Aortenaneurysma
Was ist die Ursache der Aneurysmaerkrankung?
Meinte man früher, das Aneurysma sei eine spezielle Manifestationsform der Arteriosklerose, so weisen neue Forschungsergebnisse zunehmend darauf hin, dass die Neigung zum Aneurysma genetisch fixiert ist. Wenn bei einem Patienten bereits ein Aneurysma nachgewiesen wurde, sollten sich Verwandte 1. Grades ebenfalls untersuchen lassen, da das Risiko etwa doppelt so hoch ist. Zusätzlich begünstigt das Rauchen, höheres Lebensalter und das Vorhandensein einer koronaren Herzkrankheit die Entwicklung eines Aneurysmas.
In welchen Arterien ist ein Aneurysma bevorzugt lokalisiert?
Welche Symptome verursacht ein Bauchaortenaneurysma?
Das Problem der Aneurysmaerkrankung ist, dass es keine Warnsymptome gibt, welche Arzt und Patient auf die Gefährdung durch eine etwaig bevorstehende Ruptur aufmerksam machen würden. Kommt es zu einer Ruptur (Durchbruch) des Aneurysmas, sind akut einsetzende Bauch- und Rückenschmerzen und Schockgeschehen (Kaltschweißigkeit, Blutdruckabfall) die führenden Symptome.
Sichtbares Bauchaortenaneurysma |
Wie wird ein Aortenaneurysma entdeckt – soll vorbeugend untersucht werden?
So lange ein Bauchaortenaneurysma keine Symptomatik zeigt, kann es nur durch Zufall im Rahmen von Ultraschall-, CT- oder MR-Untersuchungen des Bauches entdeckt werden. In manchen Ländern (Australien, Skandinavien, Großbritannien) wurden sogenannte Screeningprogramme installiert. Dabei werden die Risikogruppen (Männer über 65 Jahre bzw. Männer und Frauen mit Aneurysmaträgern in der Familie unabhängig vom Alter) routinemäßig einer Ultraschalluntersuchung unterzogen.
In Österreich ist ein solches landesweites Screeningprogramm derzeit nicht etabliert. Die Wertigkeit dieser nationalen Screeningprogramme ist nicht ganz unumstritten, da gezeigt werden konnte, dass die Mortalität (Sterblichkeit) nicht allein dadurch gesenkt werden kann, dass man Zielgruppenuntersuchungen durchführt.
Unsere Empfehlung
Personen (Männer und Frauen) mit Aneurysmaträgern in der Familie sowie alle Männer ab dem 60. Lebensjahr sollten sich zumindest einmalig einer Ultraschalluntersuchung der Hauptschlagader unterziehen. Diese Untersuchung kann einfach, schnell und mit hoher Aussagekraft flächendeckend in Österreich angeboten werden. Abhängig vom Befund wird ihnen der behandelnde Arzt (Angiologe, Gefäßchirurg) ein entsprechendes Kontrollintervall empfehlen. Dieses kann zwischen 10 Jahren (bei völligem Normalbefund) und wenigen Monaten (bei entdecktem Aneurysma) liegen. An unserer Abteilung führen wir für alle stationären Gefäßpatienten ein Aneurysmascreening durch, da diese Patienten ein entsprechendes Risikokollektiv darstellen.
Bestehen geschlechtsspezifische Unterschied bei der Aneurysmaerkrankung?
Männer erkranken wesentlich häufiger am Aneurysma als Frauen (mit einem Verhältnis Männer : Frauen von 7:1). Frauen die am Aortenaneurysma erkrankt sind haben aber ein höheres Rupturtrisiko bei gleicher Aneurysmagröße als Männer. Dies muss bei der Therapieberatung berücksichtigt werden.
Gibt es konservative (nicht operative) Therapiemöglichkeiten des Aneurysmas?
Ab einer gewissen Größe muss jedes Aneurysma einer operativen Therapie zugeführt werden. Verschiedene nicht operative Therapieformen können aber die Wachstumsgeschwindigkeit des Aneurysma verzögern sodass es damit gelingt den Operationszeitpunkt hinauszuschieben.
Das wichtigste „Medikament“ ist das Einstellen des Rauchens. Nikotinkarenz als der wichtigste Eigenbeitrag des Aneurysmaträgers. Raucher haben im Vergleich zu Nichtrauchern nachweislich ein schnelleres Aneurysmawachstum und damit eine höhere Rupturgefahr. Neben der strikten Nikotinkarenz ist eine exakte Einstellung des Blutdruckes wichtig. Ob die Blutdruckmedikation beim Aneurysmapatienten zwingend einen sogenannten Betablocker bzw. ACE-Hemmer beinhalten soll, wird nach wie vor kontrovers diskutiert.
