45 Jahre Pflegeakademie: Zwischen Tradition und Zukunft
1977 markierte den Beginn mit der rechtlichen Grundlage für die Gründung einer Krankenpflegeschule durch den Bescheid des Bundesministeriums für Gesundheit und Umweltschutz. Die Erteilung der Bewilligung zur Abhaltung von diversen Ausbildungen legte einen festen Grundstein. Mit der Erstbestellung der Schulleitung im Oktober 1978 und der ersten Aufnahme von 20 Bewerber*innen in den folgenden Monaten wurde die Vision einer eigenen Krankenpflegeschule Realität. Diese frühen Jahre zeichneten sich durch die Prägung der Ausbildungsphilosophie und die Integration des Ordenscharismas aus, welches bis heute das Rückgrat der Institution bildet.
In den vergangenen 45 Jahren hat die Schule für Gesundheits- und Krankenpflege an der Pflegeakademie der Barmherzigen Brüder in Wien viele beeindruckende Meilensteine erreicht. Angefangen mit der wegweisenden Umsetzung des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes im Jahr 1997 über der akademischen Grundausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege im Jahr 2007, des Universitätslehrgangs Intensivpflege bis hin zur Erweiterung des Bildungsangebotes im Sekundarbereich.
Doch was diese Akademie im Laufe der Zeit wirklich geprägt und zu dem gemacht hat, was sie heute ist, sind die Menschen. Es sind die engagierten Direktorinnen und Lehrenden die mit Leidenschaft und Hingabe gelehrt haben sowie die vielen Absolvent*innen, die hier ihre fundierte Ausbildung erhalten haben.
Interviews mit Zeitzeuginnen
In einem exklusiven Gespräch erinnern sich zwei Zeitzeuginnen an die Entstehungs- und Entwicklungsjahre der Pflegeakademie. Für die Interviews konnte, die damalige und erste Schuloberin (Anm.: Direktorin) der Pflegeakademie Frau Dipl. Sr. Maria Wachtler und eine Schülerin des ersten Jahrgangs (1978-1981) Frau Mag. Dr. Berta Maria Schrems, M.A. Priv. Doz. gewonnen werden.
"Die Brüder haben uns wirklich getragen.
Zu Gründungszeiten (1978) war die Allgemeine Krankenpflegeschule der Barmherzigen Brüder am Krankenhaus Wien (heute: Pflegeakademie) "wesentlich weniger präsent", wie die erste Schuloberin (Anm.: Direktorin) der Pflegeakademie Frau Dipl. Sr. Maria Wachtler betonte. "Wir hatten wesentlich weniger Möglichkeiten," erinnert sie sich. Trotz des schwierigen Starts hat die Pflegeakademie beträchtliche Unterstützung und Anerkennung von verschiedenen Seiten erhalten. "Unser Projekt wurde von vielen unterstützt," bestätigte Frau Wachtler, während sie hinzufügte, dass die Präsenz in den Medien sehr hilfreich war.
Die Pflegeakademie hat im Laufe der Jahre viele Herausforderungen gemeistert. Die ehemalige Direktorin betont, dass im ersten Jahr die Schüler*innenpopulation besonders anspruchsvoll war: "Im ersten Jahr hatten wir einige schwierige Schüler*innen." Aber mit Ausdauer und Engagement hat sich dies geändert: "Mit der Zeit und mit der richtigen Unterstützung haben wir eine positive Lernumgebung geschaffen," erzählte sie stolz.
Ein Unikum an der Pflegeakademie waren die Schuluniformen. "Ja, wir hatten eine Uniform," merkt Frau Wachtler an. "Es half dabei, ein Gefühl der Einheit und Gemeinschaft zu schaffen."
„Wichtig war, dass wir als kleine Schule, neben den großen Schulen der Gemeinde Wien noch besser sein mussten, um wahrgenommen zu werden.
Den deutlichen Stolz und eine tiefe Zufriedenheit mit dem, was in der Vergangenheit erreicht wurde ist deutlich bei Frau Wachtler zu hören: "Die Brüder haben uns wirklich getragen. Sie haben die Schule und uns von Anfang an unterstützt."
Ich schätze vor allem die engen Beziehungen
„Drei Dinge fallen mir besonders ein: Erstens das Internat, in dem wir verpflichtend wohnen mussten. Zweitens, dass unser Klassenzimmer nur im Souterrain war und wir somit kaum Tageslicht hatten. Und drittens die Arbeitskleidung, die wir tragen mussten. Sie war zwar unbequem, aber wir haben sie mit Stolz getragen“, erzählt Dr. Berta Maria Schrems über ihre Schulzeit.
Die Entscheidung, die Pflegeakademie zu besuchen, war für sie nicht zufällig. „Ich hatte bereits an einer anderen Schule mit meiner Ausbildung begonnen, diese aber im ersten Jahr abgebrochen. Dann habe ich bei den Barmherzigen Brüdern in Salzburg gearbeitet und in der Brüder-Zeitung, dem 'Granatapfel', gelesen, dass in Wien eine neue Schule eröffnet wird. Daraufhin habe ich mich beworben und wurde zum Glück angenommen.“
Über die Herausforderungen während des Studiums spricht Frau Schrems offen: „Vor allem in den Hauptfächern Physiologie, Anatomie und Pathologie. Die Ausbildung war sehr medizinisch orientiert, viel mehr als es heute der Fall ist.“ Sie erzählt weiter, wie die damalige Pflegeausbildung stark darauf ausgerichtet war, medizinische Untersuchungen zu assistieren und wie wenig Autonomie den Schüler*innen gegeben wurde.
Das Verhältnis zwischen Schüler*innen und Lehrenden war komplex. „Es gab zwei Lehrkräfte, zu denen ich ein gutes Verhältnis hatte, aber nicht alle meiner Mitschüler und -schülerinnen würden dem zustimmen“, sagt sie.
Die strenge Internatsregelung bildete einen weiteren wichtigen Aspekt ihrer Erzählung. „Alle Schüler*innen waren verpflichtet im Internat zu wohnen. Die Regeln dort waren streng. Zum Beispiel mussten wir spätestens um 19:00 Uhr zu Hause sein und am Wochenende gab es nur gegen Vorlage einer Unterschrift der Eltern einen Ausgang. Jeder, der das Internat verlassen wollte, musste eine Genehmigung haben. Abends gab es Zimmerkontrollen durch eine Schwester.
Trotz aller Herausforderungen zog sie Positives aus ihrer Zeit an der Akademie. „Ich schätze vor allem die engen Beziehungen, die wir sowohl untereinander als auch zu unseren zwei Lehrschwestern und anderen Abteilungen im Krankenhaus hatten. Es war alles sehr persönlich und familiär.“
Und damals hatte man schon eine große Fehlerkultur. Zum Beispiel durfte ich einmal eine Lehrperson korrigieren, ohne dass es mir übelgenommen wurde. Im Gegenteil, ich wurde dafür gelobt.“
Fotohinweise:
1. Schulunterricht 1978
2. Dr. Berta Maria Schrems (ehemalige Schülerin)
3. Zimmer im Internat
4. Diplomfeier Jahrgang 1978-1981
5. Praxisunterricht
6. Schulunterricht
7. Dipl. Sr. Maria Wachtler (ehemalige Direktorin)