Künstliche Intelligenz (KI) im Dickdarm
Die Darmspiegelung – Koloskopie – ist der Goldstandard in der Vorsorge von Krebserkrankungen im Dickdarm und die Vorsorgekoloskopie gilt als wichtigste Maßnahme zur Prävention von Darmkrebs. Ein wichtiges Qualitätskriterium der Koloskopie ist die Anzahl der Veränderungen, z.B. Polypen, die man bei der Untersuchung findet.
Im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in St. Veit/Glan ist die Künstliche Intelligenz (KI) angekommen und unterstützt die ÄrztInnen der Abteilung für Innere Medizin in ihrem Handeln. In der Endoskopie setzt das Team rund um Prim. Dr. Hans Peter Gröchenig bei endoskopischen Darmuntersuchungen neuerdings das KI-System „ENDO-AID“ ein.
„Verdächtiges“ im Blick
Das ENDO-AID System, das seit wenigen Wochen im Einsatz ist, ist speziell darauf ausgerichtet, die Erkennungsrate von Polypen bei Darmspiegelungen signifikant zu verbessern.
Durch die Analyse von Endoskopiebildern in Echtzeit hilft es ÄrztInnen, pathologische Veränderungen schneller und genauer zu identifizieren. „Wir Endoskopiker konzentrieren uns bei der Schleimhautinspektion normalerweise auf die Mitte des Bildschirms. ENDO-AID erkennt Polypen jedoch im gesamten Sichtfeld. Die Technologie hebt relevante Bereiche hervor und liefert zusätzliche Informationen, die für eine präzise Diagnosestellung unerlässlich sind“, beschreibt der Darmkrebs-Experte und Vorstand der Abteilung für Innere Medizin Prim. Dr. Hans Peter Gröchenig die Neuerung von der die PatientInnen profitieren werden.
Zunahme der Krebserkrankungen
Besonders bei jungen Menschen und hier insbesondere Männern werde eine Zunahme von Darmkrebserkrankungen beobachtet. Das liegt aber nicht nur am „Lifestyle“ oder der genetischen Veranlagung, sondern vor allem auch an der neuen Technik, die heute viel früher Krebsfrühformen erkennt.
Mit ENDO-AID macht das Krankenhaus einen großen Schritt vorwärts in der endoskopischen Diagnostik. „Diese KI-gestützte Lösung ermöglicht es uns, Veränderungen im Gewebe, die früher möglicherweise nicht zu sehen waren, zu erkennen und bietet somit eine bedeutende Verbesserung in der Früherkennung von Erkrankungen“, schildert der Internist Prim. Dr. Gröchenig.
Untersuchungsablauf
Die endoskopischen Darmuntersuchungen werden weiter wie bisher durchgeführt und die KI arbeitet vom Patient/In völlig unbemerkt. Neu ist, dass während der Untersuchung die aufgenommenen Echtzeitbilder (Form, Farbe und Oberfläche) der Darmwand des/der PatientIn mit bestimmten Algorithmen verglichen werden. Dem Vorgang liegt eine automatische Bilderkennung mit großer Rechenleistung und eine spezielle Software zugrunde. Der/Die Endoskopiker/In wird somit bei der Suche nach Besonderheiten wie Läsionen, Darmpolypen oder Gewebeneubildungen unterstützt.
„Man kann sagen, das System funktioniert wie ein/e KollegIn, der uns hilfreiche Tipps gibt. Wenn ein Polyp von ENDO-AID erkannt wird, erscheint ein blinkendes grünes Quadrat oder eine Markierung, die der Gesichtserkennung auf einem Smartphone ähnelt“, so Prim. Dr. Gröchenig.
Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in St. Veit an der Glan weist einen hohen Digitalisierungsgrad auf. „Die Einführung von ENDO-AID ist ein Beispiel unserer Investitionen in die Digitalisierung. Diese Technologien verbessern die Effizienz unserer Prozesse und somit die Qualität der Patientenversorgung“, ergänzt der Kaufmännische Direktor Mag. Manfred Kraßnitzer.
Prim. Dr. Hans Peter Gröchenig