Sehfrühförderung der Brüder
Der Schock ist groß, wenn eine Familie erfährt, dass ihr Kind blind oder hochgradig sehbeeinträchtigt – also mit einem Sehrest von unter 5% – ist. Der Faktor Zeit spielt nun eine wichtige Rolle. „Das Sehen ist nicht als eine isolierte Leistung des Auges zu betrachten, sondern ist eng mit den neuronalen Strukturen im Gehirn verbunden. Je früher beim Kleinkind die Diagnose feststeht und die Sehfrühförderung beginnt, desto besser ist die Wirksamkeit des Sehtrainings und der Anregung von neuronalen Funktionen im Gehirn. Bei blinden Kindern ist eine möglichst frühe Schulung aller anderen Sinne indiziert“, erklärt die zuständige Ärztin Dr. Magdalena Geibinger.
Diese Aufgabe übernimmt seit 30 Jahren die Sehfrühförderung der Augenabteilung der Barmherzigen Brüder Linz. Bis heute ist die Integration der Sehfrühförderung in eine Augenabteilung österreichweit einzigartig. So kann die Förderung nicht nur nach Frühförderungskriterien optimal erfolgen, sondern auch die augenärztliche Expertise voll genutzt werden.
Blick auf die Anfänge
Die ehemalige leitende Sehfrühförderin Brigitte Ruttmann und Mitbegründer Prof. Dr. Siegfried Priglinger blickten während der Jubiläumsfeier auf die Anfänge zurück: „Wir haben uns damals gemeinsam ambitionierte Ziele gesetzt und viele davon erreicht, wie etwa die Entwicklung von neuen Diagnostik- & Stimulationsmethoden in enger Zusammenarbeit von MedizinerInnen, Technikern und Sehfrühförderinnen“, so Prof. Priglinger.
„Wir haben in Oberösterreich sehr gute Angebote in der Frühförderung, und es ist beeindruckend, welche Erfolge hier erzielt werden. Daran haben alle, die sich speziell in der Sehfrühförderung engagieren, einen erheblichen Anteil“, würdigte Landesrätin Birgit Gerstorfer den unermüdlichen Einsatz aller Beteiligten. Auch der Landtagsabgeordnete Wolfgang Stanek richtete sich in seiner Rede vor allem an die MitarbeiterInnen und nahm dabei Bezug auf das Motto des Ordensgründers: „Gutes tun und es gut tun – das gilt für Sie alle in besonderem Maße und dafür möchte ich mich herzlich bedanken.“
Förderung der gesamten Familie
Großen Wert legt man bei den Barmherzigen Brüdern Linz in allen Belangen auf eine Förderung der gesamten Familie. Diese aufzufangen, die Eltern zu ermutigen das Kind intensiv zu fördern und die Unterstützung durch die Sehfrühförderung zu nutzen, ist auch die Aufgabe der Sehfrühförderinnen, die in ganz Oberösterreich und im westlichen Niederösterreich die Familien vor Ort besuchen. „Als Frühförderin hat man die Möglichkeit ein Kind über einen sehr langen Zeitraum in seiner Entwicklung zu begleiten, man freut sich gemeinsam mit den Eltern über jeden kleinen Fortschritt“, erzählt Sandra Schneider, Leiterin der Sehfrühförderung. Derzeit betreut das Sehfrühförderteam 166 sehbehinderte und blinde Kinder. Im Jahr 2018 absolvierte das Sehfrühförderteam rund 1.200 Familienbesuche. Die sechs Sehfrühförderinnen haben eine hochspezialisierte Ausbildung und ein besonders entwickeltes soziales Einfühlungsvermögen und Engagement.
Unterstützt vom Lions Club Linz City
Die Finanzierung der Sehfrühförderung erfolgt mit Unterstützung der Sozialabteilung des Landes Oberösterreichs. Die Eltern haben einen Selbstbehalt von 10% bei Pflegegeldbezug.
Seit etwa 10 Jahren unterstützt auch der Lions Club Linz City über das Projekt „Klein.Blind.Kind“ die Sehfrühförderung. Projektverantwortlich seitens der Lions war in all den Jahren Dkfm. Peter Apfalter. Durch die kontinuierliche Unterstützung können unter anderem seit 2008 jährliche Förderwochenenden für alle oberösterreichischen Sehfrühförderkinder und deren Familien angeboten werden. „Es ist an diesen Wochenenden immer wieder ergreifend mitzuerleben, wie gut sich die betroffenen Familien verstehen, verstanden fühlen und einander stützen“, so Peter Apfalter. Ziel dieser Zeit ist neben diesem Erfahrungsaustausch weitere Therapien zu ermöglichen, medizinische Information zu vermitteln, Erholung für die Familien zu bieten und den Eltern die Möglichkeit zu geben, ihre Aufmerksamkeit vermehrt auf die nicht beeinträchtigen Geschwister und Ihre PartnerInnen zu richten.
Zudem wurde vom Lions Club Linz City ein Begegnungszentrum bei den Barmherzigen Brüdern Linz errichtet. Dort wurde ein, mit den neuesten technischen Geräten ausgestatteter, Stimulationsraum eingerichtet und es werden unter anderem tiergestützte Therapie, Musiktherapie, Physiotherapie sowie rechtliche und augenärztliche Beratung angeboten. Eltern können sich vernetzen und austauschen, und es finden regelmäßig Elternrunden in psychologischer Betreuung statt.
„In langjähriger Zusammenarbeit eines ausgezeichneten Ärzteteams, dem engagierten Sehfrühförderteam sowie dem Einsatz des Lions Club Linz City ist ein umfassendes und vor allem auch ganzheitliches Betreuungssystem aufgebaut worden, das nicht nur in Oberösterreich einzigartig ist, sondern auch ein Vorzeigeprojekt für ganz Österreich“, freut sich Mag. Peter Ausweger, Gesamtleiter der Barmherzigen Brüder Linz.