Ordenskrankenhäuser zeigen Farbe im Kampf gegen Gewalt an Frauen
Um bewusst zu machen, dass häusliche Gewalt gegen Frauen auch heute ein nicht wegzuleugnendes Thema ist, erstrahlen der Kirchturm des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan und der Eingangsbereich des Elisabethinen-Krankenhauses Klagenfurt von 25. November bis 10. Dezember in Orange.
DGKP Petra Koch, Bereichsleiterin und Mitglied der Opferschutzgruppe in den Krankenhäusern
Opferschutzgruppe für betroffene Frauen und Mädchen
Die wichtige Initiative „Orange the world“ wird von den Hausleitungen der Krankenhäuser aus Überzeugung tatkräftig unterstützt. Die Beteiligung der Krankenhäuser an der Initiative soll auch daran erinnern, dass die eingerichteten Opferschutzgruppen wichtige Partner in der Früherkennung und Bekämpfung von Gewalt gegen PatientInnen sind.
Stoppt die Gewalt an Frauen: HFK Rosi Tschertou-Ogris-Martic, DGKP Alina Schottak BScN, MSc, Pflegedirektorin DGKP Silvia Lueger, MSc. setzen sich im Elisabethinen-Krankenhaus für die "Orange the world"-Initiative ein
ÄrztInnen und Pflegekräfte sind häufig die Einzigen, die Auswirkungen häuslicher Gewalt in Form von Verletzungen wahrnehmen können. „Im Verlauf der Gewaltspirale nehmen diese MitarbeiterInnen eine Schlüsselrolle ein“, schildert DGKP Petra Koch, Bereichsleiterin an der Interdisziplinären Ambulanz und Mitglied der gemeinsamen Opferschutzgruppe der kooperierenden Krankenhäuser Barmherzige Brüder St. Veit/Glan und Elisabethinen Klagenfurt.
Das ganze Jahr über widmet sich die Opferschutzgruppe Opfern von Gewalt, die Schutz und Unterstützung im Krankenhauskontext suchen. Gewalt kann dabei viele Gesichter annehmen – sei es sexualisierte Gewalt in Form sexueller Belästigung bis hin zu Vergewaltigung oder psychischer Gewalt, die sich in Drohungen, Beschimpfungen oder Entwertungen im häuslichen und familiären Umfeld zeigt. Auch körperliche Gewalt als Schläge, Misshandlungen und Folter oder Gewalt gegen pflegebedürftige Personen, die sich auf unterschiedlichen Ebenen zeigen kann, gilt es frühzeitig zu erkennen und rasch darauf zu reagieren.
Gerade während der Covid-Krise zeigt sich, dass häusliche Quarantäne kombiniert mit Existenzängsten und psychischen Problemen ein höheres Gewaltrisiko in Beziehungen birgt.
Bei Gewalt richtig handeln
Oft ist es für Pflegekräfte und ÄrztInnen nicht auf den ersten Blick erkennbar, ob eine Verletzung oder Beschwerde die Folge von Gewalt ist oder nicht.
Gut geschultes und sensibilisiertes Gesundheitspersonal trägt wesentlich dazu bei, dass Frauen, die häusliche oder sexualisierte Gewalt erlebt haben, das Krankenhaus als einen Ort sehen, an dem man ihnen mit Respekt und Einfühlungsvermögen begegnet. „Einen Gewaltverdacht anzusprechen erfordert einen sensiblen Umgang mit den Betroffenen. Durch Sensibilisierung, bewusstes Hinschauen, wachsam sein und Zivilcourage unserer MitarbeiterInnen gelingt dies gut“, ergänzt DGKP Petra Koch.
Aufklärungsarbeit betreiben – Information im Krankenhaus
Die Opferschutzgruppe des Krankenhauses St. Veit und des Elisabethinen-Krankenhauses Klagenfurt lenken rund um die 16 Tage mit knallorangen Plakaten, Buttons, Foldern, Flyern und Videos die Aufmerksamkeit auf dieses wichtige Thema.
Darüber hinaus wird diverses Infomaterial unter anderem des Gewaltschutzzentrums Kärnten auf den Ambulanzen und Damen-Toiletten aufgelegt.
Beleuchteter Kirchturm im Krankenhaus der BB St. Veit/Glan
Zu den Fakten "Orange the World"
16 Tage gegen Gewalt an Frauen
Wie wichtig die Bewusstseinsbildung der Bevölkerung zu diesem Thema auch in Österreich 2021 immer noch ist, zeigen die Statistiken: 20 Prozent aller österreichischen Frauen ab 15 Jahren waren bereits von körperlicher und/oder sexueller Gewalt betroffen. 35 Prozent aller Frauen in Österreich wurden bereits sexuell belästigt. Viele Frauen sehen jedoch noch immer von Anzeigen ab. Der Handlungsbedarf ist weiterhin riesig, weshalb sich ORANGE THE WORLD auf Bewusstmachen, Vorbeugen und Reagieren fokussiert.
Die Aktion „Orange the world“ wurde 2015 von der UN Women NY initiiert und läuft alljährlich während der „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“, die am 25. November, dem „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ beginnt und am 10. Dezember, dem „Internationalen Tag der Menschenrechte“, endet. In dieser Zeit werden weltweit Gebäude und Monumente orange beleuchtet. In Österreich wurde die Aktion erstmals 2017 durchgeführt. Als Kooperationspartner konnten Soroptimist Österreich, das Ban Ki-Moon Centre Wien und HeForShe Graz gewonnen werden, als Schirmherrin die Schauspielerin Ursula Strauss.
Hilfe bei Gewalt
Frauen-Helpline (rund um die Uhr, kostenlos, anonym, mehrsprachig):
Telefon: 0800/222 555
Internet: www.frauenhelpline.at
Infos unter www.orangetheworld.at