Wenn der Bauch die Form verliert – Nabelbrüche
Dieser Verlust der Bauchwandintegrität kann für betroffene Frauen und auch Männer, deren Bauch die Form verloren hat, sowohl ästhetische als auch gesundheitliche Herausforderungen mit sich bringen. Meist sind Nabelbrüche und Lücken zwischen den Bauchmuskelsträngen die Ursache dafür.
Der Verlust der Bauchform ist dabei oft ein sichtbares Zeichen, das den leitenden Oberarzt Dr. Andreas Grün im Elisabethinen-Krankenhaus alarmiert. Er gibt Auskunft über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Nabelbrüchen und wie man den Bauch wieder „in Form bringt.“
Im Elisabethinen-Krankenhaus in Klagenfurt gehören chirurgische Eingriffe im Bauchbereich zum festen Leistungsangebot. Patientinnen und Patienten mit Nabel-, Narben- oder Leistenbrüchen erhalten hier eine umfassende und kompetente Versorgung durch das chirurgische Team. Das Ordenskrankenhaus gehört zu den sieben Krankenhäusern in Österreich, die als Kompetenzzentrum für Hernienchirurgie ausgezeichnet wurden.
INTERVIEW
Wie entsteht ein Nabelbruch (medizinisch genannt Hernie) typischerweise?
Ltd. OA Dr. Andreas Grün: Die Entstehung eines Nabelbruchs im Erwachsenenalter wird durch bestimmte Risikofaktoren begünstigt. Der Nabel ist zeitlebens eine Schwachstelle des Körpers, und unter bestimmten Umständen kann der Nabelring sich erweitern, wodurch das Bauchfell ausgestülpt wird.
Welche Risikofaktoren sind mit der Entstehung eines Nabelbruchs verbunden?
Zu den Risikofaktoren zählen das zunehmende Lebensalter und die damit verbundene schlechtere Kollagensynthese. Außerdem spielt Übergewicht eine Rolle, da das Risiko mit steigendem Druck im Bauchraum zunimmt. Schwere körperliche Arbeit sowie eine vorangegangene Schwangerschaft gehören ebenfalls zu den Risikofaktoren.
Welche Auswirkungen hat eine Schwangerschaft auf das Risiko, einen Nabelbruch zu entwickeln, und welche Symptome sollten betroffene Frauen beachten?
Während einer Schwangerschaft kann der Druck auf die Bauchwand durch das wachsende Baby sowie hormonelle Veränderungen zu einer Schwächung der Bauchdecke führen. Diese Faktoren erhöhen das Risiko für die Entstehung eines Nabelbruchs. Frauen sollten auf Symptome wie eine sichtbare Ausbeulung im Nabelbereich, Schmerzen oder ein Ziehen im Bauch achten, insbesondere beim Heben schwerer Gegenstände oder beim Husten. Bei Anzeichen eines Nabelbruchs ist es wichtig, zeitnah eine/n Arzt/Ärztin aufzusuchen, um die geeigneten Behandlungsmöglichkeiten zu besprechen.
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Während einer Schwangerschaft können durch den Druck
des Kindes im Bauch leichter Nabelhernien entstehen.
Im Elisabethinen-Krankenhaus mit ansässigem Hernienzentrum,
werden diese operativ behandelt
Welche Symptome fallen PatientInnen typischerweise auf, die einen Nabelbruch haben?
Die meisten PatientInnen haben zunächst keine Beschwerden. Ein häufiges optisches Merkmal ist eine Vorwölbung des Nabels. Mit zunehmender Größe des Bruchs treten häufiger Schmerzen auf. In schlimmeren Fällen führt es zu Schmerzen bis hin zu Störungen der gesamten Integrität der Bauchwand.
Wie diagnostizieren Sie einen Nabelbruch? Welche bildgebenden Verfahren setzen Sie ein?
Nabelbrüche werden zumeist klinisch diagnostiziert und erfordern selten weitere Diagnostik. In bestimmten Fällen kann jedoch eine Ultraschalluntersuchung oder ein Schnittbildverfahren zur Klärung herangezogen werden.
Wann empfehlen Sie eine chirurgische Behandlung für einen Nabelbruch?
Eine chirurgische Korrektur sollte in jedem Fall erfolgen, wenn der Nabelbruch Beschwerden verursacht oder als störend empfunden wird.
Was passiert, wenn der Betroffene z.B. eine Nabel-Hernie ignoriert?
Nabelbrüche schließen sich im Erwachsenenalter nicht von selbst. Sie werden im Laufe der Zeit immer größer, und das Risiko einer Einklemmung von Fettgewebe oder Darm steigt. Dies macht in der Regel eine akute Operation erforderlich.
Welche chirurgischen Techniken werden häufig zur Reparatur eines Nabelbruchs eingesetzt (z.B. offene Chirurgie vs. laparoskopische Chirurgie)?
