Feueralarm: Ernstfall auf der Intensivstation geprobt
Um für den Ernstfall gut gerüstet zu sein, wurde am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan die bisher größte Evakuierungsübung in der Geschichte des Krankenhauses durchgeführt. Übungsort war ein besonders sensibler Bereich des Krankenhauses – die neue Intensivstation. Hier werden Menschen mit akut lebensbedrohlichen Erkrankungen oder nach Operationen versorgt. Dort fanden die Einsatzkräfte auch dafür optimale Bedingungen vor, denn die neu gebaute Intensivstation ist fast fertig und geht im Frühjahr in Betrieb.
Montag, kurz vor 17 Uhr:
Den 20 StatistInnen des Krankenhauses, darunter ÄrztInnen, Pflegekräfte, Verwaltungs- und technische MitarbeiterInnen kann man die Angespanntheit förmlich ansehen. Die Rollen der StatistInnen wurden mittels Losziehung klar verteilt. Um Punkt 17 Uhr wird ein nachgestellter Brand zu einer künstlich herbeigerufenen Ausnahmesituation am Krankenhaus führen. Funktionieren die verschriftlichten Einsatz-und Notfallpläne auch in der Realität? Zeigen die regelmäßigen Schulungen und Übungen eine Wirkung? Wo liegen die Mankos und wer behält den kühlen Kopf trotz Krisensituation? Diese Frage stellen sich an diesem Tag die gesamte Mannschaft und primär die MitarbeiterInnen der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin.
Das wirklichkeitsgetreue Übungsszenario
Das Schreckensszenario am Tag der Übung: Simuliert wird ein Brand durch einen technischen Defekt des Medikamentenverneblers im Intensivbereich, mit starker Rauchentwicklung im zweiten Obergeschoss des Krankenhauses. Nach der Entdeckung der starken Rauchentwicklung löst eine Mitarbeiterin der Intensivstation die Alarmierungskette durch einen Brandmeldeknopf im Flurbereich aus. Anhand der Brandschutzordnung wird sofort die Landesalarmwarnzentrale und Feuerwehr St. Veit/Glan sowie die weiteren umliegenden Feuerwehren alarmiert.
Die Erstchefin der Abteilung OÄ Dr. Sarah Vogl ordnet die Evakuierung der Intensivstation an. Doch als die 40-köpfige Mannschaft der drei Freiwilligen Feuerwehren St. Veit, Hörzendorf-Projern und St. Donat nur acht Minuten nach dem Alarm vor Ort eintreffen, hat sich die Lage bereits verschärft. Was einfach klingt, ist in der Realität eine heikle Angelegenheit. Die Evakuierung eines so sensiblen Bereichs wie der Intensivstation ist eine besondere Herausforderung. Wenn es brennt, zählt jede Sekunde, um PatientInnen und MitarbeiterInnen vor Feuer und Rauch in Sicherheit zu bringen. Gerade im Intensivbereich müssen neben den mobilen Patienten aber auch an Geräte angeschlossene, zum Teil im künstlichen Tiefschlaf befindliche Personen gerettet werden. Im Übungsfall sind zwei intubierte Patientinnen sowie mehrere mobile PatientInnen und BesucherInnen vom Rauch eingeschlossen und müssen evakuiert werden.
Horror-Szenario: Null-Sicht
Nebelmaschinen sorgen für eine möglichst realistische Ausbreitung von Rauch in den Fluren. Innerhalb von wenigen Minuten ist es unmöglich, sich in den verrauchten Bereichen zu
orientieren. Nur unter schwerem Atemschutz gelingt es den Trupps die PatientInnen ausfindig zu machen. Nach Beurteilung der Lage treffen die Feuerwehren mit ihrem Zugskommandanten schließlich die Evakuierungsentscheidung.
Evakuierung unter widrigen Umständen
Die Zuständigkeiten und Abläufe für einen solchen Evakuierungsfall sind durch umfassende Alarm- und Einsatzpläne geregelt. Die mobilen PatientInnen und BesucherInnen werden ruhig evakuiert. Unter Anleitung der Erstchefin und des Abteilungsvorstandes werden diese aus dem verrauchten Brandabschnitt gebracht.
Bei den intubierten IntensivpatientInnen wird es schwieriger. Bei Erstchefin OÄ Dr. Sarah Vogel und Abteilungsvorstand Prim. Priv.-Doz. Dr. Michael Zink, D.E.A.A. sitzt im Einsatz jeder Handgriff. Mittlerweile ist die Rauchentwicklung auf der Intensivstation derart stark, dass man nicht mal mehr die eigenen Hände vor den Augen sehen kann. Ausgestattet mit einer Erkundungsatemschutzmaske schließt Prim. Dr. Zink die angeschlossenen Überwachungsmonitore, Infusionen oder auch die Beatmungsmaschine ab und bereitet die intubierte Patientin auf die händische Evakuierung vor. Das Abtrennen von den lebenserhaltenden medizinischen Geräten ist einerseits im Ernstfall sehr zeitaufwendig, andererseits bedeutet eine Evakuierung für den lebensbedrohlich erkrankten oder verletzten Menschen enormen Stress. Die Erkundungshaube dient als Atemschutzmaske. Sie verfügt über einen integrierten Filter, der das Einatmen von Rauch vermeiden soll. Es herrscht konzentriertes Schweigen, außer den kurzen aber deutlichen Anweisungen des Einsatzleiters wird nicht viel gesprochen.
Evakuierung über das Stiegenhaus
Die größte Hürde bei einer Evakuierung sind Stiegenhäuser und fehlende Aufzüge, dennoch gelingt es dem Krankenhaus-MitarbeiterInnen und den Feuerwehren die PatientInnen auf den von der Feuerwehr eingerichteten Sammelplatz im Patientengarten außerhalb des Krankenhauses zu verlegen. Keine 27 Minuten nach Auslösen des Alarms sind alle PatientInnen wohlbehalten im nächsten Brandabschnitt und damit in Sicherheit. 35 Minuten nach dem Brandalarm heißt es „Brand aus.“ Obwohl es sich dieses Mal nur um einen Probealarm gehandelt hat, sind alle Beteiligten erleichtert, dass die Übung so erfolgreich durchgeführt werden konnte.
Richtig handeln im Akutfall
Die Brand-Notfall-Übung war für Abteilungsvorsand Prim. Dr. Michael Zink, D.E.A.A. ein wichtiger Schritt, um eventuelle Mängel im Bereich der Zusammenarbeit zwischen den Kräften des Krankenhauses und den Einsatzkräften sowie der Alarmierungskette zu erkennen. „Schulungen sowie regelmäßige Übungen sind für eine optimale Bewältigung eines Akutfalls unerlässlich“, so Prim. Dr. Michael Zink, D.E.A.A. über die Notwendigkeit des Trainings.
Fehler in der Übung sind wichtig
Gerade bei solchen Evakuierungsübungen geht es nicht darum, alles richtig zu machen – ganz im Gegenteil. „Fehler helfen uns zu erkennen, wo Schwachstellen bestehen und wo wir noch nachbessern müssen“, waren sich auch der Stv. Technische Leiter des Krankenhauses Markus Kienberger und die Einsatzkräfte einig. „Wir sind mit dem Verlauf der Übung sehr zufrieden. Die Evakuierung ist sehr ruhig und sehr koordiniert abgelaufen“, resümiert OBM Wolfgang Hinteregger, Zugskommandant der Feuerwehr St. Veit bei der anschließenden Nachbesprechung. „Solche Übungen sind extrem wichtig, um Schwachstellen zu erkennen und die Zusammenarbeit von Pflegekräften, ÄrztInnen, den zuständigen Stabsstellen und der Feuerwehr im Notfall immer weiter zu optimieren“, erklären auch die Krankenhaus-Direktoren Gesamtleiter Mag. Michael Steiner, MAS und der Kaufmännische Direktor Mag. Manfred Kraßnitzer. Die gewonnen Erkenntnisse werden jetzt in die Weiterentwicklung der Katastrophenschutz-Pläne einfließen.