Brustkrebsmonat Oktober Was ist, wenn was ist?
Der „Brustkrebsmonat" Oktober soll daran erinnern, wie wichtig Vorsorgeuntersuchungen sind, denn die Vorsorge ist das Entscheidende. Und dazu zählt nicht nur das Screening im höheren Alter, sondern auch die jährliche Kontrolle beim Frauenarzt, aber auch das Wahrnehmen von Veränderungen des eigenen Körpers.
Das zertifizierte Brustzentrum Kärnten am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit an der Glan ist in besonderem Maße auf die Erkennung und Behandlung von Brustkrebs spezialisiert. Die räumliche Nähe aller Mitarbeitenden des Brustzentrums Kärnten zueinander ermöglicht eine noch bessere, an der Patientin orientierte Versorgung in medizinischer, sozialer und seelischer Hinsicht.
ExpertInnen Runder Tisch:
- Fachärztin Dr. Barbara Kohlweg, Stv. Leiterin des Brustzentrums Kärnten
- Dr. Gregor Huber, MAS, Brustzentrum Kärnten und niedergelassener Chirurg in St. Veit/Glan
- EOA Dr. Harald Weiß, Leiter der Tagesonkologie und Erster Oberarzt an der Abteilung für Innere Medizin
- Breast Care Nurse DGKP Kathrin Vratanar
Leiter des Brustzentrums Kärnten ist ÄD Prim. Univ.-Prof. Dr. Jörg Tschmelitsch, FACS
Oben links: Dr. Gregor Huber, MAS, BCN DGKP Kathrin Vratanar (oben rechts), FÄ Dr. Barbara Kohlweg (unten links) und EOA Dr. Harald Weiß (unten rechts)
INTERVIEW
Brustkrebs ist eine der häufigsten Krebsarten bei Frauen. Welche Fortschritte wurden in den letzten Jahren in der Diagnostik gemacht?
Chirurgin FÄ Dr. Barbara Kohlweg: Brustkrebs ist in der Tat eine der am häufigsten diagnostizierten Krebserkrankungen bei Frauen, und es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir kontinuierlich in Therapie und Diagnostik Fortschritte erzielen.
In der Diagnostik haben wir in den letzten Jahren vor allem in der Bildgebung Fortschritte erlebt. Die digitale Mammographie, die Tomosynthese und die Magnetresonanztomographie (MRT) haben sich enorm weiterentwickelt und ermöglichen uns heute, kleinste Veränderungen in der Brust frühzeitig zu erkennen. Das erhöht die Chancen einer erfolgreichen Behandlung erheblich.
Und wie sehen die Fortschritte in der Therapie aus?
EOA Dr. Harald Weiß, Onkologe: Was die Therapie betrifft, so stehen uns mittlerweile individualisierte Therapieansätze zur Verfügung, die sich am genetischen Profil des Tumors und am individuellen Risikoprofil der Patientin orientieren. Neuartige Medikamente, insbesondere sogenannte 'zielgerichtete Therapien', ermöglichen es uns, den Tumor präziser und mit weniger Nebenwirkungen zu behandeln. Zudem haben Fortschritte in der Strahlentherapie dazu geführt, dass wir gezielter und schonender bestrahlen können, was das Wohlbefinden der Patientinnen erheblich verbessert.
Wie stellt das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder sicher, dass Patienten den bestmöglichen Zugang zu den neuesten Therapien und Ansätzen haben?
EOA Dr. Harald Weiß, Onkologe: Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder verfolgt einen multiprofessionellen Ansatz. Wir arbeiten eng mit nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen und Netzwerken zusammen, um sicherzustellen, dass wir stets auf dem neuesten Stand der Medizin sind. Unsere Teams besuchen regelmäßig Fachkonferenzen und nehmen an Fortbildungen teil, um die neuesten Erkenntnisse in der Krebstherapie zu kennen und in die Praxis umzusetzen. Zudem sind wir in klinische Studien eingebunden, was unseren Patienten oft den Zugang zu neuen Behandlungsmethoden ermöglicht, bevor sie allgemein verfügbar sind.
Welche Rolle spielen Genetik und Vorsorgeuntersuchungen bei der Früherkennung von Brustkrebs?
EOA Dr. Harald Weiß, Onkologe: Genetik und Vorsorgeuntersuchungen sind zwei wesentliche Säulen bei der Früherkennung von Brustkrebs. Lassen Sie mich beide Aspekte näher erläutern:
Es ist wichtig zu betonen, dass nicht jeder Brustkrebs genetisch bedingt ist. In der Tat sind nur etwa 5-10% der Brustkrebserkrankungen auf diese hochpenetranten Gene zurückzuführen. Dennoch, bei Familien, in denen mehrere Fälle von Brust- oder Eierstockkrebs auftreten, kann eine genetische Beratung und gegebenenfalls ein Gentest sinnvoll sein.
Zusätzlich können ergänzende Bildgebungsverfahren wie Ultraschall oder Magnetresonanztomographie (MRT) in Betracht gezogen werden, insbesondere bei Frauen mit dichtem Brustgewebe oder einem sehr hohen Risikoprofil.
Insgesamt spielen sowohl Genetik als auch Vorsorgeuntersuchungen eine zentrale Rolle bei der Früherkennung von Brustkrebs. Sie ermöglichen es uns, Krebs in einem frühen, oft besser behandelbaren Stadium zu entdecken und bieten den Betroffenen mehr Optionen und eine bessere Prognose. Das Hauptziel ist, das Leben der Frauen zu schützen und die Auswirkungen der Erkrankung zu minimieren.
Welche Methoden des Brustaufbaus stehen Patientinnen nach einer Mastektomie zur Verfügung?
Chirurg Dr. Gregor Huber, MAS: Nach einer Mastektomie stehen Patientinnen verschiedene Methoden des Brustaufbaus zur Verfügung, um die Form und das Erscheinungsbild der Brust wiederherzustellen. Die Auswahl der Methode hängt von den individuellen Wünschen der Patientin, ihrer allgemeinen Gesundheit, anatomischen Gegebenheiten und vorherigen Behandlungen ab. Die gängigsten Methoden sind:
Implantat-basierter Aufbau, Eigengewebsaufbau (autologe Rekonstruktion), Kombinierter Aufbau und Fetttransfer (Lipofilling).
Es ist wichtig zu betonen, dass die Entscheidung für eine bestimmte Methode des Brustaufbaus in enger Absprache zwischen der Patientin und ihrem chirurgischen Team getroffen wird. Das Hauptziel ist es immer, ein Ergebnis zu erzielen, das für die Patientin sowohl ästhetisch zufriedenstellend als auch medizinisch sicher ist.
Wie entscheiden Sie gemeinsam mit der Patientin, welche Methode des Brustaufbaus am besten geeignet ist?
Chirurg Dr. Gregor Huber; MAS: Die Entscheidung für eine Methode des Brustaufbaus ist ein sehr individueller Prozess, der sowohl medizinische als auch persönliche Aspekte berücksichtigt. Die Art und das Stadium des Tumors, vorangegangene oder geplante Therapien wie Chemotherapie oder Strahlentherapie, und die allgemeine Gesundheit der Patientin sind entscheidende medizinische Faktoren.
Breast Care Nurse DKGP Kathrin Vrantanar: Es ist wichtig, die emotionale und psychische Verfassung der Patientin zu berücksichtigen. Ein Brustaufbau ist nicht nur ein physischer, sondern auch ein emotionaler Prozess. In einigen Fällen ziehen wir psychologische Experten hinzu, um sicherzustellen, dass die Patientin emotional gut auf den Eingriff vorbereitet ist.
Welche Rolle spielen interdisziplinäre Zusammenarbeiten in der Krebsbehandlung und wie wird diese im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder umgesetzt?
Onkologe und EOA Dr. Harald Weiß:
Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist das Herzstück der modernen Onkologie. Bei Krankheiten wie Krebs, wo verschiedene Organsysteme betroffen sein können, ist es unerlässlich, dass Experten verschiedener Fachrichtungen gemeinsam Entscheidungen treffen. In unserem Darmzentrum arbeiten Gastroenterologen, Chirurgen, Radiologen und Onkologen Hand in Hand.
Durch diese enge Zusammenarbeit können wir sicherstellen, dass der Patient die bestmögliche Therapie erhält. Wir treffen uns regelmäßig in Tumorboards, um Patientenfälle gemeinsam zu diskutieren und Therapieempfehlungen abzugeben.
Chirurgin FÄ Dr. Barbara Kohlweg:
Auch im Brustzentrum ist diese Zusammenarbeit unerlässlich. Bei Brustkrebs spielen neben der Chirurgie auch die Strahlentherapie, Chemotherapie und eventuell plastische Chirurgie eine Rolle. Durch diese Vernetzung können wir sicherstellen, dass die Patientin eine ganzheitliche Betreuung erhält.
Breast Care Nurse DKGP Kathrin Vrantanar:
Die BCN führt Beratungs- und Informationsgespräche mit den betroffenen Frauen und auch deren Angehörige über Therapiemöglichkeiten, medizinische und pflegerische Interventionen durch. Außerdem wird den Betroffenen die Brustkrebserkrankung und deren Begleiterscheinungen nähergebracht.
Die BCN ist das Bindeglied zwischen den verschiedenen Berufsgruppen und falls es Fragen hinsichtlich des Behandlungsprozesses gibt, ist die BCN jederzeit Ansprechpartner für unsere Patientinnen.
Welche Unterstützung und Ressourcen stehen PatientInnen und ihren Familien im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit an der Glan zur Verfügung, um mit der Diagnose und Behandlung umzugehen?
Breast Care Nurse BCN Kathrin Vrantanar:
Das Wohlbefinden unserer PatientInnen steht an erster Stelle. Jenseits der medizinischen Behandlung bieten wir psychologische Unterstützung durch das Team der Breast Care Nurses und zusätzlich der Psychoonkologen an. Eine Krebsdiagnose ist für PatientInnen und deren Angehörige sehr belastend, da diese das bisherige Leben von heute auf morgen komplett verändert. Hierbei erfordert es, dass die BCN in dieser belastenden Situation die Betroffenen und deren Familien auffängt und Ihnen mit ihrer Expertise die nötigen Informationen mit Feingefühl näher bringt. Sehr wichtig ist hierbei die psychische Unterstützung unserer PatientInnen im Umgang mit dem veränderten Körperbild, um sie mental zu begleiten und ihnen zur Seite zu stehen. Auch die adäquate Prothesen- und BH-Versorgung steht im Fokus der Pflegeexpertinnen“.
Wichtig, ist auch die Versorgung mit den „Herzkissen“, um die Schmerzen und Spannungen nach einem chirurgischen Eingriff zu minimieren. Diese werden ehrenamtlich von der Patchworkgruppe Friesach genäht und den Patientinnen des Brustzentrums Kärnten kostenlos zur Verfügung gestellt.
Unser Sozialdienst unterstützt auch bei praktischen Fragen, etwa wenn es um die Organisation der Nachsorge oder um soziale und finanzielle Belange geht
Das Brustzentrum Kärnten ist auch beim Krebstag am 14. Oktober im Fuchs-Palast St. Veit vertreten. Welche Botschaft möchten Sie den Besuchern des Krebstages und der breiten Öffentlichkeit mitgeben?
Chirurgin FÄ Dr. Barbara Kohlweg: Krebs kann jeden treffen, und es ist von immenser Bedeutung, präventive Maßnahmen wahrzunehmen und bei Verdachtsmomenten frühzeitig ärztlichen Rat einzuholen. Früherkennung kann Leben retten. Gleichzeitig möchte ich betonen, dass eine Krebsdiagnose heute nicht mehr das ist, was sie vor einem oder zwei Jahrzehnten war. Dank medizinischer Fortschritte und individueller Therapieansätze haben viele Patienten gute Heilungschancen. Unser Krankenhaus steht Betroffenen als Partner zur Seite, und wir setzen alles daran, Sie mit den besten verfügbaren Mitteln zu unterstützen. Sie sind nicht allein in diesem Kampf, und gemeinsam können wir viel erreichen.
FÄ Dr. Barbara Kohlweg, EOA Dr. Harald Weiß, OA Dr. Gregor Huber, MAS und BCN DGKP Kathrin Vratanar