Brustzentrum Kärnten erneut zertifiziert
Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Jede achte bis zehnte Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens in Österreich an Brustkrebs, wobei allein in Kärnten rund 400 Frauen im Jahr an Brustkrebs erkranken.
Das zertifizierte Brustzentrum Kärnten am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan ist in besonderem Maße auf die Erkennung und Behandlung von Brustkrebs spezialisiert.
Die Diagnose Brustkrebs ist für viele Frauen ein Schock. Umso wichtiger ist es dann, individuelle, passgenaue und fachlich herausragende Zentren in Wohnortnähe vorzufinden. „Unser Ziel ist es, in Kärnten und darüber hinaus, die bestmögliche Brustkrebsversorgung zu bieten“, betont der Direktor des Brustzentrums und Ärztlicher Leiter Prim. Univ.-Prof. Dr. Jörg Tschmelitsch, FACS. „Aus diesem Grund ist für uns die Bewertung unserer Arbeit durch eine externe Zertifizierungsstelle wie DOC Zert wichtiges Qualitätsmerkmal.“
Brustkrebs-Experte OA Dr. Gregor Huber, MAS ergänzt: „Die Zertifizierung trägt auch dazu bei, dass über das Thema gesprochen wird und dass die Früherkennung besser funktioniert.“
Überzeugte Netzwerker
Der Aufwand zur Erreichung der Re-Zertifizierung hat sich allerdings nicht nur wegen der Außenwirkung gelohnt. Durch die Arbeit an den Prozessen ist das Team des Brustzentrums Kärnten nochmals näher mit den PartnerInnen im Netzwerk zusammengerückt. Zum Netzwerk gehören ExpertInnen aus den Bereichen Chirurgie, Radiologie, Radio-Onkologie, Innere Medizin, Pathologie, Labor, Anästhesiologie, „Breast Care Nurses“, dem psychologischen Dienst, der Physiotherapie, dem Sozialdienst und der Seelsorge. Dieser interdisziplinäre Behandlungsansatz und die Bündelung von Fachwissen mehrerer Disziplinen, sind zentrale Elemente des mehrfach zertifizierten Zentrums.
Einen nennenswerten Mehrwert die die PatientInnen stellen die so genannte „Breast Care Nurses“ im Team dar, sie begleiten die PatientInnen als wichtige Ansprechpartnerinnen durch die Therapie und unterstützen bei medizinischen oder organisatorischen Fragestellungen.
Alle an einem Tisch
Bei der kürzlichen Bewertung durch die FachexpertInnen fanden nicht nur die Diagnosestellung und die Behandlung nach Leitlinien Anerkennung, sondern vor allem auch die Tumorkonferenz. In der Tumorkonferenz wird jeder Erkrankungsverlauf mit allen beteiligten SpezialistInnen individuell besprochen. „Wir diskutieren intensiv geeignete Therapiemöglichkeiten und entscheiden anschließend in Absprache mit der/dem PatientIn die individuelle Behandlung“, berichten die Chirurgen Prim. Univ.-Prof. Dr. Tschmelitsch, FACS und OA Dr. Gregor Huber, MAS.
Versorgung an einem Ort
Jeden Dienstag von 8 bis 17 Uhr öffnet die „Mamma-Ambulanz" ihre Türen. Hier findet der erste Kontakt mit den PatientInnen statt, die entweder von der niedergelassenen Ärzteschaft zugewiesen werden oder selbst mit dem Zentrum Kontakt aufnehmen. „Bei jedem Erstgespräch ist ein/e RadiologIn und ein ChirurgIn anwesend, das ist einzigartig“, betont Fachärztin Dr. Barbara Kohlweg, Leiterin des Brustzentrums St Veit. Von der gesicherten Diagnose bis – wenn nötig – zur Operation und gegebenenfalls Chemo- oder Antikörpertherapie bis hin zur Nachsorge stehen den Patientinnen immer dieselben ÄrztInnen zur Seite. Somit können sämtliche Schritte in der Behandlung von Brustkrebs am selben Standort angeboten werden. Eine Strahlentherapie erfolgt in Klagenfurt. Zunächst geht es im immer erst um eine rasche Abklärung unklarer Befunde, um die oft quälende Ungewissheit der Patientin zu beenden. Dafür stehen modernste Diagnoseverfahren zur Verfügung: Vom Ultraschall über Mammographie bis zum MRT mit einem Gerät der Spitzenmedizin.
Mehr als 1.700 PatientInnen wurden seit der Gründung des Brustzentrums behandelt, somit steht eine außerordentliche Expertise zur Verfügung.
Tendez steigend wie Brustkrebsexpertin FA Dr Kohlweg berichtet: „Wir nehmen eine Zunahme bei den Brustfällen wahr. Das ist der Pandemie geschuldet. Mittlerweile kommen die Frauen wieder vermehrt zur Vorsorge, in der Folge werden auch mehr Tumore erkannt. Einige Tumore konnten wachsen und sich ausbreiten.“
Fachärztin Dr. Barbara Kohlweg, Leiterin des Brustzentrums Kärnten
Das spricht für eine engmaschige Vorsorge: Frauen zwischen 45 und 69 erhalten zudem im Rahmen des Brustkrebs-Früherkennungsprogramms (BKFP) alle zwei Jahre ein Erinnerungsschreiben. Seitens der Radiologie wird im Brustzentrum Kärnten von der ersten Abklärung, von der Mammographie bis hin zur Biopsie, alles abgedeckt. Ist eine Operation notwendig, bietet das Brustzentrum Kärnten alle Techniken der onkoplastischen Chirurgie an. Hormon- oder Immuntherapien ersetzen in zahlreichen Fällen die Chemotherapie, und wenn eine solche nötig wird, wird diese gezielter und damit schonender angewandt als früher.
Breast Care Nurses als wichtige Stütze
Die räumliche Nähe aller Mitarbeitenden des Brustzentrums Kärnten zueinander ermöglicht eine noch bessere, am/an der PatientIn orientierte Versorgung in medizinischer, sozialer und seelischer Hinsicht. „Die braucht man, wenn Brustkrebs das Leben der Betroffenen von heute auf morgen auf den Kopf stellt“, weiß die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin sowie Bereichsleiterin DGKP Petra Koch von der Mamma-Ambulanz am Krankenhaus St. Veit.
Ein zentraler und wichtiger Ansprechpartner sind hier die Breast Care Nurses – kurz BCN`s. Das sind speziell ausgebildete Pflegeexpertinnen, welche die PatientInnen von der Diagnosestellung bis zur Nachsorge begleiten. Das Brustzentrumspflegeteam besteht aus mehreren Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerinnen, welche im ambulanten und auch im stationären Pflegeteam mitwirken. DGKP Petra Koch beschreibt: „Hier geht es insbesondere um die Unterstützung unserer PatientInnen im Umgang mit dem veränderten Körperbild um sie hierbei psychisch und mental zu begleiten und ihnen zur Seite zu stehen. Auch die adäquate Prothesen- und BH-Versorgung steht im Fokus der Pflegeexpertinnen“. Wichtig, so Koch, ist auch die Versorgung mit den „Herzkissen“, um die Schmerzen und Spannungen nach einem chirurgischen Eingriff zu minimieren. Diese werden ehrenamtlich von der Patchworkgruppe Friesach genäht und den Patientinnen des Brustzentrums Kärnten kostenlos zur Verfügung gestellt.
Die Breast Care Nurses sind eine wichtige Stütze im gesamten Behandlungsverlauf
Dr. Google als ÄrztIn
Die ÄrztInnen des Brustzentrums warnen davor, bei Symptomen zuerst das Internet bzw. Dr. Google zu durchsuchen. Das führe immer wieder zu Fehldiagnosen und Krankheitsängsten.
„Wir haben immer wieder PatientInnen, die zu uns kommen, weil sie etwas gegoogelt haben und nun denken, sie haben Krebs“,
Dr. Kohlweg: „Es ist nützlich, Informationen zu sammeln. Es veranlasst vermehrt Menschen dazu, sich aktiv an der Behandlung der Krankheit oder der eines nahestehenden Menschen zu beteiligen. Die „Risiken“, sind allerdings vielfach. Im Netz kursieren viele ungenaue, irreführende oder veraltetete Informationen, welche entmutigend sein können.“
Dr. Google kann aus Sicht von FA Dr. Barbara Kohlweg den persönlichen Besuch beim niedergelassenen ÄrztIn oder in einem Zentrum wie dem Brustzentrum Kärnten nicht ersetzen.
Überzeugte Netzwerker: Das interdisziplinäre Team des Brustzentrums Kärnten freut sich über die erneute Qualitätsauszeichnung