Seid Mann genug für die Darmkrebs-Vorsorge!
Internistin Dr. Eva-Maria Ornella und Chirurg Dr. Dominik Weihs
Darmkrebs ist eine der häufigsten Krebsarten in der westlichen Welt. Allein in Kärnten erkranken jährlich ca. 400 PatientInnen an diesem Tumor. Darunter sind auch immer mehr jüngere Menschen, was in diesem Zusammenhang ein Alter unter 50 bedeutet. Die ExpertInnen des ansässigen Darmzentrums St. Veit/Glan am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan warnen allerdings. „Viele ignorieren über Wochen, Monate oder sogar Jahre Beschwerden. Dann ist es meistens schon zu spät“, weiß Chirurg und Zentrumskoordinator OA Dr. Dominik Weihs.
In diesem Fall kann ein Bluttest des Stuhls durchgeführt werden. Es muss aber allen klar sein, dass die Genauigkeit des Stuhltests vor allem bei kleinen Polypen und Darmkrebsvorstufen weitgehend versagt und daher eine regelmäßige Darmspiegelung zu bevorzugen ist, bei familiärer Vorbelastung bereits vor dem 45. Lebensjahr.
Blutuntersuchung oft zu wenig aussagekräftig
Das von den Krankenkassen erstattete Programm zur Früherkennung von Darmkrebs sieht allerdings erst ab dem 50. Lebensjahr regelmäßige Tests auf okkultes Blut im Stuhl vor. In Österreich sind die Durchführung eines Tests auf verstecktes Blut im Stuhl und eine Rektaluntersuchung einmal pro Jahr kostenfrei.
„Es muss aber allen klar sein, dass die Genauigkeit des Stuhltests vor allem bei kleinen Polypen und Darmkrebsvorstufen weitgehend versagt und daher eine regelmäßige Darmspiegelung zu bevorzugen ist, bei familiärer Vorbelastung bereits vor dem 45. Lebensjahr“, betont der Chirurg, der sich in Kooperation mit der genderbeauftragten Ärztin des Krankenhauses, Dr. Eva-Maria Ornella zunehmend die Frage stellt „Warum nehmen Männer Vorsorgeuntersuchungen weniger wahr als Frauen?“
Dr. Eva Ornella, Internistin und Gender-Beauftragte, spricht Klartext: „Nur etwa 22% der Männer nehmen jährliche Vorsorgeuntersuchungen wahr – im Vergleich zu über 50% der Frauen. Männer betreiben oft eher Reparaturmedizin statt Vorsorge. Es ist höchste Zeit, dass sie von den Frauen lernen.“ Diese Zahlen sind alarmierend, denn sie zeigen eine signifikante Diskrepanz im Gesundheitsbewusstsein zwischen den Geschlechtern.
Frühzeitige Vorsorge als Schlüssel zur Vermeidung
OA Dr. Dominik Weihs, Chirurg am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in St. Veit an der Glan, hebt die kritische Rolle der Vorsorgeuntersuchungen aus chirurgischer Perspektive hervor. Mit seinem tiefen Einblick in die täglichen Herausforderungen in der proktologischen Ambulanz unterstreicht er die oft verpassten Chancen zur Früherkennung von Krankheiten. "Wir begegnen in unseren Ambulanzen regelmäßig Fällen, die bei früherer Diagnose hätten vermieden oder zumindest in ihrem Verlauf deutlich gemildert werden können," erklärt Dr. Weihs. Seine Beobachtungen zeigen, dass viele ernste Erkrankungen in einem fortgeschrittenen Stadium behandelt werden müssen, was mit einem höheren Risiko und komplizierteren Eingriffen verbunden ist.
PatientInnen werden immer jünger
Als besonders auffällig bei der Analyse erwies sich die steigende Prävalenz bestimmter, mit einem besonders hohen Krebsrisiko verbundener Darmpolypen bei jüngeren Männern. Als mögliche Ursachen für den Anstieg von Darmkrebs bei jüngeren Männern nennt OA Dr. Weihs insbesondere Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Übergewicht und Diabetes.
Vorsorgekoloskopie – Ein entscheidender Schritt im Kampf gegen Darmkrebs
Dr. Weihs betont die Bedeutung der Vorsorgekoloskopie, insbesondere ab dem 45. Lebensjahr. „Das Screening-Komitee für Krebserkrankungen empfiehlt ein qualitätsgesichertes Darmkrebs-Screening-Programm für Personen ab 45 in Form von Stuhlbluttests bzw. Koloskopie. Diese Koloskopie ist nicht nur eine Routinekontrolle, sondern ein entscheidender Schritt in der Prävention von Darmkrebs. Früh erkannt, sind die Behandlungserfolge signifikant höher," fügt er hinzu. Er weist darauf hin, dass die Vorsorgekoloskopie bösartige Tumoren im Frühstadium erkennen kann, was die Heilungschancen drastisch erhöht. Neben der Koloskopie hebt Dr. Weihs auch die Wichtigkeit regelmäßiger urologischer Kontrollen hervor. Er erklärt, dass die Früherkennung von Prostataerkrankungen durch regelmäßige Untersuchungen und PSA-Tests ein wesentlicher Faktor ist, um schwerwiegende Folgen zu vermeiden.
Ängste überwinden, Gesundheit gewinnen
Dr. Weihs rät Männern, ihre Angst vor Untersuchungen zu überwinden: „Kein Eingriff ist ohne Risiko, aber das Risiko einer Komplikation ist gering im Vergleich zum Nutzen einer Vorsorgeuntersuchung. Eine rechtzeitige Diagnose kann entscheidend sein.“ Dr. Ornella ergänzt: „Die Sensibilisierung von Männern für ihre Gesundheit und die Überwindung von Stigmata rund um medizinische Untersuchungen sind essentiell. Wir müssen Männer darin bestärken, proaktiv ihre Gesundheit in die Hand zu nehmen, anstatt zu warten, bis Symptome unübersehbar werden.“
Männer, überwindet eure Ängste und geht zum Arzt, appellieren die Darmkrebs-Experten.