Kalt, kälter, Kältetod und der „Tod im Rausch“
Der Vorstand der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin warnt auch in der bevorstehendem Hochphase des Faschings um einen vorsichtigen Umgang mit Alkohol. Werden Betrunkene nach einer Party oder einem Umzug in der Kälte gefunden, kann der Kältetod im „Rausch“ eintreten.
Es kann jeden treffen – der Kältetod. Egal ob als Alpinsportler oder Skitourengeher, als Unfallopfer oder älterer Mensch z.B nach. einem Sturz in klirrend kalter Nacht. Tod durch Erfrieren – das trifft im Winter oft auch Obdachlose, die kein warmes Plätzchen gefunden haben. Jedes Jahr sterben in Österreich immer noch sehr viele Menschen an oder mit Unterkühlung. Kälte ist erbarmungslos, denn für extreme Minustemperaturen sind Menschen nicht geschaffen.
Konkrete Zahlen zu nennen, ist allerdings schwierig, weiß Prim. Priv.-Doz. Dr. Michael Zink D.E.A.A., Vorstand der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit und am Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt. Prim. Dr. Zink ist zudem seit vielen Jahren aktiver Notarzt am Rettungshubschrauber-Christophorus 11. „Hypothermie, sprich der Kältetod, tritt oft sekundär auf, etwa nach Unfällen als Folge oder in Kombination von Verletzung oder Krankheit, taucht in den Unfallberichten aber meist nicht gesondert erwähnt auf.“
Vom Zittern zum Kältetod
Der Kältetod, ein ernstzunehmendes Risiko bei extremer Kälteexposition, ist gekennzeichnet durch ein Absinken der Körperkerntemperatur auf kritische Werte zwischen 20 und 28 Grad Celsius. Prim. Dr. Michael Zink erklärt, dass dieser gefährliche Zustand zu einem Herzkreislaufstillstand führen kann, was letztlich tödlich ist. „Ein erstes Warnsignal für eine beginnende Unterkühlung ist das Zittern des Körpers. Dieses Zittern ist eine natürliche Reaktion des Körpers, um Wärme zu erzeugen und die Kerntemperatur zu stabilisieren“, erklärt Dr. Zink weiter. Es dient als Alarmzeichen, das auf die Notwendigkeit hinweist, sich zu erwärmen und Schutz vor weiterer Kälteexposition zu suchen.
Bei ca. 32 Grad Körpertemperatur hört das Zittern auf, was als schlechtes Zeichen zu deuten ist. Der Körper spricht für sich, hat keine Energie mehr, nicht einmal, um zu zittern. Unser Gehirn und die Nervenenden leiten keine Signale mehr weiter, wir haben Taubheitsgefühle in den Armen und Beinen. Sprechen ist nicht mehr möglich und das Schmerzgefühl im Körper lässt ebenfalls nach.
Tod im „Rausch“
Gerade jetzt in der Faschingszeit verweist Prim. Dr. Zink auf die gefährliche Kombination von Trunkenheit und winterlicher Kälte. „Es kommt immer wieder zu Einsätzen, bei denen Betrunkene nach einer Feier oder einem Umzug irgendwo draußen in der Kälte gefunden wurden. Von lustig ist keine Spur mehr, denn das bedeutet akute Lebensgefahr. Die Gefahren werden unterschätzt und es gibt leider immer wieder Fälle, bei denen Menschen im Vollrausch draußen erfrieren.“ Durch den Alkohol werden die Blutgefäße der Haut erweitert und man kühlt noch rascher aus.
Wann bringt die Kälte uns um?
Eine lange Unterkühlung kann ernsthafte und manchmal irreversible Folgen für den Körper haben. Dr. Zink erklärt: „Wenn die Körpertemperatur fällt, verlangsamen sich die Stoffwechselprozesse, was zu einer beeinträchtigten Bewusstseinslage und verminderten Herzfrequenz führt. Das Risiko von Herzrhythmusstörungen steigt, und die Durchblutung der Extremitäten wird reduziert, was zu Erfrierungen führen kann.“ Bei schwerer Hypothermie können Organschäden auftreten, und es besteht ein hohes Risiko für einen Herzstillstand. Der Metabolismus von Sauerstofftransport bis Blutgerinnung ist stark gestört. Auch nach erfolgreicher Wiedererwärmung können Langzeitschäden wie Nieren- oder Herzprobleme bestehen bleiben.
Altersbedingte Unterschiede in der Reaktion auf Kälte
Prim. Dr. Zink führt aus: „Kinder, Säuglinge und ältere Personen sind besonders gefährdet.“ Kinder sind aufgrund ihrer relativ größeren Körperoberfläche im Verhältnis zum Körpergewicht anfälliger für schnellen Wärmeverlust. Dieser physiologische Unterschied führt dazu, dass Kinder schneller auskühlen als Erwachsene. Ältere Menschen hingegen haben oft einen reduzierten Metabolismus und eine verringerte Fähigkeit zur Thermoregulation, was bedeutet, dass sie Schwierigkeiten haben, ihre Körpertemperatur in extremen Bedingungen aufrechtzuerhalten. Daher sind sie einem erhöhten Risiko für Unterkühlung und die damit verbundenen gesundheitlichen Komplikationen ausgesetzt.
Mit dem Beginn der Faschingszeit erwacht die Stadt zum Leben, gefüllt mit zahlreichen ausgelassenen Partys.
Stufenweise Behandlung der Hypothermie
Dr. Zink betont die Wichtigkeit der differenzierten Behandlung von Hypothermie: „Bei milder Hypothermie, wenn die Körpertemperatur zwischen 32 und 35 Grad liegt, ist aktive externe Erwärmung, wie beispielsweise warme Decken, oder Luft Oberflächenerwärmung meist ausreichend. Bei mäßiger Hypothermie, bei Körpertemperaturen zwischen 28 und 32 Grad, müssen wir auf aktiv interne Methoden zurückgreifen, wie die Verabreichung von warmen Infusionen.“ Er erklärt weiter, dass bei schwerer Hypothermie, bei Temperaturen unter 28 Grad, invasive Maßnahmen wie die Erwärmung des Blutes außerhalb des Körpers über eine Herz-Lungenmaschine unumgänglich sind, um das Leben des/der Patient/en zu retten.
Besonders alkoholisierte Personen sind oft nicht in der Lage, die Kälte um sie herum wahrzunehmen.
Intensiv- und Notfallmediziner, Prim. Priv.-Doz. Dr. Michael Zink D.E.A.A.
Erfüllung der UN Sustainable Development Goals (SDG)
Mit den Bemühungen rund um die Aufklärung der Gefahr der Kälte trägt das Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt auch zu einem der insgesamt 17 „Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen bis 2030“ (SDGs) bei. Diese definieren das Erreichen von globalen und nachhaltigen Zielen.
Ziel 3: Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern.