"Wollen Grenzen überschreiten"
Mit der Eröffnung einer kleinen Ambulanz für gehörlose Menschen 1991 und in weiterer Folge der Gründung des Instituts für Sinnes- und Sprachneurologie 2001 verwirklichten die Barmherzigen Brüder Linz eines der zentralen Versprechen des Ordens: Hospitalität. Diese steht im Mittelpunkt des Lebenswerks von Primar Fellinger, für den die Zuwendung zum Menschen und gelebte Kommunikation der zentrale Ankerpunkt seiner Arbeit ist, denn: „nicht verstanden werden tut richtig weh.“
„Holen Randgruppe in die Mitte der Gesellschaft“
„Wir gehen auf eine Gruppe zu, die am Rande der Gesellschaft steht, die können wir in die Mitte der Gesellschaft holen“, freute sich Gesamtleiter Mag. Peter Ausweger, der die Festredner und Ehrengäste willkommen hieß. Darunter Entwicklungsmediziner William J. Barbaresi von der Harvard Medical School Boston, mit dem Fellinger eine langjährige Freundschaft und Zusammenarbeit verbindet. Auch dieser verwies auf die Wichtigkeit von Kommunikation als Teil der Gemeinschaft.
„Jeder hat Anspruch, an Gemeinschaft teilzunehmen“
„Dass wir alle auf Gemeinschaft angewiesen sind, um uns zu entwickeln, haben wir gerade in Zeiten von Corona gemerkt. Jeder hat Anspruch am Miteinander einer Gemeinschaft teilzunehmen, daher haben wir Primar Fellinger bei seiner Arbeit immer gerne unterstützt. Es liegt aber noch ein breites Feld vor uns, auf dem es noch viel zu tun gibt“, so Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer.
„Wollen Grenzen überschreiten“
Auch in der Festrede von JKU-Rektor Univ.Prof. Mag. Dr. Meinhard Lukas Meinhard, standen Sprache und Sprachlosigkeit im Mittelpunkt. Selbst Vater einer Tochter mit Trisomie 21, weiß er, wie wichtig verstehen und verstanden werden ist.
„Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt“, wusste schon Philosoph Ludwig Wittgenstein. Diese Grenzen habe Fellinger immer versucht, zu überschreiten. Ob mit der Gründung der Gehörlosenambulanz, des ISSN oder der Lebenswelt. Wichtig war dem Neurologen und Psychiater immer der Mensch und die Kommunikation auf Augenhöhe. Mittlerweile haben sich beinahe 300 Mitarbeiter dieser Aufgabe verschrieben.
„Tu, wie dir ums Herz ist“
„Wir müssen die Stimme erheben, für die, die es selbst nicht können“, wies Primar Fellinger in seiner anschließenden Dankesrede noch einmal auf die Wichtigkeit seiner Arbeit hin. Geleitet worden sei er von den Worten seines Vaters, der gesagt habe: „Wenn du nicht weißt, was du tun sollst, tu, wie dir ums Herz ist.“
„Behinderung ist eine Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Man ist nicht behindert, man wird behindert“, wies zum Abschluss auch Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer auf die Notwendigkeit hin, die Würde eines jeden Menschen zu achten. Gemeinsam mit dem evangelischen Superintendent Dr. Gerold Lehner sprachen die beiden einen Segen für die weiterhin erfolgreiche Arbeit des ISSN aus.