Doppelter Erfolg für Krebszentrum
SpezialistInnen der Krebsmedizin vereint
In Österreich erkranken jährlich fast 4.500 Menschen (rund 350 in Kärnten) an Darmkrebs und bei 1.829 Menschen (162 in Kärnten) wird Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert. (Zahlen von 2019 Lt. Statistik Austria)
Die Therapie dieser Tumoren ist keine alltägliche Aufgabe. Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert deshalb nach strengen Qualitätskriterien Zentren mit hohen Fallzahlen, deren Behandlungsteams über viel Erfahrung verfügen.
Als eines von zwei zertifizierten Zentren in Österreich ist das Viszeralonkologische Zentrum am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan kürzlich von der Deutschen Krebsgesellschaft für Behandlungen von Tumorerkrankungen des Darms und des Pankreas (Bauchspeicheldrüse) re-zertifiziert worden.
Nach erfolgreicher Erstzertifizierung des Darmkrebszentrums im Jahr 2013 erweiterte man das Zentrum im Rahmen der Re-Zertifizierung 2017 um das Modul Pankreas. Somit ist man seit 2017 ein anerkanntes Viszeralonkologisches Zentrum und garantiert damit PatientInnen eine umfassende, fächerübergreifende und qualitätsvolle Behandlung und Therapie auf dem neuesten Stand der Wissenschaft.
Auch wenn es unter den Masken kaum für andere sichtbar ist, liegt bei den Teams aus Chirurgie, Onkologie, Anästhesie und Intensivmedizin, Endoskopie, Radiologie, Pflege, Pathologie im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan ein breites Lächeln darunter. Denn gemeinsam haben sie gerade nicht nur ein, sondern gleich mehrere Zertifikate von der Deutschen Krebsgesellschaft für ihre gute Arbeit erhalten: Einmal für die Behandlung des Darmkrebses, dann für die Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs und zum dritten als gesamtes „Viszeralonkologisches Zentrum“
Das interdisziplinäre Team des Viszeralonkologischen Zentrumsv.l.n.r.: Kontinenz-/Stomaberaterin DKGP Anni Brettner, Zentrumskoordinator und Chirurg OA Dr. Dominik Weihs, Gastroenterologe und Internist EOA Dr. Hans Peter Gröchenig, Abteilungsvorstand Innere Medizin Prim. Dr. Franz Siebert, Ärztlicher Direktor und Chirurg Prim. Univ.-Prof. Dr. Jörg Tschmelitsch, FACS, Vorstand der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin Prim. Priv.-Doz. Dr. Michael Zink, D.E.A.A., stv. Zentrumskoordinatorin Fachärztin Dr. Kristina Wrodnigg, Vorstand des Instituts für Radiologie Prim. Dr. Heinz Lackner, MSc, Stv. Pflegedienstleitung DGKP Isabella Gitschthaler, MScN, BScN, Leitender Onkologe und Internist OA Dr. Harald Weiß, Pathologe MU Klinik Graz Dr. Martin Asslaber
Enge Zusammenarbeit und individueller Therapieplan
„Der große Vorteil einer Behandlung in einem von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Zentrum liegt darin, dass alle Diagnose- und Therapiemöglichkeiten vorgehalten werden und die Patienten von einem ExpertInnenteam unterschiedlicher Fachabteilungen des Krankenhauses, niedergelassener ÄrztInnen und weiterer KooperationspartnerInnen nach strengen Qualitätskriterien betreut werden“, schildert Zentrumskoordinator und Chirurg OA Dr. Dominik Weihs. Dieses multidisziplinäre ExpertInnenteam stammt aus verschiedenen Fachgebieten (z. B. Gastroenterologie, Chirurgie, Anästhesie, Radiologie, Pathologie, Onkologie, Strahlentherapie) und weist ein langjähriges Fachwissen in der Behandlung von Darm- und Pankreaskrebs aus. Nach Abschluss aller Untersuchungen werden die erhobenen Befunde in der Tumorkonferenz (Tumorboard) des Krankenhauses evaluiert und für die PatientInnen ein dem Stadium des Tumors gerechter, individueller Behandlungsvorschlag festgestellt und der zu erwartende Behandlungserfolg besprochen.
Internationale Studienbeteiligung des Krankenhauses: Forschen gegen den Krebs
Für die nächsten Jahre haben sich ÄrztInnen in St. Veit/Glan unter anderem vorgenommen, noch mehr PatientInnen die Möglichkeit zu bieten, an klinischen Studien teilzunehmen und so vom wissenschaftlichen Fortschritt abseits von bereits etablierten Standardtherapien zusätzlich zu profitieren.
Erst vor wenigen Tagen erhielt das Viszeralonkologische Zentrum des Krankenhauses positive Rückmeldung für die Teilnahme an einer großen, internationalen Darmkrebsforschungs-Studie. Die sogenannte „CIRCULATE Studie“ wird länderübergreifend an ausgewählten spezialisierten Darmkrebszentren durchgeführt und untersucht die adjuvante Chemotherapie bei PatientInnen mit Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) im Stadium II. Der Begriff „adjuvante Therapie“ steht dabei für ergänzende oder unterstützende Behandlungsmaßnahme in der Krebstherapie. Eine adjuvante Chemotherapie wird nach der Haupttherapie durchgeführt, etwa nach der operativen Tumorentfernung Krebszellen im Blut aufspüren Konkret geht es bei der „CIRCULATE-Studie“ darum, zu erforschen, welches Rest-Risiko bei DarmkrebspatientInnen besteht, erneut an Darmkrebs zu erkranken – eine simple Blutprobe soll dabei den wesentlichen Aufschluss geben. Studien-Initiator ist der leitende Onkologe des St. Veiter Krankenhauses OA Dr. Harald Weiß. Er erklärt: „DarmkrebspatientInnen wird vier bis acht Wochen nach der Operation eine Blutprobe genommen. Mit neuen, hoch sensitiven Techniken können im Blutplasma DNABestandteile, sogenannte zirkulierende Tumor-DNA (ctDNA) nachgewiesen werden. „Wird im Blut noch positiv, zirkulierende Tumor-DNA nachgewiesen, erhält der/die Betroffene zusätzlich zur OP eine adjuvante Chemotherapie“, so Weiß von der Abteilung für Innere Medizin.
Diese unterstützende Chemotherapie hat das Ziel, Metastasen zu bekämpfen, um ein Wiederauftreten des Krebses, ein Rezidiv, zu verhindern. „Wir wissen, dass es bei ctDNApositiven-PatientInnen in den ersten beiden Jahren nach der Erkrankung sehr häufig zu einem Wiederauftreten des Darmkrebses kommt – und dies lässt sich mit der „adjuvanten“ Chemotherapie zum Teil verhindern.“
Das qualifizierte Studienteam rund um den Onkologen OA Dr. Harald Weiß und dem Chirurgen OA Dr. Dominik Weihs prüft für jeden TumorpatientIn mit einem operierten Kolonkarzinom Stadium II, ob die Teilnahme an der Damkrebsforschungsstudie geeignet ist. Generell, so OA Dr. Dominik Weihs „profitieren die PatientInnen von der Behandlung in klinischen und vor allem internationalen Studien angesichts der strengen Überwachung der Therapie sowie aufgrund von neuen, vielversprechenden Behandlungsalternativen“.
Krebsforschungen: Chirurg OA Dr. Dominik Weihs, Gastroenterologe EOA Dr. Hans Peter Gröchenig und Onkologe OA Dr. Harald Weiß
Neue endoskopische Technik
Doch nicht nur die Teilnahme an der renommierten Studie verbucht das Krankenhaus St. Veit als Erfolg. Auch im Bereich der Endoskopie kommen neue Techniken wie z. B. die endoskopische Vollwandresektion zum Einsatz, die es schafft, eine Brücke zwischen der konventionellen Endoskopie und der Chirurgie des Magen-Darm-Traktes zu schlagen.
„In rund 90 % der Fälle entsteht Darmkrebs aus einem kleinen Polypen der zu einem bösartigen Tumor heranwachsen kann“, schildert Internist und Gastroenterologe EOA Dr. Hans Peter Gröchenig. Der designierte Vorstand der Abteilung für Innere Medizin hat das Verfahren am Ordenskrankenhaus etabliert und bereits mehrere PatientInnen im Rahmen einer Darmspiegelung (Koloskopie) erfolgreich behandelt. Durch die endoskopische Vollwandresektion können komplizierte Polypen und Krebserkrankungen im frühen Stadium des Magen-Darm-Trakts bereits frühzeitig und schonend entfernt werden. Das erspart den PatientInnen eine große Operation.
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