Wie viel sieht ein Baby bzw. Kleinkind?
Das bedeutet, dass das Auge bei Geburt alle Voraussetzungen für das „Sehen lernen“ hat. Der Säugling beginnt visuelle Reize von außen aufzunehmen und im Gehirn zu verarbeiten.
Es gibt sogenannte „angeborene Sehleistungen“, wie die Fixation mit einem Auge (beidäugige Fixation erst später möglich), die Hauptsehrichtung ist vorgegeben und bestimmte Formen werden bereits nach der Geburt bevorzugt wahrgenommen (runde Formen, Schwarz-Weiß-Kontraste, Gesichter, bewegte Objekte).
Das menschliche Gesicht (v.a. das Gesicht der Mutter) ist in den ersten Lebenstagen und –wochen das wichtigste Beobachtungsobjekt. Es werden zuerst Augen und Mund wahrgenommen und nach und nach weitere Details. Der Säugling beginnt sehr schnell, das Gesicht zu verfolgen und Bewegungen im Gesicht (z.B. Lächeln) wahrzunehmen.
Die Koordination der Augenbewegungen, die beidäugige Fixation und Augenfolgebewegungen sind mit Ende des 2. Lebensmonats entwickelt.
Für das visuelle Lernen sind anfangs Spielsachen und Bilderbücher mit klaren Strukturen, starken Kontrasten und gesättigten Farben gut geeignet. Mit zunehmender kognitiver Entwicklung werden immer differenziertere visuelle Reize aufgenommen und im Gehirn verarbeitet.
Das Auge ist in den ersten Lebenstagen (bis –wochen) auf eine Distanz von ca. 20 (bis 50) cm eingestellt, in der scharf gesehen werden kann.
Am Ende des 1. Lebensjahres ist die Nahsehschärfe so gut ausgebildet , dass feinste Details wahrgenommen werden können.
Die Sehschärfe für die Ferne entwickelt sich erst später: im 1. Lebensjahr 10-20 %, im 2. Lebensjahr 50 %, im 3. Lebensjahr 60-70 %, im 4. Lebensjahr 80 %, im 5. Lebensjahr 100 %.
Dr. Magdalena Geibinger