Chirurg mit Erfindergeist: OP-fit dank Simulator-Training
Mit Hilfe seiner Innovation können Nachwuchschirurgen einzelne Schritte wieder und wieder üben, Routine entwickeln und möglichst realitätsnah chirurgische Handgriffe trainieren.
Authentische OP-Simulationen
Pinzette, Schere, ein Verödungsgerät, eine Lampe und eine kleine Kamera stecken an dünnen Stäben in der Bauchhöhle des/der PatientInnen. Bei der sogenannten laproskopischen Chirurgie oder Schlüssellochchirurgie bedient der/die OperateurIn von außen durch ein kleines Loch im Bauch die Geräte im Inneren des Körpers. Der/Die ChirurgIn hat also keine freie Sicht auf den zu operierenden Bereich, sondern steuert seine Instrumente über ein Bild auf einem Bildschirm. Der zentrale Vorteil dieser Methode sind sehr kleine Schnitte und somit eine deutlich kürzere Heilungsdauer.
Doch niemand wird als ChirurgIn geboren. ChirurgInnen brauchen Fingerspitzengefühl. Mit Simulatoren und Trainingsgeräten entwickeln junge ÄrztInnen ihre Fertigkeiten und können in Übung bleiben.
Erfindergeist: Ass. Dr. Daniel Schmid mit seinem OP-Simulator
Der angehende Chirurg Dr. Daniel Schmid vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan war auf der Suche nach einem Übungsgerät, um Fertigkeiten und Techniken in einem sichereren Rahmen zu erlernen und heikle Teilkomponenten von großen Eingriffen isoliert und gezielt zu trainieren. Nach einer intensiven Forschungszeit ist es dem Assistenzarzt gelungen ein innovatives Simulatortrainingsgerät für NachwuchschirurgInnen zu entwickeln. Nach rund drei Monaten Entwicklungsarbeit präsentierte der medizintechnisch-affine Jungmediziner den KollegInnen des Krankenhauses seine Innovation.
Das System basiert auf einem sogenannten „Raspberry-Computersystem“, einem Einplatinencomputer und Open Source Software. Das System ermöglicht den MedizinerInnen ein realitätsnahes Üben. Die Simulation kommt einem echten chirurgischen Eingriff dadurch sehr nahe.
Die Chirurgie betrachtet der 29-jährige Ebersteiner Dr. Schmid als spannendes Handwerk, Wissenschaft und Kunst wobei vieles über Routine und Erfahrung läuft. Der/Die ArztIn sieht bei der Simulation wie bei der Knopflochchirurgie durch eine Kamera auf das OP-Feld, führt die speziellen Instrumente über kleine Zugänge – ähnlich wie in einer virtuellen Welt. Während des Trainings wird ein Endoskop, das mit einer Mini-Videokamera mit WLAN ausgestattet ist, in den Simulator eingeführt, um das Verfahren zu visualisieren und Echtzeit-Feedback an die Chirurgen zu liefern. Dieses wird dann über den Bildschirm eines Tabletts, Laptops oder das Smartphone ausgespielt.
Wie bei einem richtigen Eingriff verfolgt der/ die ArztIn den Weg der chirurgischen Instrumente auf dem Bildschirm.
So lässt sich die Hand-Augen-Koordination, welche für diese Verfahren wichtig ist, schulen. Routinierte Videospieler legen laut einer Studie der kanadischen Universität mit 576 TeilnehmerInnen eine bessere Bewegungsökonomie an den Tag, werden schneller mit Aufgaben fertig und zeigen eine insgesamt bessere Leistung.
Anleitung vom Erfinder selbst, um OP-fit(ter) zu werden: Dr. Daniel Schmid schult seinen Kollegen Dr. Julian Edlinger
Sichere Handgriffe und Routine entwickeln
„Chirurgische Eingriffe sind nicht einfach und fordern dem/der OperateurIn eine hohe Präzision ab. Regelmäßiges Training mit dem Simulator erhöht die chirurgische Kompetenz bei komplexen Aufgaben und das ganz ohne Risiko“, beschreibt Dr. Daniel Schmid. Er absolviert gerade seine Ausbildung zum Facharzt für Chirurgie am St. Veiter Krankenhaus. Schmid ist bewusst: „Wenn ÄrztInnen die Technik schon vor dem ersten echten Eingriff sehr gut beherrschen, sinkt das Komplikationsrisiko noch weiter.“
Chirurgisches „Trockentraining"
Geübt wird mit handelsüblichen laparoskopischen Instrumenten, die Zugänge deren Komponenten im 3D-Drucker erzeugt wurden, sind auf die Maße der im OP verwendeten Trokare abgestimmt. Neben dem Bildschirm gibt das Gerät den übenden Personen sogar auch ein haptisches Feedback über die verwendeten Instrumente.
Die Zugänge und der Kameraport können untereinander getauscht und so die Übungsbedingungen und Aufgaben angepasst werden.
„Eine der wichtigsten Ressource in der chirurgischen Lehre ist die praktische Erfahrung, die junge ÄrztInnen im OP sammeln. Für ChirurgInnenen des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan steht mit der Erfindung von Dr. Schmid nun eine Trainingsplattform zur Verfügung, welche die Simulation von unterschiedlichen minimalinvasiven Operationen verbessert. Davon profitieren MitarbeiterInnen und PatientInnen gleichermaßen“, freut sich Chirurgie-Abteilungsvorstand und Ärztlicher Direktor Prim. Tschmelitsch, FACS über die medizintechnische Innovation des Nachwuchschirurgen.