Wenn das Lernen schwer fällt
„Wie geht das nochmal, wie schreibt man ein F wie geht ein H?" Wenn Kinder auch nach längerem Üben Buchstabenschemata vergessen, ist das oft ein Warnzeichen einer Lese-Rechtschreibstörung. Wird diese vermutet, sollte das so schnell wie möglich abgeklärt werden, um Langzeitfolgen zu minimieren oder verhindern. Eine Diagnose von Sprach-, Lern- und Entwicklungsstörungen bietet die Neurologisch linguistische Ambulanz (NLA) im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Linz. Weiterführende Therapien werden nach erfolgter Diagnose bei niedergelassenen TherapeutInnen oder im Falle komplexer Störungsbilder im Sprachtherapiezentrum des Instituts für Sinnes- und Sprachneurologie offeriert. Doch ab wann ist es ratsam, einen Experten aufzusuchen?
Wie erkenne ich eine spezifische Lernstörung?
Dr. Holzinger dazu: „Eine Lese-Rechtschreibstörung liegt nach internationalen medizinischen Kriterien dann vor, wenn die Leistungen im Lesen und/oder Rechtschreiben deutlich unter der Klassennorm und unter dem Niveau, das aufgrund der Intelligenz des Schülers zu erwarten wäre, liegen. In diesem Fall ist eine Untersuchung ratsam. Dabei werden Leseflüssigkeit, Lesegenauigkeit, Leseverständnis und Rechtschreibung sowie die Aufmerksamkeitsleistungen des Kindes, seine psychische Befindlichkeit, seine Begabung, sprachliche Fertigkeiten, die Schreibmotorik sowie das Hören und Sehen überprüft".
Sichere Diagnose ab 2. Klasse
Eine sichere Diagnose ist in der Regel ab der 2. Klasse möglich, Risikofaktoren treten bereits ab dem letzten Kindergartenjahr auf. Wie z. B. für spätere Leseprobleme: Dabei haben Kinder weniger Lust an Reimen, das Teilen von Wörtern in einzelne Silben fällt schwer, ebenso wie das Heraushören von einzelnen Lauten in Wörtern. In der Schule fällt es den Betroffenen schwer, auch nur wenige Buchstaben zusammenzuführen. Beim Lesen treten trotz Übung häufig Fehler beim Lesen selbst einfacher aber für das Kind neuer Wörter auf. Kinder mit Sprachentwicklungsproblemen weisen generell ein erhöhtes Risiko für Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb auf.
Rechtschreibschwäche erkennen
Eine Rechtschreibschwäche erkennt man am einfachsten an der Fehlerzahl, die ein Kind in ungeübten Diktaten oder beim Aufsatzschreiben macht. Können Schulanfänger erlernte Laute nicht sicher schreiben oder haben Probleme mit dem Schreiben erfundener Phantasiewörter, ist dies ebenfalls ein sicheres Zeichen von Schreibproblemen.
Rechenprobleme werden durch frühe Mengen- und Zahlbegriffsentwicklung vorhergesagt. Kinder, die im Kindergarten- und Vorschulalter weniger gerne und weniger gut zählen, Mengen erfassen und Mengen vergleichen können, haben ein höheres Risiko für die Entwicklung einer Rechenstörung.
Die massive und lang andauernde Störung des Erwerbs der Schriftsprache wird auch Legasthenie genannt. Man unterscheidet zwischen einer kombinierten Lese- und Rechtschreibstörung und einer isolierten Rechtschreib- oder isolierten Lesestörung. „Die Betroffenen haben Schwierigkeiten beim Erlernen der Buchstaben, das heißt der Zuordnung von Buchstaben zu Lauten. Beim lauten Lesen bereitet das flüssige Zusammenlauten von Buchstaben zum Wort Mühe. Häufig kommt es auch zu Auslassungen von Lauten oder auch zur Vertauschungen in der Reihenfolge, zum Beispiel "Bif" oder "Birf" anstelle von "Brief", erläutert Holzinger.
Lernstörung so rasch wie möglich abklären
Sobald Probleme erkennbar sind, sollten sich auch Eltern und Lehrkräfte abstimmen: Idealerweise werden Übungen zusammengestellt, die – neben den Hausübungen – regelmäßig in einem entsprechenden Lernumfeld durchgeführt werden, der Schwierigkeitsgrad wird dabei so an das Niveau des Kindes angepasst, dass es sich als erfolgreich erlebt. Dabei gilt es, symptomatisch zu trainieren: Lesen wird durch Lesen besser, Schreiben fördert Schreiben, Rechnen und Umgang mit Mengen fördert Rechnen. Wichtig ist es, dass eine Seh-, Sprach- oder Hörstörung ausgeschlossen werden kann. Hier ist es ratsam, frühzeitig Probleme abklären zu lassen.
Gemeinsames Lernen
Eine sehr wichtige Aufgabe der Eltern liegt auch darin, ihren Kindern den Rücken zu stärken und sie positiv zu unterstützen. „Eine gute Möglichkeit, um das Kind zu fördern, stellt gemeinsames Lesen in der Familie dar. Es konnte in vielen Studien nachgewiesen werden, dass sich Lesen positiv auf den gesamten Bildungserfolg auswirkt. Texte können durchaus ganz nach den Interessen des Kindes ausgewählt werden. Oftmals bewährt sich eine etwas größere Schrift, auch ein abwechselndes Lesen von Eltern und Kind".