Ab ins Wasser – aber bitte nicht alkoholisiert! Gefahr Herzinfarkt
Interview
Prim. Priv.-Doz. Dr. Michael Zink, D.E.A.A., Vorstand der Abteilung Anästhesiologie und Intensivmedizin am Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt und am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit an der Glan sowie Notarzt auf dem Rettungshubschrauber Christophorus 11 im Interview über die unterschätzen Gefahren beim Sprung in das kühle Nass.
Der Schmerz im Brustraum ist eines der häufigsten Warnsignale eines Herzinfarktes. Dabei kann es von einem Druck- oder Engegefühl oder einem Stechen in der Brust variieren.
Wie kann man einen Sommertag am See oder Meer genießen, ohne dabei ein Gesundheitsrisiko einzugehen?
Intensivmediziner Prim. Priv.-Doz. Dr. Michael Zink, D.E.A.A.:
Bei großer Hitze muss man sich nicht nur vor der prallen Sonne schützen, sondern die wichtigste Devise lautet viel trinken! Wer zu wenig trinkt, belastet das Herz enorm, da es schneller schlagen muss. Wer bei der Hitze nicht schlapp machen will, muss den durch das Schwitzen bedingten Flüssigkeitsverlust ausgleichen und viel trinken.
Wie kommt es dann zu einem Herzinfarkt bei großer Hitze?
Im Körper kommt es aufgrund des Flüssigkeitsmangels zu einer Verdickung des Blutes. Das kann Durchblutungsstörungen im Bereich des Herzens oder des Gehirns nach sich ziehen. Bei einem Herzinfarkt liegt entweder ein kompletter Verschluss oder eine hochgradige Engstelle einer oder mehrerer herzversorgender Blutgefäße, der sogenannten Herzkranzarterien, vor. In Folge kommt es zu einem Herzinfarkt oder Herzrhythmusstörungen und – bei schwerer Durchblutungsstörung – zum plötzlichen Herztod.
Wer erleidet häufiger einen Herzinfarkt – Frauen oder Männer?
Grundsätzlich erleiden Männer häufiger einen Herzinfarkt als Frauen. Ältere Frauen haben bei großer Hitze allerdings öfter Herz- und Kreislaufprobleme. Das liegt an der Tatsache, dass Frauen meist weniger Flüssigkeit zu sich nehmen als Männer. Das Risiko für eine Flüssigkeitsunterversorgung ist somit höher.
Woher weiß man, dass man dem Körper genug Flüssigkeit zugeführt hat?
Bei der richtigen Trinkmenge verschätzen sich viele. Ein untrügliches Zeichen ist der fehlende Harndrang: Wer in der Hitze kaum zur Toilette muss, hat zu wenig getrunken!
Kann man ohne Abkühlung ins kalte Wasser springen?
Davon rate ich als Notfall- und Intensivmediziner ab. Durch den plötzlichen Anstieg des Widerstandes in der Haut beim Sprung ins kühle Nass, erhöht sich die Arbeit des Herzens massiv und das kann zu einer Verstärkung von Herzproblemen führen. Grundsätzlich ist es ratsam, den Körper zunächst abzukühlen z. B. unter einer Dusche oder indem man langsam ins Wasser geht.
Bleibt das Herz tatsächlich „stehen“?
Das passiert ganz selten, wenn ein Herz-Kreislaufstillstand eintritt. Hier sind bereits die ersten Sekunden bis Minuten entscheidend, ob der oder die Betroffene gerettet werden kann.
Welche Frühwarnsignale gibt es bei einem Herzinfarkt?
Der Schmerz im Brustraum ist eines der häufigsten Warnsignale. Dabei kann es von einem Druck- oder Engegefühl oder einem Stechen in der Brust variieren. Auch das Ausstrahlen der Schmerzen in weitere Körperteile, wie z. B. die Arme oder das Kiefer sind häufig – immer wieder in Kombination mit Atemnot.
Welches Risiko birgt der Konsum von alkoholhaltigen Getränken vor dem Schwimmen oder Baden?
Eine gefährliche Kombination ist Alkohol, Hitze und Baden. Alkohol führt zu einer Bewusstseinstrübung und vermindert die Koordinationsfähigkeit. Es ist somit schwerer sich über Wasser zu halten. Zusätzlich überschätzt man unter Alkoholeinfluss die eigenen Fähigkeiten und unterschätzt das Risiko. Das kann im Wasser fatale Folgen haben.
Wie gefährlich ist die erste Zeit nach dem Herzstillstand?
In den ersten Stunden bis Tagen nach dem Kreislaufstillstand zeigt sich, welche Schäden die Sauerstoffunterversorgung bewirkt hat. Für die endgültige Abschätzung der Schädigung von Gehirn und Nerven muss man jedoch bis zu einem Jahr warten, da sich in dieser Zeit Funktionen noch erholen können.
der oder die Betroffene muss schnellst möglich medizinisch versorgt werden.
Viele Patienten sind nach einem Herzinfarkt verunsichert, ob sie überhaupt wieder Sport machen können. Wie ist aus Sicht der Medizin?
Ganz im Gegenteil – Sport nach einem Herzinfarkt ist besonders wichtig. Dies muss selbstverständlich nach Rücksprache mit den behandelnden Ärzten erfolgen.
Körperliche Bewegung ist wichtig, damit die Leistungsfähigkeit des Herzens wieder verbessert wird. Entscheidend ist, dass die Patienten nach einem Herzinfarkt beschwerdefrei und in einem stabilen Zustand sind. Für Patienten nach einem Herzinfarkt sind eigentlich alle Ausdauersportarten geeignet. Sportliche Aktivitäten sollte man aber im besten Fall auf die Morgen- oder Abendstunden verschieben, um eine starke Belastung für Herz und Kreislauf in der Mittagshitze zu vermeiden.
Kann auch ein gesunder junger Mensch einen Herzinfarkt erleiden?
Grundsätzlich ja, es kommt aber sehr selten vor. Meist haben Betroffene bereits unentdeckte Vorerkrankungen oder einen angeborenen Herzfehler.
Prim. Priv.- Doz. Dr. Michael Zink, D.E.A.A. Notfallmediziner und Vorstand der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt und am Krankenhaus der Barmherzigen Brüdern St. Veit an der Glan
Erste-Hilfe-Maßnahmen bei einem Hitzeschlag
- Den Patienten in den Schatten oder an einen kühlen Ort bringen.
- Oberkörper erhöht lagern, enge Kleidung lockern.
- Mit feuchten Umschlägen (zum Beispiel auf dem Kopf) kühlen.
- Wasser zu trinken geben.
- Bei Kreislauf- oder Bewusstseinsstörungen den Rettungsdienst unter 144 rufen!
Erfüllung der UN Sustainable Development Goals (SDG)
Mit den Bemühungen rund um die Aufklärung bei Badeunfällen trägt das Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt auch zu 2 der insgesamt 17 „Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen bis 2030“ (SDGs) bei. Diese definieren das Erreichen von globalen und nachhaltigen Zielen.
Ziel 3: Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern.
Ziel 12: Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen.