Der Klimawandel hat unsere Bienen erreicht
Das Bienenparadies
Rund um das Bienenhaus vor den Klostermauern mit insgesamt acht Völkern herrscht jetzt im Frühling Hochbetrieb. Bis zu 50.000 Bienen kann ein Volk in dieser Zeit haben. Das bedeutet aber nicht nur Arbeit für die Bienen, sondern vor allem für die Imkerin Ing. Michaela Kohlbacher-Schneider. Seit fünf Jahren ist die Imkerin und Bienenhüterin fasziniert und inspiriert von dem Miteinander von Biene, Natur und Mensch hier im weitläufigen Garten des Elisabethinen-Krankenhauses Klagenfurt. Es ist ein wunderbarer Anblick, wenn die Bienen auf den Apfelblüten landen oder ihr beruhigendes Summen sommersonnig über den Duftnesseln, Ringelblumen und Minzeblüten schwebt. Hier am Gelände des Elisabethinen-Krankenhauses mitten im Stadtgebiet von Klagenfurt befindet sich diese bienenfreundliche „Blumenwiesn“ die vor einigen Jahren gemeinsam mit dem Maschinenring Kärnten angelegt wurde und mit der man einen echten Bienen(t)raum schaffen konnte.
Imkerin Ing. Mag. Michaela Kohlbacher-Schneider und KD Mag. Dr. Elke Haber, MBA
Mehr als nur Honig
Bei der Bienenhaltung im Elisabethinen-Krankenhaus geht es nicht nur um den Honig, sondern vor allem um Nachhaltigkeit. Die Kaufmännische Direktorin und CSR-Managerin des Elisabethinen-Krankenhauses Klagenfurt, Dr. Elke Haber, MBA betont: „Wir möchten unseren Patientnnen und Mitarbeitenden zeigen, dass wir uns für eine gesunde und nachhaltige Umwelt einsetzen. Seit 2019 ist das Ordenskrankenhaus EMAS zertifiziert, wo unter anderem auch Maßnahmen zur Verbesserung und Wiederherstellung der Biodiversität in der Stadt beurteilt werden. Außerdem sind wir stolzer Träger der Auszeichnung „Ich bin ein Bienenschutzgarten - verliehen vom gemeinnützigen Verein „Bienenschutzgarten“.“
Die üppige Blumenwiesn mit den Bienenvölkern sind ein wichtiger Baustein in diesem Konzept und Beispiel für das Engagement des Elisabethinen-Krankenhauses für den Umweltschutz und die Förderung der Biodiversität in der Stadt Klagenfurt.
Regelmäßig schaut Imkerin Ing. Mag. Michaela Kohlbacher-Schneider bei ihren emsigen Mitarbeiterinnen vorbei. Sie möchte ihnen ein möglichst gesundes und wesensgerechtes Leben garantieren. „Doch die Stimmung dieses Jahr ist nicht rosig“, teilt die Bienenwirtschaftsmeisterin Ing. Michaela Kohlbacher-Schneider Mag. Dr. Elke Haber, MBA heuer zum Frühlingsbeginn mit. „Mit großer Sorge beobachte ich die Folgen des Klimawandels für die Honigbiene. Die Bienen haben seit dem Vorjahr quasi Dauerstress. Das letzte Frühjahr war verregnet, auch die Gesamtsituation des letzten Sommers war sehr herausfordernd.“
Eine für Bienen große Stresssituation und so kam es ebenso bei den Bienen am Gelände des Elisabethinen-Krankenhauses zu einer bisher in Österreich nur wenig bekannten Erkrankung, dem „Chronischen Bienenparalyse Virus“. Die Völker sterben dadurch nicht sofort ab, sind aber zu krank, um Honig zu sammeln oder sich gut für den Winter zu rüsten. Von den acht Völkern im Klostergarten waren fünf unterschiedlich schwer erkrankt“, erzählt die Bienenexpertin. Die Folge: Im Herbst ist dann auch bereits ein Volk an der Erkrankung gestorben, ein weiteres über den Winter, auch wenn die Überwinterung gut funktioniert hat und die Bienen mit ihren Wintervorräten sehr gut ausgekommen sind und konnten daher gut ins Frühjahr starten.
Bienen haben es bei der Nektarsuche immer schwerer.
Auch der vermehrte Einsatz von Spritzmitteln aller Art macht den heimischen Bienen stark zu schaffen. Die Imkerin aus dem Klostergarten konnte beobachten, dass vor allem in Gegenden, in denen es viele Privatgärten gibt wo die Bienen bisher immer ein gutes Leben hatten, diese Viruserkrankung im letzten Jahr besonders oft und schlimm aufgetreten ist – was nicht ohne Folgen blieb wie die sie schildert. „Wegen des schlechten Frühjahrswetters und der Viruserkrankung hatten unsere Klostergartenbienen nur ganz wenig Honig. Im Herbst ist dann auch bereits ein Volk an der Erkrankung gestorben.“
Wenn der Frühling (zu) früh kommt
Der Frühling näherte sich in diesem Jahr mit besonders großen Schritten. Und er nähert sich seit einigen Jahren immer früher, was auch eine Folge des Klimawandels ist. Das setzt Pflanzen und damit auch alle ImkerInnen unter Druck, denn durch die Anfang April sommerlichen Temperaturen blühte nahezu jeder Obstbaum zur selben Zeit.
Die Bienenbehausungen wurden bereits aufgestockt, so dass die fleißigen Arbeiterinnen neue Waben bauen und den frischen Nektar gut einlagern können. Gerade jetzt herrschen paradiesische Zustände für unsere Bienen hinter dem Elisabethinen-Krankenhaus. Allerdings ist die Blüte der zahlreichen Streuobstbäume, die zum Krankenhaus gehören, normalerweise so getaktet, dass die einzelnen Obstsorten nacheinander blühen und die Bienen etwa ein Monat lang gut versorgen. „Wenn aber alles gleichzeitig blüht, wird dieses „Trachtfließband“ der Obstbäume nicht mehr gegeben sein und bereits Anfang Mai herrschte schon wieder ein Mangel und die Futtersituaton war erneut stressig.“
So früh wie noch nie wurde heuer aufgrund der warmen Temperaturen auch die Rasenmäh-Saison eröffnet. „Der größte Feind der Bienen ist der Rasenmäher“, sagt Bienenwirtschaftsmeisterin Ing. Kohlbacher-Schneider, die Tipps für Gartenbesitzer hat.
„Ein guter Mähzeitpunkt von Wiesen ist entweder sehr früh oder spät am Tag, da Bienen in erster Linie um die Mittagszeit aktiv sind. Wenn möglich sollten benachbarte Wiesen zeitlich versetzt gemäht werden, damit die Bienen ausweichen können.“
Hilfreicher Schattenspender
Die zunehmend hohen Temperaturen, die wir für den kommenden Sommer schon jetzt erwarten dürfen, sind natürlich auch für die Klostergartenbienen eine Herausforderung. Damit die Bienenstöcke im Sommer vor zu starker Hitze geschützt sind, wurde ein großer Bienenstand aus naturbelassenem Holz angefertigt, der den entsprechenden Sonnenschutz bietet.
Es gibt sogar eine stockeigene Klimaanlage, erzählt die Bienenwirtschaftsmeisterin. „Die Bienen verteilen Wassertröpfchen im Stock und sorgen durch Fächeln mit den Flügeln für Verdunstungskälte und die Bruttemperatur konstant bei 35 Grad gehalten werden kann, wird mehr Nektar verbraucht.“ So sind die schönsten sonnigen Plätze jene, an denen die ImkerInnen gar keinen Honig ernten können, da die Vorräte bereits für das Kühlen verbraucht wurden.
Extremwetterereignisse
Gibt es im Klagenfurter Hochsommer jeden Tag Gewitter, wird es wieder keinen, für Kärnten so typischen Waldhonig geben, denn dieser wird durch den häufigen Regen von den Bäumen abgewaschen“, beschreibt Ing. Mag. Kohlbacher-Schneider, die im Juli die Honigernte 2024 der EKH-Bienen schleudern möchte. „Zu besonderen Anlässen erhalten auch die Mitarbeitende und PatientInnen Kostproben davon“, erzählt Mag. Dr. Elke Haber, MBA.
„Imkern im Klimawandel“, wie es Michaela Kohlbacher-Schneider nennt, ist eine Herausforderung. Plötzliche Temperaturwechsel, verschobene Blütephasen sowie lange Wärmeperioden durch den anhaltenden Temperaturanstieg sind nur einige Auswirkungen, die den Bienen zu schaffen machen. Diese extremen Wetterbedingungen, die auch mehr Unwetter und Stürme mit sich bringen, beeinflussen die Lebensbedingungen der Bienen sowie das Leben der Pflanzen stark.
Wie kann den Bienen geholfen werden?
Wer den Bienen noch mehr Gutes tun will, dem rät die Imkerin Ing. Mag. Kohlbacher-Schneider zu folgendem: „Ich rate zu Gelassenheit im Garten, lassen Sie Rasenmäher, Elektrosensen, Freischneider und Rasenscheren einfach mal im Gartenraum stehen und freuen sie sich über den neuen Blühzauber und die Artenvielfalt!“
Erfüllung der UN Sustainable Development Goals (SDG)
Mit den Bemühungen rund um das Thema Bienengarten trägt das Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt auch zu 3 der insgesamt 17 „Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen bis 2030“ (SDGs) bei. Diese definieren das Erreichen von globalen und nachhaltigen Zielen.
Ziel 2: Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern.
Ziel 3: Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern.
Ziel 17:
Umsetzungsmittel stärken und die Globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen.