Seh-Frühförderung
Es gibt Kinder, die aufgrund einer Augenerkrankung oder einer Allgemeinerkrankung ein vermindertes Sehvermögen haben. Sehfrühförderung bedeutet, vermindertes Sehvermögen, auch Restsehen genannt, mittels Stimulationsmaßnahmen zu verbessern bzw. bestmöglich einzusetzen.
Man darf das Auge nicht isoliert betrachten – Gesehenes wird im Gehirn eingeordnet und mit anderen Sinneswahrnehmungen und der Motorik gekoppelt. Es werden sekundäre Sehleistungen und kognitive Leistungen aufgebaut – sogenanntes visuelles Lernen.
Bei einem defekten visuellen Sinn soll durch Fördermaßnahmen eine Sehentwicklung möglich gemacht und nachvollzogen werden. Das Spektrum der Augenerkrankungen und der daraus resultierenden Beeinträchtigungen ist vielfältig.
Wichtig ist, dass die Sehfrühförderung im möglichst frühen Kindes- bzw. Säuglingsalter beginnt. Je früher Stimulationsmaßnahmen erfolgen, desto wirkungsvoller sind sie. Die Anpassungsfähigkeit des Nervensystems ist im frühen Kindesalter wesentlich besser.
Zur Stimulation werden spezielle Materialien mit starken Kontrasten, gesättigten Farben und klaren Strukturen unter optimalen Lichtbedingungen - angepasst an das jeweilige Sehvermögen des Kindes und deren Entwicklungsstufe - verwendet. Wir verwenden auch eigens dafür entwickelte Computerstimulationsprogramme. Die Sehfrühförderung erfolgt immer unter Einbeziehung der Motorik und der anderen Sinnesbereiche.
Sehfrühförderung bedeutet auch Elternaufklärung und -beratung, Miteinbeziehung der Eltern in die Förderung, Ausgestaltung der Umgebung (mit verstärkten Kontrasten und Farben), Mobilitätstraining und blindenspezifische Förderung, um dem Kind ein möglichst selbständiges Leben zu ermöglichen.
Die Sehfrühförderung bietet:
- Auf heilpädagogischem Ansatz beruhende gezielte visuelle Förderung bzw. spezifische Schulung der vorhandenen Sinneskanäle
- Förderung und Unterstützung der Entwicklung der Kinder unter besonderer Berücksichtigung der Sehbeeinträchtigung
- Verbesserung der individuell empfundenen Lebensqualität der betroffenen Familie
- Integration des Kindes in die Familie und das soziale Umfeld
- Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen (pädagogischen, psychologischen und medizinischen Fachdiensten)
- Prävention zur Vermeidung von Sekundärbehinderungen
- Sensibilisierung des gesellschaftlichen Umfeldes für die speziellen Bedürfnisse von Kindern mit Sehbehinderung und Blindheit
- Das Kind wird im Kontext seiner Familie begleitet und gefördert.
Sehfrühförderzentrum
Betreuung und Therapie am Standort: Im Sehfrühförderzentrum in der Rudigierstraße 10a ist es möglich, visuelle Förderung ambulant anzubieten. Das Sehfrühförderzentrum bietet Raum für Erstbesprechungen für Eltern von sehbehinderten-, blinden, bzw. mehrfachbehinderten Kindern.
Nach einer entsprechenden diagnostischen Abklärung, wird mit den Eltern ein ausführliches, persönliches Gespräch geführt. Möglichkeiten und Grenzen der Sehfrühförderung werden aufgezeigt und umfassend erklärt. Ein standardisierter Diagnostikbogen gibt präzise Hinweise auf Teilleistungsstörungen.
Pädagogische Sehfrühförderung für Kinder mit Sehbehinderung oder Blindheit arbeitet auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse über die frühkindliche Entwicklung insbesondere im visuellen System und betrachtet das familiäre Umfeld als wesentliche Entwicklungsbasis.
Das kontinuierliche Angebot richtet sich an Kinder von Geburt an bis zum Schuleintritt.
Das Kind wird im Kontext einer Familie begleitet und gefördert. Dazu gehört auch die Unterstützung der Familie im Verarbeitungsprozess der Sehschädigung des Kindes, sowie die Aufklärung über Art, Ausmaß und Wertigkeit der Sehbeeinträchtigung, über Integrationsmöglichkeiten zu informieren und Hilfestellung zu geben bei der Beschaffung von Hilfsmitteln.
Darüber hinaus ist es wesentlich, auch das gesellschaftliche Umfeld für die speziellen Bedürfnisse für Kinder mit Sehbehinderung, Blindheit oder Mehrfachbehinderung zu sensibilisieren.
Die Kooperation und Koordination mit anderen Fachpersonen ist ebenso notwendig für eine gelungene Förderung.
Um die bestmögliche Voraussetzung für eine visuelle Therapie zu schaffen, gibt es einen Stimulationsraum, der mit speziellen Fördermaterialien ausgestattet wurde, um optisch stimulierende Reize für die Kinder anzubieten. Hier werden im abgedunkeltem Raum Licht-, Farb- und Mustereffekte gegen einen kontrastreichen Hintergrund eingesetzt, um das Sehsystem anzuregen.
Für die visuelle Stimulation zu Hause arbeiten die Sehfrühförderinnen mit verschiedenen Hilfsmitteln und Medien wie:
- Glänzendes und glitzerndes Material, kontrastreiches Fördermaterial
- Lupensets, spezielle Leuchten, mobilen Lesegeräten
- Diaprojektoren, Taschenlampen, Lightbox
- Tablets mit speziellen Apps wie z.B. Amblyocare
Für blinde Kinder gibt es ausreichend blindenspezifisches Material, wie:
- spezielle Bilderbücher
- den Langstock
- Brailler
- Prägezange
- verschiedenstes Material zum Fühlen, Konstruieren und Experimentieren
- Kleiner Raum nach Lilli Nielsen, Resonanzbrett
Für mehrfach behinderte Kinder sind zusätzliche Materialien zur Anregung und Schulung aller Wahrnehmungsbereiche und zur "Sensorischen Integration" in Verwendung:
- div. Massagegeräte
- Sitzkissen und -Keil, Vibrationskissen, Therapiebälle
- Lagerungsmöglichkeiten
- Tücher
Um den Familien auch die Möglichkeit zu bieten, in Kontakt mit anderen Eltern zu kommen und sich auszutauschen ist das team der Sehfrühförderung aktiv im Begegnungszentrum: KleinblindKind.
Das Projekt wird unterstützt und gesponsert vom Lions Club Linz City.
Unser Team
Unser interdisziplinäres Team bestehend aus pädagogischen Sehfrühförderinnen, Orthoptistinnen und Ärzt:innen, steht für die medizinische Abklärung im Krankenhaus, Diagnostik, sowie zur ambulanten und mobilen Förderung zu Hause zur Verfügung.
Kontakt
Sehfrühförderung für Sehbehinderte und Blinde
Rudigierstr. 10a
4020 Linz
Tel. 0732 / 7897 - 21384