Gehörlose und taubblinde Menschen mit zusätzlichen Beeinträchtigungen stehen im Mittelpunkt der Lebenswelt.
Ihnen gemeinsam ist der Bedarf an alternativen Kommunikationsformen.
Verstehen und Verstanden werden sind hierfür die zentralen Elemente.
Zielgruppe der Lebenswelt sind gehörlose und taubblinde Menschen mit Mehrfachbeeinträchtigungen nach abgeschlossener Schulpflicht. Entscheidend für die Aufnahme in der Lebenswelt ist primär der Bedarf nach visueller oder alternativer Kommunikation, sowie die Fähigkeit, an einer entwicklungsorientierten therapeutischen Gemeinschaft teilzuhaben.
Unsere TeilnehmerInnen haben trotz Unterschieden hinsichtlich Entwicklungsstand, Sprachkompetenz, körperliche und psychische Beeinträchtigungen den gleichen Bedarf an visuellen und alternativen Kommunikationswegen.
Selbstbestimmung und Mitsprache ist uns wichtig. Unsere Gemeinschaften sind so organisiert, dass regelmäßig Besprechungen der TeilnehmerInnen stattfinden, die von gewählten InteressensvertreterInnen geleitet werden. Diese TeilnehmervertreterInnen vertreten die KundInnen und BewohnerInnen der Lebenswelt und sind auch eingeladen, bei MitarbeiterInnen-Besprechungen oder Teambesprechungen dabei zu sein. Zudem vertreten sie die Lebenswelt bei verschiedenen öffentlichen Terminen mit anderen Einrichtungen und regionalen Konferenzen.
Gehörlosigkeit
Obwohl die Grenze zwischen Gehörlosigkeit und verschiedenen Graden von Schwerhörigkeit schwer zu ziehen ist, so spricht man von Gehörlosigkeit im Allgemeinen dann, wenn der Mensch schon gehörlos geboren ist oder der Hörverlust vor dem Spracherwerb eingetreten ist. Dann ist es auch selbst bei Verwendung von Hörgeräten nicht möglich, die Lautsprache differenziert wahrzunehmen und in eine eigene Lautproduktion zu übertragen.
Es gibt eine eigene Gehörlosen-Kultur, deren wichtigste Grundlage die Gebärdensprache ist. In Gehörlosenvereinen, -organisationen und -einrichtungen können Gehörlose soziale Identifikation pflegen. Dies ist sehr wichtig, da viele Gehörlose in der hörenden Welt um den Status einer eigenen Identität kämpfen müssen.
Taubblindheit
Taubblinde Menschen haben aufgrund ihrer kombinierten Hör- und Sehbehinderung deutliche Schwierigkeiten, Aufgaben des täglichen Lebens zu verrichten. Wie im Falle der Gehörlosigkeit können auch bei Taubblindheit die Ursachen und Ausprägungen vielfältig sein. Da aber Taubblindheit nicht einfach nur die Summe von Gehörlosigkeit und Blindheit ist, sondern die Kombination von Seh- und Hörbehinderung auch zu einer andersartigen Lebensweise führt, hat der taubblinde Mensch in seiner eigenen Welt auch besondere Bedürfnisse – insbesondere nach Kommunikation, Information, Mobilität und Sicherheit.
Bei aller Hilfsbereitschaft sollte aber der Grundsatz des DEUTSCHEN TAUBBLINDENVERBANDES E.V. Hannover gelten: „Wir helfen nur so viel wie nötig und beachten die Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit des Taubblinden. Seine Leiden nehmen diesem Behinderten nichts von seiner Menschenwürde.“
Um ein Gespräch mit anderen zu führen oder die eigene Meinung auszudrücken, haben gehörlose Menschen folgende Möglichkeiten - abhängig von der Stärke der Hörbehinderung, dem Zeitpunkt des Eintretens der Gehörlosigkeit, Wechselwirkungen anderer Behinderungen,... - Gebärdensprache, Schrift- oder Lautsprache.
Gebärdensprache gibt es schon seit es Gehörlose gibt und ist daher ein Kommunikationssystem, das auf natürliche Art aus der Notwendigkeit heraus entstanden ist. Sie ist eine eigenständige Sprache mit eigener Grammatik und auch von Land zu Land verschieden. Weltweit sind 50 Gebärdensprachen mit zahlreichen Dialekten bekannt.
Bei einem lautsprachlich geführten Gespräch sollten stets folgende Prinzipien beachtet werden:
Die erfolgreichste Methode zur Kommunikationsförderung ist die sprachliche Begleitung und Aufarbeitung alltäglicher Erfahrungen.
Genauso sollten aber Gehörlose auch darin gefördert werden, sich die modernen Kommunikationstechniken zunutze zu machen: Smartphone, Tablet, Computer, Fax, Bildschirmlesegerät u.a. Dies gilt genauso für Taubblinde und deren besondere Kommunikationsformen.
Taubblindheit bedeutet, dass der Betroffene seinen Tastsinn zur Kommunikation und Orientierung verwendet, da Seh- und Hörsinn stark beeinträchtigt sind.
Ein Gespräch mit einer taubblinden Person ist mittels taktiler Gebärden möglich. Dabei liegen die Hände der Kommunikationspartner aufeinander. Voraussetzung für diese Kommunikationsweise ist, dass der taubblinde Gesprächspartner die Gebärdensprache erlernt hat. Beim Lormen jedoch werden die Worte Buchstabe für Buchstabe in die Handinnenfläche des Taubblinden „getippt“, dabei kommt bestimmten Punkten in der Handinnenfläche die Bedeutung der einzelnen Buchstaben zu.
Lebensfreude durch Gemeinschaft.
Gemeinschaft durch gemeinsame Sprache.
Verstehen durch Gebärdensprache.
Entwicklung durch Verstehen.