Vom grauen Flur zum kultigen Retro-Ambiente
Die Umgestaltung der Flure sind eine Hommage an die guten alten Zeiten und speziell zugeschnitten auf die Bedürfnisse von DemenzpatientInnen.
In das Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt wird laufend investiert – in den vergangenen Jahren wurden Stationen komplett saniert und modern gestaltet. Die Flure der Station für Innere Medizin zeugen jetzt allerdings eher einer Reise in die Vergangenheit. Für die „Neugestaltung“ der Zugangsbereiche gibt es allerdings eine plausible Erklärung.
Österreichs erstes zertifiziertes „age friendly" Krankenhaus, nimmt als Modellkrankenhaus für das österreichweite Netzwerk gesundheitsfördernder Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen (ONGKG) eine Vorreiterrolle bei der Verbesserung der Behandlung und Pflege von DemenzpatientInnen ein. Bereits seit Jahren setzt das Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt neue Maßstäbe in der Betreuung älterer und demenzerkrankter Menschen. Mit Anpassungen in der Architektur und Ausstattung der Stationen stärkt das Haus das Wohlbefinden von PatientInnen mit Demenz (Alzheimer) während eines stationären Aufenthalts.
Neues von gestern
Jetzt setzt das Ordenskrankenhaus auf Raumgestaltung im Retro-Stil. Die sogenannten neuen Vintage-Räume/Flure helfen Demenzkranken auf die Sprünge. Hier können sie sich an alte Zeiten erinnern und finden sich zurecht. Der diesjährige Welttag der Kranken 11.2.2024 wird daher zum Anlass genommen diese patientenorientierte Neugestaltung PatientInnen, BesucherInnen und Interessierten vorzustellen. Mag. Dr. Elke Haber, MBA, Kaufmännische Direktorin des Elisabethinen-Krankenhauses und Initiatorin des Projekts: „Es war uns ein besonderes Anliegen den Zugangsbereich zu den internistischen Stationen unseres Krankenhause für unsere PatientInnen innovativ patientengerecht und „age friendly“ zu gestalten.“ Pim. Dr. Hans Jörg Neumann, MSc, Vorstand der Abteilung für Innere Medizin und Ärztlicher Leiter erklärt: „Dementen Menschen fehlt das Kurzzeitgedächtnis. Sie finden sich in der heutigen Zeit kaum zurecht. Über Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend gelinge es jedoch häufig, die Wahrnehmung und das Denken zu mobilisieren und Lebensfreude zu wecken.“ In Österreich sind derzeit rund 100.000 Menschen von Demenz betroffen, und Prognosen deuten darauf hin, dass sich diese Zahl bis 2050 mehr als verdoppeln wird. Durch die intensive Arbeit der interdisziplinären Demenzgruppe wird das Konzept der altersfreundlichen Grundsätze des Krankenhauses stetig weiterentwickelt.
Altes neu aufgemöbelt
Die vormals grauen Flure wurden ausschließlich mit Vintage-Möbeln und Gegenständen im Stil der 60er- und 70er-Jahre bestückt. Neun Monate hat es gedauert von der Idee – dem sogenannten ersten „mood board“ bis zur finalen Umsetzung dieser neuen patientenorientierten Innenraumgestaltung. Die Vorlagen für die Tapeten stammen aus privaten Initiativen. Das Mobiliar wurde stilgetreu nach Interior-Vorlagen nachgebaut.
Die vormals grauen Flure wurden ausschließlich mit Vintage-Möbeln und Gegenständen im Stil der 60er- und 70er-Jahre bestückt. Neun Monate hat es gedauert von der Idee – dem sogenannten ersten „mood board“ bis zur finalen Umsetzung dieser neuen patientenorientierten Innenraumgestaltung.
Klagenfurt anno dazumal
Ein besonderes Highlight ist die Tapete, die nach einem Originalfoto aus dem Fotostudio Tollinger in Klagenfurt gefertigt wurde. Dieses Bild fängt die Essenz der 70er-Jahre ein und lässt BesucherInnen in eine Zeit reisen, die von Optimismus und Lebensfreude nach der kargen Nachkriegszeit geprägt war. „Diese Tapete erinnert an die Zeit der Beatles, Schlaghosen und des amerikanischen Lebensgefühls und erinnert die älteren Menschen an ihre Jugend und sorgt für Lebensfreude und Optimismus! Damit tragen Retro-Motive zur psychischen Gesundheit der PatientInnen bei“, erklärt KD Mag. Dr. Elke Haber, MBA, die sich im Interior-Bereich mit dieser Zeitperiode auseinander gesetzt hat und den Fluren Retro-Charme verpasste. Die Freude war groß, als Brigitte Rumpf, die Inhaberin des Fotostudios Tollinger, der Einladung folgte, die neu gestalteten Räumlichkeiten zu besichtigen, die ihr eigenes Werk aus den Anfangsjahren ihrer Karriere präsentieren.
Den Wert des Alten neu erkennen
Die nostalgische Atmosphäre im Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt wird durch eine besondere Erinnerung an die kulinarischen Genüsse der Vergangenheit bereichert. Die köstlichen Backrezepte der Firma König aus den 1960er Jahren, die viele PatientInnen sicher noch gut in Erinnerung haben, sind wahre Schätze. Dr. Haber lächelt, wenn sie diese Rezepte als "Goldstücke" bezeichnet. Eine Tapete, die mit Rezepten für Villacher Torte, Gitterkuchen, Ribiselschnitten und mehr bedruckt ist, ruft wohltuende Erinnerungen an glückliche Stunden in der Küche hervor, in denen das Backen und Genießen im Mittelpunkt standen.
Brigitte Rumpf vom legendären und alt eingesessenen Fotoatelier Tollinger kann es nicht glauben, dass ihr Motiv aus den 1970ziger-Jahren nun im Elisabethinen-Krankenhaus in neuem Glanz erscheint.
Die Pflegedirektorin Silvia Lueger, MSc und die Kaufmännische Direktorin Mag. Dr. Elke Haber, MBA präsentierten stolz das Ergebnis.
Demenz: Warum die Vergangenheit so präsent ist?
Altersmediziner OA Dr. Walter Müller vom Department für Akutgeriatrie und Remobilisation ergänzt: „Indem man eine Umgebung schaffen, die der früher gewohnten ähnelt, stimulieren wir das Erinnerungsvermögen und vermitteln ein Gefühl der Ruhe.“ Die räumliche Hommage des Elisabethinen-Krankenhauses Klagenfurt an die guten alten regt die Fantasie an und fördert die Kreativität. „Verspielte, geschwungene Formen, romantische Muster, rustikaler Charme – fördern zudem die Konzentration und steigern die Beobachtungsgabe von Menschen mit kognitiven Störungen (häufig degenerative Erkrankungen wie Alzheimer/Demenz)“, weiß der Geriater.
Bei der Wandgestaltung hat man auf Farben zurückgegriffen wie beispielsweise gelb und orange. „Die Wellenlängen von gelben und roten Farben erreichen das Langzeitgedächtnis und werden als sehr angenehm empfunden“, ergänzt Mag. Dr. Elke Haber, MBA. Auch Angehörige sind eingeladen, mit den PatientInnen zusammen die Atmosphäre der Vintage-Räumlichkeiten zu genießen.
Die Arbeit geht weiter
Mit der Anerkennung als „altersfreundliche Gesundheitseinrichtung – age friendly hospital“ in Österreich verpflichtet sich das EKH kontinuierlich weiter an ihrer Altersfreundlickeit zu arbeiten. Zusätzlich setzt das Krankenhaus mit der Zertifizierung zur ersten altersfreundlichen Gesundheitseinrichtung in Österreich bereits den nächsten Schritt und bekennt sich zum NESTOR Gold Gütesiegel. Die Nestor Gold Charta richtet ihren Fokus auf die alters- und lebensphasen-gerechte Gestaltung des Arbeitsumfeldes für unsere MitarbeiterInnen und unterstreicht somit den Gedanken des Age-friendly hospitals in der Gesamtsicht.
Erfüllung der UN Sustainable Development Goals (SDG)
Mit den Bemühungen rund um die Unterstützung demenzerkrankter PatientInnen trägt das Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt auch zu einem der insgesamt 17 „Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen bis 2030“ (SDGs) bei. Diese definieren das Erreichen von globalen und nachhaltigen Zielen.
Ziel 3: Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern.