Operieren mit Eigenblut
Die PatientInnen profitieren davon. Die Behandelten benötigen beim Eingriff fast immer keine Bluttransfusion, deshalb erleiden sie seltener Infektionen und erholen sich schneller. Möglich macht dies zum einen die entsprechende Vorbereitung der PatientInnen auf den geplanten Eingriff wie z.B. die Behandlung einer Blutarmut im Vorfeld und auch der Einsatz eines „Cell Savers“ – umgangssprachlich eine Blut-Wasch-Maschine. Durch dessen Einsatz während der OP erhält der/die PatientIn eigenes Blut zurück. Der Einsatz von Cell Savern und der damit einhergehende sparsame Umgang mit Blut ist Teil des sogenannten Patient Blood Managements (PBM).
Weniger OP-Risiken dank Blutmanagement
„Blut ist ein ganz besonderer Saft“ wusste bereits Goethes Mephistopheles. Bis zu sechs Liter vom „Saft des Lebens“, wie Blut gerne genannt wird, trägt der erwachsene Mensch in sich.
Ob der Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks, eine Knie-OP oder die Entfernung eines Tumors: Bei jedem operativen Eingriff verlieren PatientInnen Blut.
Es ist unbestritten, dass Bluttransfusionen bei Notfalloperationen mit großem Blutverlust Leben retten können. Doch Blutkonserven sind knapp und teuer. Vor allem im Sommer kann es immer wieder zu Blutkonservenmangel kommen. Einerseits durch steigenden Bedarf (z.B.: Unfälle) andererseits auch durch einen geringeren Spender aufkommen (z.B.: Urlaube).
Durch blutsparende Maßnahmen wird am Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt immer weniger Fremdblut verabreicht. Bei planbaren Operationen in den Bereichen Chirurgie und Orthopädie kann in fast allen Fällen sogar gänzlich auf Blutkonserven verzichtet werden.
„Patient Blood Management (PBM)“ nennt sich dieses medizinische Konzept, bei dem die Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt österreichweit eine Vorreiterrolle einnimmt.
Gute OP-Vorbereitung
Der Anästhesist und Intensivmediziner Erster Oberarzt Dr. Horst Pojer leitet das Patient Blood Management mit dem dazugehörenden Blutdepot am allgemein öffentlichen Elisabethinen-Krankenhaus in Klagenfurt.
„Viele Menschen leiden unwissentlich unter Eisenmangel und Blutarmut (Anämie), was sich während einer Operation negativ auswirken kann“, erklärt EOA Dr. Pojer.
„Unsere chirurgischen und orthopädischen PatientInnen werden im Vorfeld der OP in der Anästhesieambulanz vorstellig. Wir nutzen diese frühe Phase dazu, um eine rechtzeitige Behandlung von Vorerkrankungen, wie Blutarmut (Anämie), einzuleiten und dadurch etwaige Risiken zu minimieren“, erklärt EOA Dr. Horst Pojer.
„Blutarmut tritt auf, wenn man zu wenig roten Blutfarbstoff hat. Sinkt die Zahl der roten Blutkörperchen während des Eingriffs noch weiter, ist eine Bluttransfusion nötig. Um das zu verhindern, erhalten die PatientInnen Eisen, z. B. in einer Infusion. Dies soll die Produktion von roten Blutkörperchen stimulieren. Erst wenn die Blutarmut beseitigt ist, wird die Operation durchgeführt. Auch ein Vitamin-B12- oder Folsäuremangel können im Vorfeld behoben werden“, so der Transfusionsexperte EOA Dr. Pojer weiter.
Eine genaue internistische Abklärung sowie bei Frauen eine gynäkologische Untersuchung können hinzukommen, um die Ursache für die Blutarmut zu finden.
Das eigene Blut bei Operationen zurückführen
Um in weitere Folge bei einer OP einen unnötigen Blutverlust zu vermeiden, setzt man im Elisabethinen-Krankenhaus bewusst auf blutsparende und schonende Operationstechniken, gerade im Bereich der minimal invasiven Chirurgie und Orthopädie.
Zusätzlich kommen Blutsammelgeräte zum Einsatz, die den Blutverbrauch während der Operation deutlich senken.
Die Rede ist vom „Cell Saver“ – eine Art Blutwaschmaschine. „Durch die maschinelle Autotransfusion wird verlorenes Patientenblut aufgefangen, zentrifugiert und den PatientInnen nach einem Waschvorgang per Retransfusion wieder zurückgeführt“, führt EOA Dr. Pojer weiter aus. Der große Vorteil: So können Bluttransfusionen fast immer vermieden werden und die PatientInnen erhalten ihr eigenes Blut zurück. Eine engmaschige Überwachung der Vitalparameter und -funktionen nach großen Eingriffen kann das Transfusionsrisiko weiter reduzieren.
Blutkonserven einsparen bringt zahlreiche Vorteile
Galten Transfusionen einst als Allheilmittel gegen Blutarmut, wird heute alles unternommen, um sie bei planbaren Operationen zu vermeiden.
„Solange sich die PatientInnen klinisch gut fühlen, erhalten sie auch bei niedrigen Hämoglobinwerten keine Blutkonserve. Eine milde Sauerstoffgabe reicht oft zur Unterstützung und Überbrückung aus“, weiß EOA Dr. Pojer.
Durch die konsequente Umsetzung des Blut-Managements im Elisabethinen-Krankenhaus ist es uns gelungen, den Verbrauch von Blutkonserven innerhalb der letzten Jahre in allen Abteilungen des Elisabethinen-Krankenhauses um mehr als 50 Prozent zu senken. „Das sind Hunderte vermiedene Bluttransfusionen pro Jahr allein bei uns am Elisabethinen-Krankenhaus“, so der Blutdepot-Leiter Dr. Pojer.
Dieser sorgfältige Umgang mit den Blutkonserven hat neben der Knappheit noch andere Gründe. Eine Transfusion ist mit all ihren Vorteilen immer mit Risiken für die EmpfängerInnen verbunden. Mögliche Infektionen und immunologische Reaktionen sind eine Gefahr, denn jede Bluttransfusion stellt eine Mini-Transplantation dar. „Wir sehen es auch als Wertschätzung jenen gegenüber, die bereit sind ihr Blut zu spenden, um Leben zu retten.“
„Durch die Umsetzung des Patient Blood Managements können wir den Blutverbrauch bei OPs genau abschätzen. Das verhindert die unnötige Lagerung von Fremdblut in unserem Blutdepot und das Rote Kreuz Kärnten hat dadurch mehr Blutkonserven für Notfälle zur Verfügung“, schildert der Vorstand der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Prim. Priv.-Doz. Dr. Michael Zink, D.E.A.A. die Vorteile. Gemeinsam mit dem Ersten Oberarzt und Blutdepotleiter Dr. Horst Pojer betreut er das Blut-Management-Programm und steht dabei in engem interdisziplinärem Austausch mit den operativen Abteilungen im Haus.
Mehr Sicherheit und für PatientInnen verträglicher
Dieser sorgfältige Umgang mit den Blutkonserven hat – außer der angestrebten höheren Patientensicherheit – zudem noch einen weiteren Grund. „In diversen Studien konnte nachgewiesen werden, dass PatientInnen, die ohne Fremdblut operiert werden, den Eingriff dauerhaft besser verkraften als jene, die auf eine Bluttransfusion angewiesen sind.“
„Bereits 2014 wurde in einer Studie nachgewiesen, dass bereits eine milde Anämie den Intensivaufenthalt um 11,4 Prozent und die Sterblichkeit um 4 Prozent erhöht“, so Anästhesist, Intensivmediziner Erster Oberarzt Dr. Pojer, der auf das bewährte Blutmanagement-Konzept setzt.
Patient Blood Management zielt darauf ab, den Patienten so vorzubereiten und während der Operation so zu behandeln, dass er gar nicht in eine Situation kommt, in der eine Bluttransfusion nötig wird
Um die Zahl der benötigten Bluttransfusionen zu reduzieren, kommt am Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt u.a. eine „Blutwaschmaschine“ – der sogenannte Cell Saver zum Einsatz. Dieser ist Teil des Blut-Management-Programms
Am Bild EOA Dr. Horst Pojer und Prim. Priv.-Doz. Dr. Michael Zink, D.E.A.A.
Erfüllung der UN Sustainable Development Goals (SDG)
Mit den Bemühungen rund um das Thema „Patient Blood Management“ trägt das Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt auch zu einem der insgesamt 17 „Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen bis 2030“ (SDGs) bei. Diese definieren das Erreichen von globalen und nachhaltigen Zielen.
Ziel 3 Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern
Ziel 9: Eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen.
Ziel 12 Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen
Ziel 17
Umsetzungsmittel stärken und die Globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen