Narkose beim Kaiserschnitt - Welche ist die beste Methode?
Die Anästhesistin und Intensivmedizinerin, Oberärztin Sarah Vogel, und die Gynäkologin, Oberärztin Dr. Sanja Žuljević, vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan klären über häufig aufkommende Fragen rund um die verschiedenen Formen der Narkose auf, um für ein besseres Verständnis des Themas Anästhesie bei der Geburt zu sorgen.
Bereits ein Drittel aller Frauen entbinden per Kaiserschnitt. Weltweit wird keine Operation so häufig durchgeführt wie die Sectio caesarea, besser bekannt als Kaiserschnitt. Der Eingriff gilt als sichere Art, ein Kind auf die Welt zu holen.
Interview
Mit Anästhesistin und Intensivmedizinerin Oberärztin Sarah Vogel und Gynäkologin Oberärztin Dr. Sanja Žuljević
Welche Anästhesieverfahren werden bei der Geburt angewendet?
Oberärztin Sarah Vogel: Bei der Geburt werden drei Hauptmethoden der Anästhesie angewendet: die Spinalanästhesie, die Periduralanästhesie und die Vollnarkose. Die Spinal- und Periduralanästhesie sind rückenmarksnahe Anästhesieverfahren, die sich dadurch auszeichnen, dass sie eine gezielte Schmerzlinderung im Unterleib ermöglichen, während die Mutter wach bleibt und die Geburt bewusst miterleben kann. Eine Vollnarkose wird in seltenen Fällen angewendet, etwa wenn ein Notfallkaiserschnitt erforderlich ist oder andere medizinische Gründe vorliegen, die eine rückenmarksnahe Anästhesie ausschließen.
Wie unterscheiden sich diese Verfahren?
Oberärztin Sarah Vogel:
Periduralanästhesie (PDA): Dieses Verfahren ist besonders hilfreich, wenn die Geburt länger dauert oder die Wehen sehr schmerzhaft sind. Über einen Katheter (dünner Schlauch, der in den Körper eingeführt wird, um Flüssigkeiten zu transportieren oder bestimmte Körperstellen zu erreichen (z.B. Medikamente verabreichen oder Blutproben entnehmen), kann die Dosierung des Anästhetikums angepasst werden, um die Schmerzen effektiv zu lindern, ohne die Muskelkraft der Mutter zu beeinträchtigen. So kann die Mutter ihre Kräfte schonen und die Geburt aktiv unterstützen.
Spinalanästhesie: Diese Methode wird häufig bei Kaiserschnitten eingesetzt, da sie eine schnelle und umfassende Schmerzausschaltung im Unterleib bietet. Nach der Injektion des Anästhetikums kann die Mutter ihre Beine vorübergehend nicht mehr bewegen, bleibt aber wach und kann die Geburt ihres Kindes bewusst miterleben.
Vollnarkose: In seltenen Fällen, etwa bei einem Notfallkaiserschnitt, wird eine Vollnarkose angewendet. Diese Methode führt zu einer vollständigen Bewusstlosigkeit der Mutter, sodass sie von den Vorgängen im OP nichts mitbekommt. Die Vollnarkose wird nur dann gewählt, wenn es medizinisch notwendig ist, um Mutter und Kind schnell und sicher zu versorgen.
Wie lange dauert eine Narkose an?
Oberärztin Sarah Vogel
Periduralanästhesie: Diese endet meist mit der Geburt des Kindes. Der Katheter wird dann entfernt, und die Wirkung lässt innerhalb einiger Stunden nach. Wichtig ist, dass die Mutter beim ersten Aufstehen Unterstützung erhält, da die Muskulatur noch geschwächt sein kann.
Spinalanästhesie: Die Wirkung dieser Anästhesie dauert in der Regel zwei bis vier Stunden an. Das Gefühl in den Beinen kehrt allmählich zurück, sodass die Mutter nach der Operation ihre Mobilität langsam wiedererlangt.
Vollnarkose: Diese hält genauso lange an, wie der operative Eingriff dauert. Die Mutter wird in der Regel im Aufwachraum vollständig wach und erlangt dann langsam ihr volles Bewusstsein zurück.
Können Sie werdenden Müttern die Angst vorm Kaiserschnitt und der Narkose nehmen?
Oberärztin Sarah Vogel: Das Team im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan versteht, dass der Gedanke an eine Anästhesie beunruhigend sein kann. Deshalb legen wir großen Wert darauf, jede werdende Mutter ausführlich und einfühlsam aufzuklären. Von der ersten Beratung bis zur Nachsorge sind unsere erfahrenen Anästhesistinnen und Anästhesisten an Ihrer Seite, um sicherzustellen, dass Sie sich gut aufgehoben fühlen. Alle eingesetzten Verfahren sind langjährig etabliert und sicher, sodass Sie sich voll und ganz auf die bevorstehende Geburt konzentrieren können.
Welche Behandlung benötigt die Mutter nach einem Kaiserschnitt?
Oberärztin Sarah Vogel: Nachdem alle Narkoseformen zeitnah enden, wird die anästhesiologische Betreuung im Normalfall nicht mehr benötigt und endet zeitgleich mit der Geburt. Sollte es dennoch zu Schmerzen kommen, stehen wir bereit, um Ihnen weiterhin Unterstützung zu bieten.
Welche Gründe gibt es für die Durchführung eines Kaiserschnitts?
OÄ Dr. Sanja Žuljević: Der Kaiserschnitt ist ein operatives Verfahren. Es gibt aber Situationen, die medizinische Eingriffe wie einen Kaiserschnitt nötig machen, um die Gesundheit und Sicherheit der werdenden Mutter und des Babys nicht zu gefährden. Es werden primäre, sekundäre, Notfall- und Wunschkaiserschnitt unterschieden.
Der primäre Kaiserschnitt erfolgt, wenn eine vaginale Geburt eine Gefahr für Mutter und Kind bedeuten könnte z.B. vor dem Muttermund liegender Mutterkuchen.
Der sekundäre Kaiserschnitt, erfolgt, wenn unter der natürlichen Geburt das Wohlergehen der Mutter und/oder des Kindes gefährdet sein könnte z.B. Geburtstillstand, Fehleinstellung des Kindes, etc.
Notkaiserschnitt erfolgt bei akuter Bedrohung für Mutter und/oder Kind z.B. vag. Blutung, abfallende kindliche Herztöne, Sauerstoffmangelgefahr, etc
Wunschkaiserschnitt erfolgt auf Wunsch der Schwangeren ohne einen medizinischen Grund.
Um mögliche Ängste und Bedenken gegen eine natürliche Geburt abzubauen, ist eine gründliche Beratung wichtig, bei der die Schwangeren über den Vorteilen und Risiken einer natürlichen Geburt im Vergleich zum Kaiserschnitt aufgeklärt werden.
Wird ein Kaiserschnitt empfohlen, wenn er nicht unbedingt notwendig ist?
OÄ Dr. Sanja Žuljević: Ein Kaiserschnitt ohne medizinische Indikation wird nicht empfohlen. Jedoch wird eine ausführliche Aufklärung über Vor- und Nachteile einer Spontangeburt versus Kaiserschnitt durchgeführt und die Entscheidung letztlich gemeinsam getroffen.
Hat ein Kaiserschnitt/Anästhesie negative Folgen für das Kind?
OÄ Dr. Sanja Žuljević: Wie auch bei der Spontangeburt können nach einem Kaiserschnitt die Neugeborene eine Anpassungsstörung entwickeln. Das heißt Atemprobleme, weil sich noch einen Rest vom Fruchtwasser in der Lunge befinden kann.
Die Atemprobleme könne in der Regel schnell behoben werden.
Der andere Grund der Atemproblematik kann durch eine sehr selten durchgeführte Allgemeinnarkose der Mutter erfolgen, da die Medikamente zum Kind übergehen.
Die Studienlage über die langfristigen Folgen eines Kaiserschnitts ist leider nicht eindeutig.
Es gibt aber Hinweise, dass die Kinder häufiger Allergien, Asthma, Diabetes oder Übergewicht entwickeln aufgrund des fehlenden Kontakts mit dem Mikrobiom des Geburtskanales.