Statine (blutfettsenkende Medikamente) bewirken zusätzlich zu ihrem fettsenkenden Effekt eine Stabilisierung der Entzündungsvorgänge in der Arterienwand. Dieser Effekt wird für die konservative Therapie von Aneurysmapatienten genützt.
Ab welcher Größe sollte ein Aortenaneurysma operiert werden?
Jedes Aneurysma hat abhängig von seiner Lokalisation im Körper eine bestimmte Größe, ab der die Ruptur-(Durchbruch)Gefahr deutlich zunimmt.
Für das Bauchaortenaneurysma liegt diese Grenze bei 5 - 5,5 cm für Männer. Dem von der aktuellen Größe abhängigen Rupturrisiko muss das Operationsrisiko gegenübergestellt werden. Erst wenn das Spontanrisiko auf Ruptur das Operationsrisiko deutlich übersteigt, wird dem Patienten die operative Therapie des Aneurysmas angeraten.
Neben dem Maximaldurchmesser des Aneurysmas gilt es jedoch eine Reihe zusätzlicher Parameter in Bezug auf die Operationsempfehlung zu beachten:
-
Wachstumsgeschwindigkeit des Aneurysmas
-
Form des Aneurysmas
-
Alter und Begleiterkrankungen des Patienten
-
Ist das Aneurysma mittels Stentgraft versorgbar oder muss offen operiert werden (s.unten)?
- Ist damit zu rechnen, dass durch Zuwarten eine Behandlungserschwernis eintritt (prognostische Indikation)?
Welche Methoden zur operativen Versorgung eines Aortenaneurysmas stehen zur Verfügung?
Wenn die Kriterien zur Therapieempfehlung eines Aneurysmas erfüllt sind, also die Indikation zur Operation gegeben ist, gilt es zu entscheiden, welche Behandlungsmethode dem Patienten angeraten werden soll. Dies soll wiederum anhand des häufigsten Aneurysmas (Bauchaortenaneurysma) erklärt werden. Prinzipiell stehen folgende Methoden zur Verfügung:
- die endovasculäre Methode (Stentgraft)
- die offen operative Versorgung des Aneurysmas
- die Hybridoperation
Stentgraft oder offene Operation – die Vor- und Nachteile?
(+ = Vorteil, - = Nachteil, gleich = kein Unterschied – für die jeweilige Methode)
EVAR | Offene Operation | |
Operationsbelastung | + | - |
Intensivaufenthalt | + | - |
Krankenhausaufenthalt | + | - |
Mortalität | + | - |
Langzeitüberleben | - | + |
Dauerhaftigkeit der Methode | - | + |
Rupturgefahr trotz Operation | - | + |
Notwendigkeit dauerhafter Kontrollen | - | + |
Notwendigkeit von Re-Eingriffen | - |
+ |
Welche Kontrollen sind nach Stentgraftimplantation – welche nach offener Operation notwendig?
Der große Vorteil der endovasculären Methode besteht in der wesentlich geringeren Operationsbelastung im Vergleich zur offenen Operation. Deshalb wird an unserer Abteilung jeder Patient primär auf die Möglichkeit der endovasculären Aneurysmaversorgung überprüft. Den großen Vorteil der geringeren Operationsbelastung erkauft man sich allerdings mit der Notwendigkeit der ständigen Kontrolle nach Implantation eines Stentgrafts. Während nach offen durchgeführter Operation Kontrollen so gut wie nicht notwendig sind, weil die eingenähte Prothese auf immer dicht bleibt, müssen Patienten mit Stentgraft über ein dauerhaftes Kontrollprotokoll kontrolliert werden. Leider ist es auch nach Jahren möglich, dass ein primär dichtes Stentgraftsystem durch Erweiterung der Andockregionen undicht wird. In den meisten Fällen können diese Undichtigkeiten durch neuerliche endovasculäre Kathetermanöver abgedichtet werden. In manchen Fällen bleibt jedoch lediglich die offen operative Konversion als letzte Möglichkeit bei undichtem Stentgraftsystem den Patienten vor der Ruptur zu retten.
Stentgraftmethode
Unter Stentgraft versteht man eine Gefäßprothese an deren Enden und Außenseiten selbst entfaltbare Stents (Metallgitter) montiert sind. Nach vorheriger exakter dreidimensionaler computerunterstützter Vermessung des Aneurysmas des jeweiligen Patienten wird die Größe des Stentgraftsystems (angepasst in Länge und Weite der zu versorgenden Arterien) auf dem Blutweg (endovasculär) über die freigelegten Leistengefäße implantiert. Es handelt sich dabei um modulare Systeme, das heißt zur Versorgung eines Abdominalaortenaneurysmas mittels Stentgraft-Y-Prothese ist ein mehrteiliges Stentgraftsystem notwendig.
Stentgraft Position im Bereich der Nierenarterien (Mit freundlicher Genehmigung Fa. Gore) |
Die Stentgraftmethode (EVAR = endovascular aneurysm repair)
wurde Anfang der 90er Jahre von C. Parodi und Nicholas Volodos eingeführt und gilt heute als völlig etablierte Methode. Das Therapieprinzip der Methode ist die „Schienung des Aneurysmas“ auf dem Blutweg (endovasculär). Der Blutfluss wird somit durch die eingebrachte Prothese geleitet. Der pulsatile Druck wird dadurch von der Aneurysmawand genommen und entlastet, was die Ruptur (den Durchbruch) der Arterie verhindern soll. Der Zugang zum Aortenaneurysma erfolgt über die operative Freilegung der Leistenarterien, über welche das modulare (mehrteilige) Stentgraftsystem in den Aneurysmabereich hochgeschoben wird und innerhalb des Arteriensystems zusammengesetzt wird.
Schematische Darstellung eines Stentgrafts |
Aortensealing (EVAS)
Eine Sonderform der endovaskulären Behandlung stellt das endovaskuläre Aortensealing (EVAS) dar. Dabei wird ebenfalls über den operativen Leistenzugang ein Stentgraftsystem in die Aorta eingebracht. Anders als bei den herkömmlichen Prothesen, die durch Häkchen oberhalb der Nierenarterien oder durch ihre radiäre Selbstexpansion an der gesunden Aortenwand fixiert werden, erfolgt bei dieser Methode die Fixierung im Aneurysma durch die Auffüllung eines Kunststoffsackes mit flüssigem Polymer, welches im Aneurysmasack druckkontrolliert befüllt wird und schließlich im Körper aushärtet.
Der Blutfluss erfolgt über die ummantelten Stents und das Aneurysma wird praktisch von „Innen ausgeschäumt“ und das Prothesensystem dadurch fixiert. Diese Form der Aneurysmabehandlung haben wir 2014 in unser Behandlungskonzept aufgenommen. Über unser datenbankgestütztes Qualitätssicherungsprogramm konnten wir aber beobachten, dass die Langzeitergebnisse insbesondere ab 2-3 Jahren nach der Operation ungünstiger waren als die Ergebnisse mit herkömmlichen Stentgrafts, so dass diese Methode ab 2017 von uns nicht mehr angeboten wird.
Gefensterte oder gebranchte Stentgrafts
In besonderen Fällen werden sogenannte gefensterte oder gebranchte Stentgrafts eingesetzt. Eine gefensterte Stentgraftprothese hat ein oder mehrere Löcher (Fenster) über welche wichtige Arterien (z. B. die Nierenarterien) zusätzlich versorgt werden können.
Dieses Vorgehen ist dann notwendig, wenn lebenswichtige Arterien direkt aus dem Aneurysma entspringen und eine Standardprothese bei der Behandlung des Aneurysmas diese Arterien verschließen würde.
Bei "gebranchten“ Prothesen sind für diese Abgangsarterien in die Hauptprothese bereits Nebenastprothesen eingewebt. Deren Position muss vor der Anfertigung der Prothese exakt mittels dreidimensionaler computerunterstützter Vermessung bestimmt werden und ist bei jedem Patienten individuell millimetergenau festgelegt. Die Produktion einer solchen Prothese (Custommade Endograft) nimmt mehrere Wochen in Anspruch und ist sehr kostenintensiv.
Technische Planungsskizze für gebranchten Stentgraft. Mit freundlicher Genehmigng Fa. Jotec/ Cryolife | Röntgenaufnahme eines gebranchten Stentgrafts. (Gefäßradiologie Barmherzige Brüder Linz) |
Die Stentgraftvermessung
Wir verwenden an unserer Abteilung ein computergestütztes Stentgraftvermessungssystem. Dies heißt, dass das Aneurysma des jeweiligen Patienten mm-genau dreidimensional vermessen wird. Die Vermessungsparameter dienen einerseits der exakten Bestellung des Stentgrafts und andererseits wird daraus ein anatomischer Schwierigkeitsscore errechnet, der für die Beratung des Patientens in Bezug auf Komplikationsträchtigkeit und dauerhafter Funktion des Stentgraftsystems verwendet werden kann.
Folgende Parameter werden erhoben:
- Aneurysmahalslänge
- Aneurysmahalsdurchmesser
- Aneurysmahalswinkel
- Aneurysmahalskalzifikation
- Aneurysmahalsthrombus
- Aneurysmatortuosityindex
- Aneurysmawinkel
- Aneurysmathrombus
- Seitenäste aus dem Aneurysma
- Beckendurchblutung
- Beckenarterienkalzifikation
- Beckenarterienminimaldurchmesser
- Beckenarterienwinkel
- Beckenarterienlänge
- Beckenarterienmaximaldurchmesser
Vermessungsprotokoll Barmherzige Brüder Linz, Gefäßmedizinisches Zentrum | Vermessung der CT Bilder eines Aortenaneurysmas (Gefäßchirurgie BHB Linz) |
Die Stentgraftimplantation beim Abdominalaortenaneurysma
Bei der endovasculären Versorgung von Aneurysmen werden an unserer Abteilung im Operationssal chirurgisch die beiden Leistenarterien freigelegt. Über die Leisten- und Beckenarterien werden die aus 3 oder mehr Segmenten bestehenden Gefäßprothesen in die Hauptschlagader vorgeschoben und unter exakter Röntgenkontrolle unterhalb der Nierenarterien freigesetzt. Sollten die Leistenarterien keine oder nur wenige Verkalkungen und einen ausreichenden Durchmesser aufweisen, so kann alternativ die Stentgraftimplantation auch über eine direkte Punktion der Leistenarterien ohne chirurgische Freilegung im Angiographie OP Raum der Radiologie erfolgen.
Abdominelles Stentgraft System (mit Genehmigung Fa. Gore) |
Dabei wird die Prothese durch die Metallstents an die gesunde Gefäßwand oberhalb des Aneurysmas (im sogenannten Aneurysmahals) angepresst und abgedichtet. Nachdem die Prothese im Sinne einer Y-Prothese in die beiden Beckenarterien verlängert wurde, wird ein Abschlussröntgen zur Überprüfung der Dichtigkeit des Stentgrafts durchgeführt. Eine dichte Prothese bedeutet, dass der pulsatile arterielle Druck von der Aneurysmawand genommen werden konnte und damit die Perforationsgefahr gebannt ist.
Abdominelles Stentgraft System (mit freundlicher Genehmigung Fa. Medtronic) |
Die Stentgraftimplantation der thoracalen Aorta
Das prinzipielle Vorgehen einer Stentgraftung der thoracalen Aorta gleicht dem der abdominellen Aorta. Das Stentgraftsystem wird von der Leistenarterie aus eingebracht und unter Röntgenkontrolle in die thoracale Aorta vorgeschoben.
Thorakales Stentgraft System (Mit freundlicher Genehmigung Fa. Medtronic) |
Abhängig von der Länge des zu versorgenden Aortensegmentes, werden 1 oder mehrere stentbewährte Gefäßprothesen verwendet. Zur Vorbeugung von stentgraftbedingter Mangeldurchblutung im Rückenmark, wird an unserer Abteilung ein Liquordruckmanagement begleitend durchgeführt. Zusätzlich wird bei den thoracalen Prothesenimplantationen ein temporäres Schrittmachersystem eingeführt, mit dem eine exakte Blutdrucksteuerung für das Absetzen von Stentprothesen in herznahen Aortenabschnitten ermöglicht wird.
Stentgraftimplantation thoracale Aorta. (Gefäßchirurgie Barmherzige Brüder Linz) |
Aortendissektion
Bei der Dissektion der Aorta handelt es sich um einen spontanen oder traumatischen Einriss der inneren Schichten der Aortenwand. Dadurch fließt das Blut einerseits im richtigen (ursprünglichen) Kanal, andererseits innerhalb der Gefäßwandschichten (im sogenannten falschen Kanal). Passiert dieser Einriss herznahe (Typ A Dissektion) handelt es sich um einen herzchirurgischen Notfall.
Dissektion der Aorta im Brustbereich VOR Behandlung mit Stentgraft (Gefäßchirurgie BHB Linz) |
Dissektion der Aorta im Brustbereich NACH Behandlung mit Stentgraft (Gefäßchirurgie BHB Linz) |
Bei aneurysmatischen Ausweitungen des Falschkanals durch den Einriss linksseitig in der linken Armarterie (Typ B Dissektion), ist ein differenziertes gefäßmedizinisches Vorgehen nötig. In vielen Fällen verläuft dieses Ereignis unkompliziert und außer einer strengen Blutdruckführung und Beobachtung keiner speziellen Therapie. Treten folgende Befunde auf spricht man von einem komplizierten Verlauf, welcher zur Gefäßtherapie zwingt:
- Rupturgefahr
- True lumen Kollaps (Kollaps des ursprünglichen Gefäßkanals)
- Verschlüsse von Viszeralarterien (Darm-, Leber-, Nierenarterien)
- Verschlüsse von Beinarterien
- Fehlende Beherrschbarkeit des Blutdrucks
- Unbeherrschbare Schmerzen im Brustbereich
- Große initiale Durchmesserzunahme der Aorta „Dissektionsaneurysma“
- Große Dimension und ungünstige Lage des primären Einrisses
Therapeutisch hat sich in den letztgenannten Fällen die Stentgraftimplantation als Therapie der ersten Wahl etabliert, da einerseits das Operationsrisiko bei offenem Aortenersatz der gesamten Aorta sehr hoch ist und andererseits die Gefahr der Querschnittslähmung die durch den Verlust der Rückenmarksarterien entsteht bei der Endovaskulären Behandlung um vieles geringer ist.
Offen chirurgische Aneurysamresektion
Bei der offen chirurgischen Versorgung des Aortenaneurysmas wird der Bauch operativ eröffnet, das Aneurysma entfernt und der Blutfluss über eine chirurgisch eingenähte Aortenersatzprothese wieder hergestellt.
Wie geht die Patientenauswahl vor sich – wem wird welche Methode empfohlen?
Für die Therapieauswahl zur Behandlung eines Aneurysmas an unserer Abteilung wurde ein mehrstufiges Konzept unter Einbeziehung aller relevanter Faktoren entwickelt.
Die richtige Methode wird in einer interdisziplinären Konferenz dem sogenannten Aortenboard gefunden, in der interventionelle Radiologie und Gefäßchirurgie anhand der erhobenen Befunde das individuelle Therapiekonzept für den Patienten interdisziplinär festlegen.
Anhand der von Radiologie und Gefäßchirurgie unabhängig voneinander erhobenen Messparameter wird die für den Patienten geeignetste Methode festgelegt und durch den teilhabenden Anästhesisten das Durchführungsrisiko in Narkose beurteilt.
Im Rahmen des Aortenboards werden außerdem der interventionelle Radiologe und der Gefäßchirurg festgelegt, die den Eingriff gemeinsam als interdisziplinäres Team durchführen.
In der Beratung des Abdominal-Aortenaneurysmapatienten gelten an unserer Abteilung folgende Grundprinzipien:
- Junge Aneurysmapatienten und Patienten mit Verdacht auf Marfan-Syndrom, sind aufgrund der für diese Patienten notwendige jahrzehntelange Haltbarkeit für die endovasculäre Versorgung nicht geeignet, diesen wird a priori die offen operative Versorgung empfohlen.
- Für alle übrigen - also die absolute Mehrzahl der- Patienten gilt, dass primär über die CT-Untersuchung des Aneurysmas und das interdisziplinäre Aortenboard geklärt wird, ob der Patient für die endovasculäre Methode geeignet ist. Gilt er als geeignet wird auf heutiger Basis die endovasculäre Abdominalaortenaneurysmaversorgung bevorzugt durchgeführt.
- Wenn der Patient nach exakter Aneurysmavermessung und Festlegung des „anatomic severity grading score“ - in welchem die individuellen anatomischen Voraussetzungen überprüft werden - als nicht geeignet für die EVAR-Methode erkannt wird, wird dem Patienten die offene Operation mit Resektion des Aneurysmas und Implantation einer Aneurysmaprothese empfohlen.
- Für alle Aorteneingriffe ist eine ausführliche präoperative internistische und anästhesiologische Voruntersuchung notwendig. Zudem wird obligat ein Risikocheck in anderen Gefäßgebieten (z. B. den Halsschlagadern) durchgeführt. Da das operative Durchführungsrisiko für den Patienten mit der endovasculären Methode (EVAR) deutlich geringer ist als das Risiko der offenen Operation, fließt das durch die Voruntersuchungen erhobene Risiko für Grenzfälle in die Therapieempfehlung ein.
Aneurysma mit hochgradiger Knickbildung (Gefäßchirurgie Barmherzige Brüder Linz) |
Juxtarenales Aneurysma (Gefäßchirurgie Barmherzige Brüder Linz) |
Jungen Patienten und jenen Patienten, die nicht für die endovasculäre Methode geeignet sind, wird die offene Aneurysmaoperation empfohlen. Das heißt, dass der Bauch chirurgisch eröffnet, das Aneurysma des Patienten dargestellt wird, die darüber liegenden gesunden Bauchaortenabschnitte freigelegt werden und nach entsprechender Ausklemmung das Aneurysma reseziert und durch eine eingenähte Gefäßprothese die Hauptschlagader wieder hergestellt wird. Abhängig von der Ausdehnung des Aneurysmas wird dabei ein Teil der Hauptschlagader ersetzt oder bei zusätzlichem aneurysmatischem Befall der Beckenarterien, die Prothese Y-förmig in die Beinarterien verlängert. Reicht das Aneurysma über die Nierenarterien nach cranial, so erschwert sich das operative Vorgehen dadurch, dass zusätzlich zur Aortenprothesenimplantation eine Nierenarterienrekonstruktion durchgeführt werden muss, welche wegen der geringen Sauerstoffmangeltoleranz der Nieren unter hohem Zeitdruck erfolgen muss.
Operation des rupturierten Aortenaneurysmas
Der schlimmste gefäßchirurgische Notfall ist das rupturierte Aortenaneurysma. Nur knapp die Hälfte der Patienten mit Aortenruptur erreichen das Krankenhaus. Die Krankenhaussterblichkeit erreicht ebenfalls 50%. Für diese meist schwer schockierten Patienten, ist jeder Minute entscheidend. Daher ist ein für alle Beteiligten exakt festgelegter Diagnose- Therapiealgorithmus absolute Voraussetzung den Zeitraum zwischen Einlieferung und Operationsbeginn maximal abzukürzen. Unsere CT Diagnostik steht für diese Patienten 24h rund um die Uhr zur Verfügung, zu jedem Zeitpunkt ist ein erfahrener Gefäßchirurg im Dienstrad eingeteilt der diese technisch schwierigen Operationen beherrscht.
Offene Aneurysmaresektion (vor und nach der Operation) Gefäßchirurgie BHB Linz |
Dieser Patient, bei dem eine akute Aneurysmaresektion inklusive Nierenarterienrekonstruktion in der Ruptur durchgeführt wurde, überstand die offene Akutoperation ohne Einschränkung der Nierenfunktion.
Offene Aneurysmaresektion bei Patienten mit Aneurysmaruptur. Gefäßchirurgie Barmherzige Brüder Linz |
Hybridoperation
Die Kombination von offen chirurgischer Operation mit Stentgraftoperation nennt man Hybridoperation. Insbesondere im Aortenbogen kann es notwendig sein, zur Verlängerung der „Prothesenlandungszone“ eine vorbereitende offene Gefäßoperation durchzuführen. Im Falle unserer hier gezeigten Patientin wurde im Vorfeld der Stentgraftimplantation die linke Armarterie auf die linke Halsschlagader transponiert. Dies ermöglicht die proximale Landungszone des Stentgrafts um 2 cm in den Aortenbogen hinein zu verlängern, was deutlich mehr Sicherheit in Bezug auf Langzeitdichtung des Aneurysmas bewirkt.
Hybridoperation – operative Subclaviatransposition + Stentgraftimplantation thoracale Aorta.
Hybridoperation – operative Subclaviatransposition + Stentgraftimplantation thoracale Aorta. Gefäßchirurgie BHB Linz |
Im Fall dieses Patienten kombinierten wir die offen operative Versorgung eines Bauchaortenaneurysmas mit der in einer Sitzung durchgeführten Stentgraftimplantation einer thorakalen Aneurysmabildung.
Hybridoperation – operative Bauchaortenaneurysmaresektion + Stentgraftimplantation thoracale Aorta (vor und nach der Operation). Gefäßchirurgie Barmherzige Brüder Linz |