dem Kneipp- Verein ein spezielles Trainingsprogramm für Senioren namens 'Fit für 100' an. Es zielt darauf ab, Muskelkraft und Mobilität zu fördern und so Stürzen vorzubeugen.“ Interessierte können sich für das "Fit für 100"-Programm direkt im Elisabethinen-Krankenhaus oder über den Kneipp-Verein Klagenfurt anmelden. Dieses Programm wurde mit wissenschaftlicher Begleitung an der Sporthochschule Köln entwickelt. Dabei handelt es sich um ein Bewegungsprogramm zum Aufbau von Muskelkraft und zur Förderung der Mobilität für ältere und hoch betagte Menschen. Das Ziel ist Kraft und Koordination zu fördern, als wichtigen Beitrag zum Erhalt von Lebensqualität und Alltagskompetenz. Anmelden dazu kann man sich über den Kneipp-Verein Klagenfurt.
Abschließend betonen beide Ärzte die Wichtigkeit der Vorbeugung: Ein regelmäßiges und angepasstes Trainingsprogramm kann das Sturzrisiko erheblich reduzieren und zur Erhaltung der Lebensqualität beitragen.
OA Dr. Walter Müller, MSc, Altersmediziner
Prim. Dr. Manfred Kuschnig, Orthopäde und Traumatologie
Erfüllung der UN Sustainable Development Goals (SDG)
Mit den Bemühungen rund um die „Ambulante Geriatrische Remobilisation“ trägt das Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt auch zu den insgesamt 3 der insgesamt 17 „Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen bis 2030“ (SDGs) bei. Diese definieren das Erreichen von globalen und nachhaltigen Zielen.
Ziel 3 Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern
Ziel 5 Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen
Ziel 17 Umsetzungsmittel stärken und die Globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen