Wenn sich alles um den Schwindel dreht
Oberärztin Dr. Patricia Walentiny, Fachärztin für Innere Medizin und Geriaterin erklärt, was es mit Schwindel auf sich hat, die Ursachen und auch die therapeutischen Ansätze.
Schwindel – ein weit verbreitetes und oft unterschätztes Gesundheitsproblem, das das Leben vieler Menschen beeinflusst. Dr. Patricia Walentiny, Fachärztin für Innere Medizin am Department für Akutgeriatrie und Remobilisation am Elisabethinen-Krankenhaus in Klagenfurt, gibt einen Einblick in die Ursachen, Risikofaktoren und therapeutischen Ansätze bei Schwindelbeschwerden. Dr. Walentiny betont, dass das Verständnis der Ursachen entscheidend für eine erfolgreiche Therapie ist. Dabei gibt es einige häufig auftretende Auslöser, die besonders beachtet werden sollten.
Häufige Ursachen und deren Bewältigung
Eine der häufigsten Ursachen von Schwindel, so Dr. Walentiny, ist der „benigne paroxysmale Lagerungsschwindel“, der durch die Ansammlung von Kristallen im Gleichgewichtsorgan im Innenohr verursacht wird. Diese Beschwerde kann jedoch durch spezielle Lagerungsübungen erfolgreich behandelt werden. Zusätzlich zu diesem Schwindeltyp können Blutdruckschwankungen und überdosierte Medikamente ebenfalls Schwindel verursachen. Oftmals finden sich jedoch keine konkreten Ursachen, da Schwindel multifaktoriell sein kann.
Risikofaktoren im Blick behalten
Dr. Walentiny betont die Bedeutung der Kontrolle von Risikofaktoren. Ein schlecht eingestellter Diabetes mellitus kann sensible Nervenfasern in den Beinen und Füßen angreifen und so Schwindel verursachen. Eine Vielzahl von Medikamenten oder zu hoch dosierte Schmerz- und Blutdruckmedikamente können ebenfalls Schwindelattacken auslösen. In jedem Fall empfiehlt die Expertin, keine Experimente auf eigene Faust zu unternehmen, sondern immer Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu halten.
Therapeutische Ansätze bei Schwindel
Die Geriaterin OÄ Dr. Walentiny betont die Bedeutung von Physiotherapie zur Wiedererlangung des Gleichgewichts und der Gang- und Standsicherheit. Bei sogenanntem phobischem Schwindel, bei dem eine körperliche Ursache ausgeschlossen werden muss, kann eine Psychotherapie mit Wahrnehmungstraining hilfreich sein.
Entwicklung im Verständnis von Schwindel
In den letzten Jahren hat sich das Verständnis von Schwindel sowohl von Seiten der PatientInnen als auch der ÄrztInnen weiterentwickelt. Leider ist Schwindel oft schwer zu beschreiben, was die Diagnostik erschwert. Für eine suffiziente Diagnostik sind häufig ÄrztInnen aus verschiedenen Fachbereichen erforderlich, darunter HNO-SpezialistInnen, NeurologInnen, AugenärztInnen und InternistInnen.
Die Rolle psychologischer Faktoren
Angst und Unsicherheit sind häufige Begleiter bei Schwindelbeschwerden. Es gibt auch den sogenannten phobischen Schwankschwindel, bei dem zunächst eine körperliche Ursache ausgeschlossen werden muss, bevor die Diagnose gestellt werden kann.
Medikamente und Schwindel
Die Rolle von Medikamenten bei der Schwindelbehandlung ist eher untergeordnet. In Fällen von starkem Drehschwindel mit Übelkeit und Erbrechen können kurzzeitig Antivertiginosa und Antiemetika eingesetzt werden. Es ist jedoch Vorsicht geboten, insbesondere bei älteren PatientInnen, da diese Medikamente Nebenwirkungen wie Beeinträchtigung des Gedächtnisses hervorrufen können. Eine bessere Option ist die Stärkung der Muskulatur und Physiotherapie mit Gleichgewichtstraining, auch zur Sturzprophylaxe.
Erkrankungen, die mit Schwindel einhergehen können
Schwindel kann mit verschiedenen Erkrankungen in Verbindung stehen, darunter schwere Infekte, Lungenerkrankungen mit Sauerstoffunterversorgung, Herzschwäche, Blutdruckschwankungen, Schlaganfälle (insbesondere im Bereich des Kleinhirns), Störungen oder Entzündungen des Gleichgewichtsorgans und Exsikkose (Austrocknung).
Die Rolle des Alters
Je älter Menschen werden, desto häufiger tritt Schwindel auf. Dies liegt an der Abnahme der Muskelmasse, der Propriozeptoren (spezielle Rezeptoren, die der unbewussten Wahrnehmung der eigenen Bewegung im Raum dienen), der Nervenleitgeschwindigkeit und Veränderungen im Gefäßsystem. Auch eine Abnahme der Sehkraft kann zu Schwindel führen, da die Orientierung im Raum beeinträchtigt sein kann.
Behandlung von Schwindelbeschwerden
Die Behandlung von Schwindelbeschwerden erfordert eine individuelle Herangehensweise. Neben Bewegungstherapie und Gleichgewichtstraining sollte die Evaluierung von Medikamenten durch einen Arzt erfolgen. In einigen Fällen können auch kurzfristig Antivertiginosa oder Antiemetika zum Einsatz kommen.
Abschließend betont Oberärztin Dr. Patricia Walentiny die Bedeutung einer frühzeitigen Diagnose und einer ganzheitlichen Herangehensweise bei Schwindelbeschwerden. Bei anhaltenden oder wiederkehrenden Schwindelproblemen sollten PatientInnen unbedingt ärztlichen Rat einholen.
Fachärztin für Innere Medizin und Geriaterin OÄ Dr. Patricia Walenity vom Department für Akutgeriatrie und Remobilisation am Elisabethinen-Krankenhaus in Klagenfurt
Erfüllung der UN Sustainable Development Goals (SDG)
Mit den Bemühungen rund um das Thema Altersmedizin trägt das Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt auch zu einem der insgesamt 17 „Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen bis 2030“ (SDGs) bei. Diese definieren das Erreichen von globalen und nachhaltigen Zielen.
Ziel 3: Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern