Urologische Tumorchirurgie
Komplette Entfernung der Prostata (radikale Prostatektomie) inkl. Lymphadenektomie (ggf. potenzerhaltend)
Die komplette Entfernung der Prostata (Vorsteherdrüse) und der Samenblasen gilt als Standard-Behandlung des lokal begrenzten Prostatakarzinoms. Die radikale Prostatektomie ist eine Therapie mit kurativer (heilender) Absicht. Sie sollte deshalb vor allem bei Prostatakarzinomen eingesetzt werden, die sich sehr wahrscheinlich restlos entfernen lassen.
Um entscheiden zu können ob und wie radikal operiert werden muss (nervschonend/nichtnervschonend, ohne/mit Lymphknotenentfernung) sind der PSA-Wert, der Gleason-Score, sowie die Ergebnisse der Prostatabiopsie maßgebend. Eine Bildgebung wird in vielen Fällen vor der Operation durchgeführt um Metastasen auszuschließen.
In unserer Abteilung wird nach ausführlichen Gespräch mit dem Patienten zur operativen Entfernung der Prostata die moderne da Vinci Methode angewendet—> siehe Robotische Chirurgie.
Die Vorteile des da Vinci®-System auf einen Blick:
- schonendere Präparation des Harnröhren-Schließmuskels zur Verringerung des Inkontinenz-Risikos
- geringer Blutverlust
- bessere Sicht auf die Organränder bedeutet größere Sicherheit bei der Tumorkontrolle
- bessere Möglichkeiten zum Erhalt der Erektionsfähigkeit
- der während der Operation gesetzte Harnkatheter kann schneller entfernt werden
- minimal-invasives Vorgehen bedeutet ein besseres kosmetisches Ergebnis und niedrigeres Infektionsrisiko bei weniger Wundheilungsstörungen
- weniger Schmerzen
- schnellere Erholung
Nierentumorentfernung (Teilnephrektomie/Nephrektomie)
Nierentumore werden heute meist als Zufallsbefund im Rahmen einer Ultraschall- oder CT- Untersuchung entdeckt. Vor der chirurgischen Entfernung sollte mittels Bildgebung abgeklärt werden, ob Absiedlungen (Metastasen) vorliegen.
In den meisten Fällen können wir den Nierentumor unter Erhalt der Niere entfernen (Teilnephrektomie), was längerfristig eine günstige Auswirkung auf die Gesundheit hat (Bluthochdruck, Herzkranzgefäße, Nierenleistung usw.). Diese Operation wird minimal-invasiv mit Hilfe des da Vinci-Roboters durchgeführt->siehe Robotische Chirurgie.
Sollte eine komplette Entfernung der Niere erforderlich sein, wird dies bei uns auch mittels da Vinci Roboter durchgeführt. Grund zur Nephrektomie kann ein sehr großer Tumor sein, bzw. ein zentral sitzender Tumor, der ins Nierenbecken einwächst und versorgende Strukturen wie Nerven oder große Blutgefäße miterfasst. Ziel ist es hier, die gesamte Niere mitsamt dem umliegenden Fettgewebe und der vergrößerten Lymphknoten zu entfernen.
Die Vorteile der Roboteroperation sind im Gegensatz zum früher verwendeten offenen Verfahren einerseits eine wesentliche Schmerzreduktion postoperativ, da die Rumpfmuskulatur nicht durchtrennt werden muss und durch den kleineren Zugangsweg kleinere Narben entstehen. Andererseits besteht eine geringere Komplikationsrate, vor allem eine niedrigere Blutungsgefahr, obwohl während der Entfernung des Tumors die Blutzufuhr der Niere nicht unterbrochen werden muss.
Endoskopische Entfernung eines Blasentumors durch die Harnröhre (TUR-B)
Ein bösartiger Tumor der Harnblase entwickelt sich meist aus der Schleimhaut, die die Innenwand der Blase auskleidet. Blasentumore werden mittels Blasenspiegelung (Cystoskopie), Ultraschall oder CT-Untersuchung diagnostiziert. Über 75 Prozent der Blasentumore werden im frühen Stadium erkannt, wo sie oberflächlich wachsen und klar abgegrenzt sind. Solche Tumore können endoskopisch durch die Harnröhre mit einer feinen Elektroschlinge entfernt und anschließend histologisch (feingeweblich) untersucht werden.
Oft wird zur Sicherheit eine zweite Resektion durchgeführt um eine komplette Krebsentfernung wahrscheinlicher zu machen. Die Heilungschancen sind im frühen Stadium außerordentlich gut und liegen bei etwa 90%.
Photodynamische Diagnostik (PDD):
Bei schwer erkennbaren Blasentumoren kann der Eingriff zur besseren Darstellung des Tumors mit Hilfe eines Fluoreszenzfarbstoffes (Hexvix®) durchgeführt werden. Durch Ausleuchten der Blase mit ultravioletten Licht kann der Wirkstoff, der sich selektiv an Tumorzellen anreichert, zum Fluoreszieren gebracht werden. So ist eine genauere Diagnostik und exakte Bestimmung der Tumorgrenzen möglich.
Frühinstillationstherapie:
Um frühe Tumorrezidive zu vermeiden, kann direkt nach der Operation (meist noch im OP-Saal) eine Frühinstillationstherapie mit einem lokal wirksamen Chemotherapeutikum (Epirubicin) durchgeführt werden, das eventuell noch vorhandenen Zellen zerstört und als Immunmodulator wirkt.
Tumornachsorge:
Sehr wichtig ist beim Blasenkrebs die regelmäßige urologische Kontrolle beim niedergelassenen Urologen mit Blasenspiegelungen (Cystoskopien), da der Blasenkrebs zum häufigen Wiederauftreten (hohe Rezidivrate) neigt.
Komplette Entfernung der Blase bei fortgeschrittenem Blasentumor (Zystektomie)
Wenn es keine Möglichkeit gibt den Blasentumor endoskopisch vollständig zu entfernen (muskelinvasiver Tumor), wird die Entfernung der Harnblase samt den zugehörigen Lymphknoten notwendig. Beim Mann wird zusätzlich die Prostata und die Samenbläschen, bei der Frau die Gebärmutter, Teile der Scheide und wahlweise die Eierstöcke entfernt.
Diese Operation wird in unserem Haus minimal invasiv mit Hilfe des da Vinci-Roboters durchgeführt-> siehe Robotische Chirurgie.
Nach der Entfernung der Harnblase wird die Bildung eines Blasenersatzes notwendig, der den Patienten eine möglichst hohe Lebensqualität gewährleisten muss. Vor diesem großen Eingriff wird mit der/dem Patientin/en nach Abwägen der vielen Vor- und Nachteile gemeinsam beschlossen, welche Möglichkeit der Harnableitung individuell am sinnvollsten ist und welche Möglichkeit es für eine plastische-wiederherstellenden Operation gibt. Abhängig vom Tumorstadium und dem Gesundheitszustand der/des Patientin/en ist eine kontinente Ableitung mittels orthotoper Ileumersatzblase (Neoblase) oder eine kontinuierliche Urinableitung mittels Ileumconduit möglich.
Vor bzw. nach dieser Operation wird häufig eine Chemotherapie durchgeführt um die Heilungschancen zu verbessern. Dies wird zuerst in unserem Tumorboard besprochen.
Hodentumorentfernung (Orchiektomie)
Der Hodentumor ist einer der häufigsten bösartigen Tumore bei jungen Männern. Rechtzeitig entdeckt und behandelt ist fast immer eine Heilung möglich. Im Frühstadium verursachen Hodentumore normal keine Schmerzen. Auffällig ist meist die derbe, zunehmende, einseitige Hodenschwellung, die der Patient meist selbst tastet.
Die Diagnose wird mittels bildgebenen Verfahren (Ultraschall, CT, MRT) gestellt. Tumormarker, die im Blut nachgewiesen werden können, geben ebenso einen Hinweis auf einen Hodentumor. Vor einer operativen Entfernung des tumorbefallenen Hodens wird mit dem Patienten besprochen, ob eine Konservierung von Sperma (bei vorhandenen Kinderwunsch) stattfinden soll. Über einen kleinen Leistenschnitt wird der tumorbefallene Hoden zusammen mit dem Nebenhoden und dem Samenstrand vollständig entfernt. Auf Wunsch kann nach einer Orchiektomie eine Hodenprothese unter ästhetischen Gesichtspunkten eingesetzt werden.
Erst nach Erhalt des histologischen Befundes wird die individuell beste Therapie in unserem Tumorboard festgelegt. Bei frühzeitiger Erkennung ist oft eine aktive engmaschige Überwachungsstrategie in den ersten 2 Jahren ausreichend. Bei fortgeschrittenem Befund wird je nach Art des Hodentumors eine Chemotherapie oder Strahlentherapie angeschlossen. Sehr selten müssen auch die Lymphknoten im hinteren Bauchraum operativ entfernt werden.
Penisteilresektion/Penektomie bei Peniskarzinom
Peniskrebs kommt in Europa sehr selten vor. Er entsteht am häufigsten an der Vorhaut und an der Eichel, wobei als Risikofaktoren vor allem eine Vorhautverengung, Infektion mit Papillomaviren, chronische Reizung und mangelnde Hygiene eine wichtige Rolle spielen. Leider gehen Patienten oft auf Grund eines Schamempfinden sehr spät zum Arzt, meist erst, wenn die typischen knotigen Geschwülste schmerzen oder bluten bzw. ein hartnäckiger Ausfluss ihnen Probleme macht.
Bei der Operation möchte man den Penis so gut wie möglich erhalten um eine normale, sexuelle Funktion zu gewährleisten, was jedoch nur im Anfangsstadium möglich ist. Oberste Priorität hat immer die vollständige Entfernung des Tumors.
- Kleinere und oberflächliche Tumore an der Eichel oder Vorhaut können operativ oder mit Laser behandelt werden.
- Bei ausgedehnterem Befall muss der Penis teilamputiert werden, das Urinieren ist noch über den verbleibenden Penisstumpf möglich.
- Bei einer Penisamputation (bei sehr großen Tumoren) wird die Harnröhre freigelegt und zum Damm geführt, wo die Harnröhrenöffnung neu angelegt wird. Die Kontrolle über die Urinentleerung bleibt dabei voll erhalten.