Radiologie der Zukunft: Frühzeitige Diagnostik dank KI
„In den letzten Jahrzehnten hat sich in diesem Bereich viel getan, auch aufgrund der gestiegenen Rechnerleistung. Mittels einer Computertomographie (CT) ist es möglich, eine Körperregion als überlagerungsfreie Schichten durch Röntgenstrahlen abzubilden. Vor 25 Jahren hat es rund eine Stunde gedauert, um 30 Schichten zu erhalten, heute erhält man in drei Sekunden 6000 Schichten. Hier ist es von Vorteil, im Hintergrund eine unterstützende KI zu haben, die auffällige Bilder und Befunde markiert. Das bedeutet aber nicht, dass der Radiologe durch eine Maschine ersetzt wird. Im Gegenteil: Es braucht immer die menschliche Erfahrung, um die Befunde richtig zu deuten. Auch wenn die Untersuchungen standardisiert sind, Menschen sind unterschiedlich und es braucht eine individuelle Diagnose für jeden einzelnen Patienten“, so Primar Böhm.
Spezielle Tools ermöglichen frühzeitige Diagnose
CAD-Systeme1 sind schon länger im Einsatz, nun kommen immer häufiger Tools für spezifische Probleme hinzu. „Es gibt zum Beispiel ein Tool, das den Eisen- und Fettgehalt der Leber erkennen kann. Dies hilft enorm bei der Risiko-Einschätzung z.B. einer Fettleber. Auch Gefäßerkrankungen lassen sich mit einem speziellen Tool frühzeitig diagnostizieren, ebenso Tumore. Je früher das Problem erkannt wird, desto besser schlägt die jeweilige Therapie an“, verweist der Mediziner auf die Nützlichkeit der KI.
Die sich schon in den vergangenen Jahren bewährt hat: „Mit Hilfe der neuen Systeme konnten wir Untersuchungen optimieren und die Strahlendosis extrem reduzieren. Früher war der Scan bei jedem gleich, egal ob er 50 oder 150 Kilo hatte. Heute kann das CT oder der Röntgenapparat individuell auf den Patienten eingestellt werden und die KI optimiert das Ergebnis im Hintergrund zusätzlich."
Und was wird die Zukunft bringen? „Die KI wird ihren Weg finden. Derzeit löst sie nur einzelne Probleme des Alltags aber die Entwicklung geht auf Cloud-basierte pay-per-use-Angebote. Das heißt, man kauft sich nicht alle einzelnen KIs für die Diagnostik sondern es gibt einen Zugang zu potenziell unbegrenzten Ressourcen und zahlt nur für die Leistung, die man tatsächlich in Anspruch nimmt.“
Info Primar Böhm:
Mit 1. Juli 2022 trat Primar Dr. Gernot Böhm die Nachfolge von Dr. Christian Luft in der Radiologie an und ist nun Leiter der häuserübergreifenden Diagnostischen und Interventionellen Radiologie bei den Barmherzigen Brüdern sowie dem Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern Elisabethinen.
Der gebürtige Ennser hat nach dem Studium an der Medizinischen Universität Wien bereits im Jahr 1996 seine Turnusausbildung am Krankenhaus der Elisabethinen begonnen und dort auch seine Facharztausbildung am Radiologischen Institut absolviert. 2016 wurde er stellvertretender Leiter am Institut, zuerst am Standort der Elisabethinen, ab 2017 auch für die Barmherzigen Schwestern. Mit 1. März 2021 übernahm der Mediziner die Leitung der häuserübergreifenden Diagnostischen und Interventionellen Radiologie am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern Elisabethinen. Am 1. Juli auch jene der Brüder.
Der 51-Jährige ist seit 2021 im Vorstand der Österreichischen Röntgengesellschaft und seit über 15 Jahren gewähltes Mitglied der Kurie der angestellten Ärzte der OÖ. Ärztekammer.