Gefäßtherapie
Konservative Therapie
Risikofaktorenmanagement
Übergewicht, Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, erhöhte Fettwerte und vor allem das Rauchen haben einen entscheidenden Einfluss auf das Entstehen und Fortschreiten der peripheren arteriellen Durchblutungsstörung.
Das sogenannte Risikofaktorenmanagement stellt einen entscheidenden Bestandteil der konservativen Therapie dar. Dabei sollten die oben genannten Einflussfaktoren, so gut wie möglich medikamentös eingestellt werden, um ein rasches Fortschreiten der Arteriosklerose zu vermeiden.
Beim Rauchen ist ein Nikotinstopp zwingend erforderlich, da bereits auch eine geringe Zigarettenanzahl äußerst gefäßschädigend wirken!
Weiters spielt ein gesunder Lebensstil mit Sport und ausgewogener Ernährung eine wichtige Rolle.
Gehtraining
Wurde eine periphere arterielle Verschlusskrankheit festgestellt, so sollte ein regelmäßiges Gehtraining ein fixer Bestandteil der Therapie sein!
Durch die regelmäßige Bewegung ist es dem Körper möglich, Umgehungskreisläufe – sogenannte Kollateralgefäße an verengten bzw. verschlossenen Strecken zu bilden.
Es sollte täglich ein Gehtraining über 60 Minuten im Intervall-Stil mit Intervallphasen von 5- bis 15 Minuten absolviert werden.
Dabei wird mit einem gleichmäßigen Tempo gegangen, bis Schmerzen in den Beinen – der sogenannte Claudicatioschmerz – auftreten. Es sollte dann eine kurze Erholungspause eingelegt werden, bis der Schmerz wieder abgeklungen ist und anschließend wird das Gehtraining wieder fortgesetzt.
Mit gut ausgeführtem Gehtraining kann in manchen Fällen die schmerzfreie Gehstrecke verdoppelt werden.
Gerinnungstherapie
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der konservativen Gefäßtherapie ist der Einsatz eines Thrombozytenaggregationshemmers. Dabei werden primär entweder ein ASS (Wirkstoff: Acetylsalicylsäure) oder Plavix (Clopidogrel) eingesetzt. Diese können zwar die Entwicklung der Arteriosklerose nicht beeinflussen, verhindern jedoch, dass sich Blutplättchen zu einem Blutgerinnsel zusammenklumpen.
Wurde eine Durchblutungsstörung diagnostiziert und finden sich zudem typische Beschwerden, im Sinne von belastungsabhängigen Schmerzen, die sich nach einer kurzen Ruhephase verbessern, dann sollte der Einsatz von einem Thrombozytenaggregationshemmer, nach Ausschluss einer Kontraindikation angedacht werden.
Die Gerinnungsmedikation wird in allen symptomatischen Stadien der Durchblutungsstörung verschrieben und muss regelmäßig und meist lebenslang eingenommen werden.
Gefäßerweiternde Medikamente
Durchblutungsfördernde Medikamente können einerseits die Fließeigenschaften des Blutes verbessern, den Fettgehalt in den Gefäßwandzellen reduzieren und erweitern die Arterien und können somit die Sauerstoffausbeute aus dem Blut erhöhen. Leider haben orale Medikamente nur eine sehr bescheidene Wirkung. Die besser wirksamen Prostaglandine stehen derzeit nur in Infusionsform zur Verfügung.
Prostaglandine sind die bisher einzige Substanz, deren Wirksamkeit auch bei einem fortgeschrittenen Stadium der peripheren arteriellen Durchblutungsstörung nachgewiesen wurde.
Dieses Medikament wird vielfältig in der Gefäßchirurgie eingesetzt. So kann zum Beispiel bei einem Patienten mit einem diabetischen Fußinfekt durch Prostaglandin versucht werden, die Konzentration des Antibiotikums durch die Erweiterung der Arterien in der Peripherie zu erhöhen.
Ergänzend kann eine Prostaglandintherapie postoperativ zur Vermeidung eines Frühverschlusses von komplexen Bypassrekonstruktionen, vor allem im Unterschenkelbereich verabreicht werden.
Sind sowohl die operativen als auch endovaskuläre Revaskularisationsmöglichkeiten ausgeschöpft, so kann als letzte Therapieoption die Gabe von Prostaglandin versucht werden.
Interventionelle Therapie
Kathetertherapie
Vor der Durchführung einer Gefäßoperation wird geprüft, ob mit einfacheren - für den Patienten weniger belastenden - Methoden (sogenannten Kathetermethoden) eine Gefäßverengung oder ein Gefäßverschluss wiedereröffnet werden kann. (siehe PTA-Therapie)
Dabei unterscheidet man verschiedene Behandlungsmethoden:
- Einfache Ballonaufdehnung
Dabei wird die Engstelle im Gefäß mit einem Ballon, der über einen Katheter in das Gefäß eingebracht wird, eröffnet. -
Stentbehandlung (Gefäßstütze)
Dabei wird das Gefäßlumen zuerst mit einem Ballonkatheter aufgedehnt und ein zartes gitterförmiges zylindrisches Metallnetz eingebracht, das dann mit der Gefäßwand verwächst und so das Gefäß offen hält.
Gefäßstent
-
Aspirationsthrombektomie
Dabei wird frisches Gerinnselmaterial über einen eingebrachten Katheter aus dem Gefäßlumen abgesaugt.
- Lysetherapie
Dabei wird ebenfalls über einen in die Arterie eingebrachten Katheter Gerinnselmateriel zur Lumeneröffnung medikamentös aufgelöst.
Nierenarterienverschluss
Nierenarterienlyse
-
Endoprothesenimplantation
Dabei wird eine (innere) Gefäßprothesenschienung in die erkrankte Arterie mittels Kathetermethode eingebracht), siehe Aortenaneurysma.
Sämtliche angeführte heute modernen interventionellen Gefäßtherapieformen werden an unserem Haus der Barmherzigen Brüdern in Linz angeboten und in Zusammenarbeit mit den interventionell tätigen Radiologen durchgeführt.
Gefäßchirurgische Therapie
Reicht die interventionelle Therapie nicht aus, um eine schmerzreduzierte Gehleistung zu erreichen oder im schlimmeren Fall ein Bein oder ein Organ zu erhalten, oder ist der vorliegende Befund für eine der interventionellen Methoden nicht geeignet, so ist die gefäßchirurgische operative Therapie notwendig. Folgende Möglichkeiten stehen grundsätzlich zur Verfügung:
-
Desobliteration (Ausschälplastik)
Dabei wird das einengende Material aus der eröffneten Arterie ausgeschält und das Gefäß anschließend meist mit einer Erweiterungsplastik aus Kunststoff oder Vene wieder verschlossen.
Diese Operationstechnik wird am häufigsten im Bereich der Hals- und Leistenschlagader angewandt. -
Bypass, Interposition
Dabei wird ein komplett verschlossenes Gefäßstück mittels künstlichem (Kunststoff) oder körpereigenem (Vene) Bypassmaterial umgangen und damit der Blutfluss in die Peripherie wieder hergestellt; prinzipiell kann immer dann ein Bypass angelegt werden, wenn nach einer Gefäßverschlussstrecke peripher davon noch zumindest eine anschlussfähige Arterie vorhanden ist; sind z.B. an einem Fuß bis in die Peripherie alle Arterien verschlossen, so ist keine Bypassoperation mehr möglich. (siehe Bypassoperation) -
Transpositionsoperation
Dabei werden Verschlüsse an Gefäßgabelungen durch Umlagerung und Neuanastomosierung von Gefäßen operativ umgangen. -
Aneurysmaoperation
Dabei wird im Gegensatz zur gefäßverengenden Arteriosklerose eine überdehnte ausgeweitete Arterie möglichst noch vor der Ruptur (= Durchbruch) operativ entfernt und durch eine Kunststoffgefäßprothese ersetzt. (siehe Aneurysma)
Sämtliche angeführten Operationsmethoden werden an unserem Haus der Barmherzigen Brüdern in Linz durchgeführt.
Lupenbrillentechnik |
Muss und kann immer operiert werden?
Nur Segmentverschlüsse von Arterien können überbrückt oder mittels Katheter wiedereröffnet werden. Es muss sich also um Arterienverschlüsse handeln, auf die in der Peripherie wieder zumindest ein offenes Gefäß folgt.
Beim peripheren Verschlusstyp, bei dem sich die Arterien von der Peripherie nach zentral fortschreitend verschließen, ist mangels eines peripheren Anschlussgefäßes keine Bypassanlage möglich.