Das Bedürfnis nach Gemeinschaft ist dem Menschen als soziales Wesen zutiefst angeboren. Doch das Nicht-Hören-Können ist ein Hindernis, das meist zu Isolation führt.
Die entwicklungsorientierte therapeutische Gemeinschaft ist das Fundament der Lebenswelt. Gesicherte Kommunikation (insbesondere durch Gebärdensprache) und bedingungslose Wertschätzung jeder Person ermöglichen persönliche Beziehungen und individuelle Entfaltung.
An dieser Gemeinschaft nehmen alle teil, unabhängig von Beeinträchtigung, Profession oder Funktion.
Für eine gelungene therapeutische Gemeinschaft braucht jede/r
eine Aufgabe. In den Werkstätten der Arbeitswelt finden die Lebenswelt-TeilnehmerInnen eine sinnstiftende Tätigkeit. Hier entstehen kreative, qualitativ hochwertige Produkte in Handarbeit, die im eigenen Geschäft bzw. Selbstbedienungsladen und bei Märkten verkauft werden. Die gefertigten Produkte sollen anderen Menschen Freude bereiten und für Nachfrage sorgen.
Angeleitet wird die Werkstattarbeit von gut ausgebildeten Betreuenden mit handwerklichem Grundberuf.
Ein wesentliches Element der Gemeinschaft ist sich gegenseitig zu helfen. Die Lebenswelt-Teilnehmer helfen einander beispielsweise, indem einer den anderen über die Straße begleitet oder beim Kommunizieren unterstützt.
Haben Menschen in der Lebenswelt ihre Heimat gefunden und fühlen sich geborgen, haben sie auch das Recht, hier alt zu werden. Einige BewohnerInnen betrifft das bereits und die Dienste der Lebenswelt werden so angepasst, dass das Altwerden in Würde und vor allem in der Gemeinschaft – anstatt in Einsamkeit – möglich ist. Die Aussicht auf Geborgenheit ist für jeden Menschen ein zentrales Thema.
Die Frage, wo man sich zutiefst geborgen fühlt, ist letztlich auch eine Frage des Glaubens. Die Einladung zur Gemeinschaft mit Jesus ohne Ende – über den Tod hinaus – wird in der Lebenswelt mit Freude weitergegeben und ist geprägt von der bedingungslosen Annahme jedes Menschen.
Gemeinschaften gelingen letztendlich nur dann, wenn aktiv an ihnen gebaut wird. Von großer Bedeutung ist auch die ständige Bereitschaft, sich zu verzeihen und Dinge, die schiefgelaufen sind, hinter sich zu lassen. Orientierung und gemeinsame Werte gehen dabei von der Frohen Botschaft von Jesus aus. Diese wird in Bildern, Gebärden, Rollenspielen und Gebärdenliedern in den Sonntagsevangelien folgend erzählt und vertieft.
Drei Mal wöchentlich finden Morgenandachten statt, in denen interaktiv vor allem auch der Alltagsbezug erarbeitet wird. Erzählen von Erlebtem, für einander Beten, Trost und Versöhnung finden sind in der Gemeinschaft erlebbar.
Entwicklung wird von motivierenden Zielen gesteuert. Ein Kleinkind beginnt nicht zu laufen, weil es nicht mehr krabbeln möchte. Es fängt zu laufen an, weil es beispielsweise den Ball erreichen will. Ein wichtiger Aspekt der therapeutischen Gemeinschaft ist die Entwicklungsorientierung, bei der die / der Lebenswelt-TeilnehmerIn mit ihren / seinen Zukunftsperspektiven und Zielen im Mittelpunkt eines therapeutischen Prozesses steht. Es wurde ein „therapeutisches Rad“ entwickelt, das sicherstellt, dass das gesamte Team miteinbezogen wird. So wird ein einheitliches therapeutisches Vorgehen ermöglicht, das auch evaluiert werden kann. Zusätzlich gibt es zahlreiche Bildungsprogramme (z.B. zur Förderung der sozialen Kompetenzen, der Kommunikation und Selbstständigkeit, Umgang mit Emotionen und Affektregulation) und Freizeitangebote (z.B. Sportnachmittage, Theatergruppe, Ausflüge und Gruppenurlaube).
Auch für die Mitarbeitenden der Lebenswelt ist es notwendig, in ihrer eigenen Entwicklung vorwärts zu gehen. Dies umfasst sowohl die Kommunikationskompetenz durch ständiges Dazulernen in der Gebärdensprache als auch die Entwicklung von Haltung und Kompetenzen kommunikationsfördernd zu wirken (Programm diaLOG unter der Federführung von Dr. Daniel Holzinger, klinischer Linguist, entwickelt) und mit herausforderndem Verhalten gewaltfrei umzugehen (Programm PART/Professionelles Handeln in Gewaltsituationen). Die fortwährende Einbindung aller Mitarbeitenden in die Progamme diaLOG und PART ist dafür eine gute Voraussetzung.
Lebensfreude durch Gemeinschaft.
Gemeinschaft durch gemeinsame Sprache.
Verstehen durch Gebärdensprache.
Entwicklung durch Verstehen.