Ein Nabelbruch kann bis zu einer Größe von 1 cm unter Umständen mit Nähten verschlossen werden. Häufig ist jedoch die Implantation eines kleinen Kunststoffnetzes zur Verstärkung notwendig. Dieses Netz wird üblicherweise in der Bauchdecke, mithilfe der PUMP-Methode (präperitoneal) und nicht in der Bauchhöhle platziert. Der Eingriff kann über einen sehr kleinen Schnitt in der Nabelgrube durchgeführt werden, was kosmetisch vorteilhaft ist. Bei größeren Nabelhernien > 4 - 5 cm kann auch die Implantation eines größeren Kunststoffnetzes in der retromuskulären Schichte (MILOS) notwendig werden.
Laparoskopische Verfahren spielen aufgrund der ungünstigeren intraperitonealen Netzlage eine untergeordnete Rolle.
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Leitender Oberarzt der Chirurgie im
Elisabethinen-Krankenhaus, Dr. Andreas Grün
Welche Nachsorgemaßnahmen sind nach der Operation notwendig, um Komplikationen zu vermeiden?
Nach der Operation sollte das Heben und Tragen schwerer Lasten für mindestens zwei Wochen vermieden werden, um Komplikationen im Operationsgebiet zu verhindern.
Was sind die häufigsten Komplikationen, die bei der Chirurgie eines Nabelbruchs auftreten können?
Generell ist die Operation eines Nabelbruchs relativ komplikationsarm im Vergleich zu anderen Eingriffen. Blutergüsse, Flüssigkeitsansammlungen und Schmerzen sind die häufigsten Nebenwirkungen.
Welche langfristigen Ergebnisse erwarten PatientInnen nach der Operation eines Nabelbruchs?
Langfristig ist eine vollständige Belastung der Bauchdecke zu erwarten, mit nur einem geringen Risiko für ein Wiederauftreten des Bruchs.
Gibt es bestimmte Lebensstiländerungen, die PatientInnen nach einer Nabelbruchoperation beachten sollten?
Kurzfristig sollten PatientInnen einige Anpassungen vornehmen, jedoch sind keine langfristigen Lebensstiländerungen erforderlich.
Gibt es neue Technologien oder Techniken, die Behandlung von Nabelbrüchen verbessern könnten?
Die derzeitige Standard-Operationsmethode ist die PUMP-Methode, die bei den meisten PatientInnen zur Anwendung kommt und sich als sehr effektiv erwiesen hat.
Zur Info:
Kompetenzzentrum für Hernienchirurgie
Anfang des Jahres 2024 wurde die Allgemeinchirurgie nach den strengen Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) sowie der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Hernien (CAH) als eines von sieben Krankenhäusern in ganz Österreich zertifiziert und als Kompetenzzentrum für Hernienchirurgie ausgezeichnet. Dies belegt die besondere Fachkompetenz des gesamten medizinischen Teams bei der operativen Versorgung eines breiten Spektrums von Brüchen der Bauchwand, der Leiste oder des Nabels.
Strenge Qualitätsstandards
Um die Auszeichnung „Kompetenzzentrum für Hernienchirurgie“ zu erhalten, musste das chirurgische Team neben Indikationsabläufen, Aufklärungsprozessen auch eine Mindestanzahl an verschiedenen Hernien-Operationen nachweisen und die entsprechend hohe Qualität der Operationen erfüllen.
Die Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) erhalten ausschließlich Fachkliniken, Abteilungen und niedergelassene ChirurgInnen mit dem Schwerpunkt Allgemein- und Viszeralchirurgie.
Das Elisabethinen-Krankenhaus ist mit mehr als 300 Bruchoperationen im Jahr auf die operative Behandlung von Hernien spezialisiert.
Die Auszeichnung ist für PatientInnen ein verlässlicher Indikator für die hohe Professionalität und fundierte Erfahrung des Ordenskrankenhauses sowie für eine leitliniengerechte Behandlung von Bauchwand-, Leisten und Narbenbrüchen.
Die Herniensprechstunde findet nach Terminvereinbarung statt.
Herniensprechstunde
Donnerstag 12-14 Uhr
Telefonische Terminvereinbarung
von 11 bis 13 Uhr
Tel.: +43 (0) 463 / 5830 - 320
Erfüllung der UN Sustainable Development Goals (SDG)
Mit den Bemühungen rund um das Thema Hernien-Chirurgie trägt das Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt auch zu 3 der insgesamt 17 „Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen bis 2030“ (SDGs) bei. Diese definieren das Erreichen von globalen und nachhaltigen Zielen.
Ziel 3: Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern.
Ziel 4: Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle fördern.
Ziel 17: Umsetzungsmittel stärken und die Globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen.