Operationen in der Schwangerschaft – was geht, was geht nicht?
Das Krankenhaus setzt auf präzise Diagnostik und maßgeschneiderte Behandlungsmethoden, um das Wohl beider, Mutter und ungeborenem Kind, zu sichern. Dr. Jasmina Kaplan, Assistenzärztin an der Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit an der Glan beleuchtet die Herausforderungen und Lösungsansätze, die das Team rund um Prim. Dr. Freydun Ronaghi, MBA Vorstand der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, in der Behandlung schwangerer Patientinnen verfolgt und zeigt, wie moderne Medizin selbst in sensiblen Fällen Sicherheit und Zuversicht bietet.
Der Schutz von Mutter und Kind steht bei Behandlungen in der Schwangerschaft an erster Stelle.
„Schwangerschaft bringt einzigartige Herausforderungen für Diagnose und Behandlung mit sich“, erklärt Dr. Kaplan. „Es ist entscheidend zu verstehen, dass nicht alle abdominalen Symptome schwangerschaftsbedingt sind. Schmerzen können oft irreführend sein, da sie schwangerschaftsbedingten Symptomen ähneln. Dies erfordert eine sorgfältige und fortlaufende klinische Beurteilung, unterstützt durch Sonographie, um eine präzise Diagnose zu stellen.“
Interdisziplinäre Expertise im Fokus
Dr. Kaplan betont weiterhin die Bedeutung einer interdisziplinären Zusammenarbeit bei der Diagnose und Behandlung. „Die Kombination aus gynäkologischer Fachkenntnis und chirurgischem Wissen ist unerlässlich, um die richtigen Entscheidungen zu treffen“, sagt sie. Sie erklärt, dass auch Laborwerte während der Schwangerschaft variieren können, was zusätzliche Herausforderungen mit sich bringt. „Entzündungswerte können beispielsweise leicht erhöht sein, was die Interpretation von Labortests erschwert“, fügt sie hinzu. „Daher verlassen wir uns nicht ausschließlich auf Laborergebnisse, sondern nutzen ein breites Spektrum an diagnostischen Werkzeugen, einschließlich fortschrittlicher bildgebender Verfahren.“
Schutz von Mutter und Kind
Das Verständnis für die Veränderungen im Körper einer schwangeren Frau und die Auswirkungen auf die Standarddiagnoseverfahren ist ein Kernaspekt von Dr. Kaplans Arbeit. „Jeder Fall ist einzigartig, und unsere Herangehensweise muss dies widerspiegeln“, sagt sie. „Unser Ziel ist es, eine sichere Umgebung für Mutter und Kind zu schaffen, während wir gleichzeitig die bestmögliche medizinische Versorgung bieten.“ Dieser ganzheitliche und patientenorientierte Ansatz stellt sicher, dass schwangere Patientinnen eine individuell abgestimmte Behandlung erhalten, die sowohl ihre eigene Gesundheit als auch die ihres ungeborenen Kindes berücksichtigt.
Die Kunst der sicheren Chirurgie in der Schwangerschaft
Während große chirurgische Eingriffe, vor allem intraabdominelle, das Risiko für vorzeitige Wehen und intrauterinen Fruchttod erhöhen können, betont Dr. Kaplan, dass sie dennoch sicher durchgeführt werden können. „Chirurgische Eingriffe, die medizinisch notwendig sind,
werden von Schwangeren und dem Fetus gut toleriert, vorausgesetzt, es wird für angemessene unterstützende Betreuung und Anästhesie gesorgt“, sagt sie. Dr. Kaplan rät jedoch, vor der 16. Schwangerschaftswoche möglichst auf Vollnarkose oder tiefwirkende Teilnarkose zu verzichten.
Optimaler Zeitpunkt, optimale Methode
Sie erläutert weiter, dass die Wahl des Operationszeitpunkts und der Anästhesiemethode entscheidend ist, um die Risiken zu minimieren. „Wir bevorzugen minimalinvasive Techniken wie die Laparoskopie, wann immer möglich. Diese Methode reduzieren die Belastung für die Mutter und das Kind und verkürzen die Erholungszeit“, erklärt Dr. Kaplan. „Außerdem arbeiten wir eng mit AnästhesistInnen zusammen, um sicherzustellen, dass die verwendeten Anästhetika für den Fetus so sicher wie möglich sind. In Situationen, in denen eine Operation unumgänglich ist, stellen wir sicher, dass alle notwendigen Vorkehrungen getroffen werden, um den Eingriff so sicher wie möglich zu machen.“
Zielgerichtete Eingriffe bei schwangeren Frauen
Das Krankenhaus behandelt häufig vorkommende Erkrankungen wie Appendizitis und Ovarialtumore. „Die Lokalisation der Appendix kann sich während der Schwangerschaft verschieben, was die Diagnose erschwert. Eine chirurgische Abklärung per Laparoskopie oder Laparotomie ist dann erforderlich“, erklärt Dr. Kaplan. Bei Eierstockzysten und Ovarialtumoren ist eine sonographische Diagnostik entscheidend. „In einigen Fällen, besonders bei Zeichen eines malignen Tumors, kann eine Operation notwendig werden", fügt sie hinzu.
Dr. Kaplan unterstreicht die Wichtigkeit, diese Erkrankungen frühzeitig und präzise zu diagnostizieren. „Gerade bei Appendizitis ist eine schnelle Diagnose entscheidend, um Komplikationen wie eine Perforation zu verhindern“, sagt sie. „Die Verschiebung der Appendix durch das wachsende Uterus kann typische Symptome maskieren, daher ist eine aufmerksame Beobachtung und Bewertung der Symptome unerlässlich.“
Auf dem schmalen Grat
Bei der Behandlung von Eierstockzysten und Ovarialtumoren geht das Team rund um Prim. Dr. Freydun Ronaghi, MBA Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, sorgfältig vor. „Während viele Eierstockzysten während der Schwangerschaft harmlos sind und keiner Behandlung bedürfen, ist es entscheidend, potenziell gefährlichere Fälle zu identifizieren“, erklärt Dr. Ronaghi. „Die Ultraschalluntersuchung hilft uns dabei, die Natur der Zyste oder des Tumors zu bestimmen. Bei Verdacht auf Malignität oder Komplikationen wie Stieldrehung ist eine chirurgische Intervention unumgänglich.“
Das Krankenhaus nimmt auch die Sorgen um die Bildgebung während der Schwangerschaft ernst. „Wir vermeiden ionisierende Strahlung, wie Röntgen oder CT, soweit es geht, um das Risiko von Fehlbildungen beim Ungeborenen zu minimieren. Ultraschall und MRT sind sichere Alternativen“, sagt Dr. Kaplan.
Sicherheit zuerst
Dr. Kaplan erklärt weiter, dass die Verwendung von bildgebenden Verfahren in der Schwangerschaft eine sorgfältige Abwägung von Nutzen und Risiken erfordert. „Jede Entscheidung über bildgebende Verfahren wird individuell getroffen, wobei die Gesundheit von Mutter und Kind stets im Vordergrund steht“, betont sie. „In Fällen, in denen Bildgebung unumgänglich ist, bevorzugen wir Methoden ohne ionisierende Strahlung, wie Ultraschall oder MRT, um potenzielle Risiken für das Ungeborene zu vermeiden.“
Darüber hinaus hebt Dr. Kaplan hervor, dass das Krankenhaus stets die neuesten Richtlinien und Forschungsergebnisse zur Anwendung bildgebender Verfahren in der Schwangerschaft berücksichtigt. „Wir aktualisieren kontinuierlich unsere Protokolle und Schulungen, um sicherzustellen, dass unsere Methoden die sichersten und effektivsten sind“, sagt sie. „Dies beinhaltet auch die Beschränkung oder den vollständigen Verzicht auf Kontrastmittel bei MRTUntersuchungen, wenn möglich.“
Diese sorgfältige Herangehensweise unterstreicht das Engagement des Krankenhauses, die beste medizinische Versorgung für Schwangere zu gewährleisten. Durch die Kombination von Fachwissen, modernster Technologie und einer aufmerksamen Betreuung setzt das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in St. Veit an der Glan neue Maßstäbe in der medizinischen Versorgung von Schwangeren.
Dr. Jasmina Kaplan von der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe