PASTORALRAT
Unser Vorbild
Der heilige Johannes von Gott, der Gründer der Barmherzigen Brüder, beschreibt in einem seiner erhaltenen Briefe an Gutierre Lasso seinen Alltag:
„Ihr sollt wissen, mein vielgeliebter und hochgeschätzter Bruder in Jesus Christus, dass die Armen, die hierher kommen, so zahlreich sind, dass ich oft selbst ganz ratlos darüber bin, wie sie versorgt werden könnten; aber Jesus Christus sorgt für alles und gibt ihnen zu essen, denn allein auf Brennholz gehen täglich sieben bis acht Reale auf; denn da die Stadt groß und sehr kalt ist, vor allem jetzt im Winter, kommen sehr viele Arme in dieses Haus Gottes. Alle Kranken und Gesunden und Dienstboten und Pilger zusammengezählt, sind hier mehr als hundertzehn (Personen). Da dieses Haus allgemein offen steht, werden hier Menschen mit allen Krankheiten aufgenommen und alle möglichen Leute, so da sind Lahme, Einarmige, Aussätzige, Stumme, Irre, Gichtbrüchige, Grindige und andere sehr alte (Menschen) und viele Kinder; und außer diesen viele Pilger und Wandersleute, die hierherkommen. Man gibt ihnen Feuer und Wasser und Salz und Geschirr zum Essen und Kochen; und für all das gibt es keine Einkünfte; aber Jesus Christus sorgt für alles, denn es vergeht kein Tag, da nicht für die Versorgung des Hauses viereinhalb und manchmal fünf Dukaten notwendig sind: für Brot, Fleisch, Huhn und Brennholz, ohne die Arzneien und Kleider, die eine andere Ausgabe für sich sind, und wenn an einem Tag nicht so viele Almosen aufgebracht werden, dass es ausreicht, um für alles Genannte zu sorgen, nehme ich es auf Borg, und andere Male wird gefastet.
Auf diese Weise bin ich verschuldet und gefangen allein um Jesu Christi willen, und ich schulde mehr als zweihundert Dukaten für Hemden, Mäntel, Schuhe, Leintücher, Decken und viele andere Dinge, die in diesem Haus Gottes notwendig sind, und auch für Dinge zum Aufziehen der Kinder, die hier abgegeben werden, so dass ich, mein vielgeliebter und geschätzter Bruder in Jesus Christus, wenn ich mich so verschuldet sehe, häufig nicht aus dem Haus gehe wegen der vielen Schulden, die ich zahlen muss; und wenn ich so viele Arme, meine Brüder und Nächsten, leiden sehe und mit so vielen Nöten sowohl am Leib als auch an der Seele (behaftet) und ich ihnen nicht helfen kann, bin ich sehr traurig. Jedoch vertraue ich allein auf Jesus Christus, denn Er wird mich erlösen, denn Er kennt mein Herz.“
Um dieses Pensum erledigen zu können, um sich in so vorbildlicher Weise um „seine“ Kranken und Armen zu kümmern, war Johannes von Gott kein Einzelkämpfer. Er konnte andere für sein Tun begeistern, aus ihm ging der Orden der Barmherzigen Brüder hervor.
Johannes war so voll der Liebe und Begeisterung für seinen Gott, dem er begegnet war, dass er im Weitergeben dieser Gnade, dieses Charismas keinen Halt kannte. Man lese dazu nur seine ersten Biographien!
Die Barmherzigen Brüder haben durch die Jahrhunderte dieses Charisma gepflegt und laden heute alle Mitarbeiter ihrer Werke ein, daran teilzuhaben, zu wissen, dass Gott mich schickt, von seine Liebe auszuteilen: in der Arbeit des Krankenhauses an Leidende, Alte, Sterbende, an Hilfesuchende und solche, die ihre Hoffnung auf dieses Haus und seine Mitarbeiter setzen. Alle sind eingeladen im Licht dieser Liebe ihren Dienst zu tun und sich darin selbst zu verwirklichen, wie das auch Franz Kardinal König schrieb: „Der Mensch ´verwirklicht´ sich am Du, und nicht am Ich. Am Du überwindet sich der Mensch, er wächst sozusagen ´über sich hinaus´ und verwirklicht sich in seiner eigenen Identität. Von daher ist der Dienst am Nächsten etwas ganz Menschliches, etwas ganz ´Natürliches´. Im übertragenen Sinn ist der Dienst am Nächsten der Dienst am eigenen Ich.“
Der Pastoralrat in Linz
Zur besonderen, aktiven Teilhabe an dieser Sendung des Ordens sind der Pastoralrat und seine Mitglieder eingeladen. Er setzt sich aus 20-25 Mitarbeitern des Hauses zusammen, die in etwa monatlichen Sitzungen und Besprechungen ihr Wirken im Haus entsprechend den Vorgaben des letzten Provinzkapiteldokumentes planen und erarbeiten.
Dazu fordert dieses unter anderem:
- „in der Seelsorge mitarbeiten und auf Angebote kirchlichen Lebens achten“:
Dem christlich orientierten Mitarbeiter soll die Möglichkeit gegeben werden, seinen Dienst in der Nachfolge eines Johannes von Gott zu erleben. Viele sollen von der urchristlich-urmenschlichen Aufgabe des Hauses im Rahmen der Kirche berührt werden. Die Mitarbeitermessen wollen auch Zeichen setzen: Dienst und Gebet seien auch für die Laienmitarbeiter eins. Wir sehen uns getragen von einem guten Gott, dem wir alle Anliegen aus dem Bereich der Arbeitswelt anvertrauen können, ebenso wie die Sorgen und Nöte unserer Patienten. - „alle Maßnahmen zur Förderung einer `Hausfamilie´, eines Zusammenhaltes aller Mitarbeiter... , weil nur gemeinsam Erfüllung und Selbstverwirklichung erfahrbar werden können“:
Vom „Einführungstag“ jedes neu eingestellten Mitarbeiters an wird versucht, diese Selbstverwirklichung als Ziel jedes Einzelnen wie des Ordens als Ergebnis gemeinsamer, sinnorientierter Arbeit am kranken Menschen darzulegen. Das Krankenhaus soll nicht nur als Arbeitsplatz, sondern als tragendes, erfüllendes soziales Umfeld erlebt werden. Konkret wird dies auch im gemeinsamen Feiern weltlicher und kirchlicher Feste, in gemeinsamen Fahrten, sei es zu Bildungs- oder auch Unterhaltungszwecken, im gemeinsamen Nachdenken über den tieferen Sinn der Arbeit, wie das in regelmäßig wiederkehrenden Seminaren angeboten wird. - „die weltweiten Aufgaben des Ordens als besonderes Anliegen aller, die Bemühung um geistige und materielle Unterstützung der Missionseinrichtungen des Ordens“,
wobei wir uns den Indischen Werken der Barmherzigen Brüder besonders verbunden fühlen. Der jährliche Adventmarkt ermöglicht finanzielle Hilfe und lenkt das Augenmerk vieler auf dieses Anliegen. Einzelne persönliche Initiativen ragen beispielgebend und vorbildhaft heraus. - Das Provinzkapiteldokument stellt hohe Ansprüche, die Mitglieder des Pastoralrates versuchen, an deren Umsetzung, an deren Weitertransport mitzuwirken:
„Die Brüder hoffen, dass die Mitarbeiter zur Gemeinschaft des Ordens stehen, und dass wir gemeinsam eine optimale Betreuung gewährleisten können... Erst dadurch ist eine ausreichende Teamfähigkeit gewährleistet, welche es uns dann auch ermöglicht – jedem auf seine Weise – dem uns Anvertrauten bestmöglich dienen zu können.
Es geht darum, möglichst viele Mitarbeiter zu ´Mitdenkern´ in unseren Werken zu machen.“
Der heilige Johannes von Gott und seine ersten Mitarbeiter sind hier nach wie vor ein unerreichtes Vorbild.